AboAbonnieren

Firmenkrise in LeverkusenBiofronteras Aktionäre sollen ihre Stimmrechte übertragen

Lesezeit 3 Minuten
leverkusen-biofrontera--ALF_1855

Biofronteras Gründer Hermann Lübbert macht sich große Sorgen um das Unternehmen. 

Leverkusen – Geht es nach Hermann Lübbert, die Hauptversammlung nächsten Dienstag würde abgesagt. Nachdem Biofronteras Aufsichtsrat mit Finanzvorstand Ludwig Lutter einen Mann vor die Tür gesetzt hat, „der Fragen sicherlich wahrheitsgemäß beantwortet hätte“, sieht der Gründer und vormalige Vorstandschef der Manforter Firma nicht, wie sich ein Aktionär ein Bild von der Lage machen soll.

Die eskaliert seit dem vorigen Wochenende. Und führt zum Beispiel zu widersprüchlichen Abstimmungsempfehlungen für das Aktionärstreffen. Einen Überblick hat aus Lübberts Sicht noch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Deren Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler tritt regelmäßig auf den Hauptversammlungen der Pharma-Firma auf und wird das auch beim nächsten Mal tun. Lübbert findet, dass Aktionäre gut daran tun, Tünglers DSW ihre Stimmrechte zu übertragen. Die Frist dafür läuft am Dienstagabend, 24 Uhr, ab. Mit der Anmeldefrist zu dem Aktionärstreffen.

„Keine Gründe“ für Entlassung des Vorstands

Nicht nur mit Blick auf die Entlassung von Ludwig Lutter, für die er „keine Gründe“ sieht, macht sich Lübbert „sehr große Sorgen“, dass die 1996 von ihm gegründete Biofrontera in eine existenzielle Krise geraten ist. Seit kurz vor Weihnachten 2021 mit Wilhelm Zours der größte Aktionär an die Spitze des Aufsichtsrats gewählt wurde – und Lübbert gleichzeitig den Vorstand verließ, um sich komplett dem Ausbau des US-Geschäfts zu widmen, das für Biofrontera entscheidend ist – habe sich die Lage immer weiter zugespitzt. Zuletzt durch Zours’ Angebot an alle Aktionäre, ihre Papiere für 1,18 Euro zu übernehmen.

Vorstand und Aufsichtsrat hatten sich – letzterer bei Stimmenthaltung von Zours – gegen diese Offerte ausgesprochen, mit der Biofronteras größter Anteilseigner für sehr wenig Geld seine beherrschende Stellung so weit ausgebaut hätte, dass ihm praktisch niemand mehr Widerstand hätte leisten können. Auch Lübbert hält das für gefährlich. Mit Blick auf die Entwicklung der Firma, die in diesem Herbst erstmals seit 1996 operativen Gewinn machen soll, sei Zours’ Verhalten schlicht „irrational“. Und die Gefahr groß, dass die deutsche Biofrontera AG das nicht überleben könnte.

Widerstand aus der Belegschaft

Nachdem Zours es geschafft hat, im Aufsichtsrat die Entlassung von Finanzvorstand Lutter durchzusetzen und die Führung nur noch aus dem erst vor gut zwei Monaten und bis Ende August berufenen Paul Böckmann besteht, sei Schlimmes denkbar, sagte Lübbert am Dienstag dem „Leverkusener Anzeiger“. Es könnte passieren, dass die deutsche AG das vielversprechende Hautkrebsmittel Ameluz nicht mehr herstellen und auch ihre anderen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen kann.

Denn die Belegschaft hat sich ganz klar positioniert: Sie fürchtet, dass Zours Biofrontera finanziell aussaugt, will das nicht mitmachen – und gehen. Im Vertrag mit der inzwischen formell komplett unabhängigen US-Niederlassung Biofrontera Inc. steht, dass in Manfort nicht nur die Herstellung der Hautkrebssalbe organisiert wird, sondern auch weitere klinische Studien und „Pflege der Zulassungen“.

Das könnte Sie auch interessieren:

Auf das Worst-Case-Szenario eines Ausfalls der Biofrontera AG „haben wir uns vorbereitet“, so Lübbert: Die amerikanische Biofrontera Inc. habe eine Tochtergesellschaft gegründet. Ihr Firmensitz: Hemmelrather Weg in Manfort. Also im selben Haus, in dem auch die frühere Muttergesellschaft sitzt. Sollte Zours’ die schlimmsten Befürchtungen wahr machen und es kommt in der Folge zu massenhaften Kündigungen: Biofronteras Gründer hätte Stellen frei.