Leverkusen – Muss man in einem längst nachgewiesen nassen Sommer die Talsperren bis zum Rand füllen? Und dann in die Verlegenheit kommen, im Starkregen Wasser abzulassen? Was dann nach Meinung der Flutopfer in Opladen, aber auch in Schlebusch und Leichlingen das Unglück erst zur veritablen Katastrophe gemacht hat? Norwich Rüße hat große Zweifel am Gebaren der Wasserverbände, also auch des Wupperverbands.
Der Grüne im Umweltausschuss des Landtags hatte noch mehr kritische Anmerkungen zum Umgang mit der Katastrophe vom 15. Juli. Die Krise sei von den Behörden ganz schlecht gemanagt geworden, die Bürger hätten viel deutlicher gewarnt werden müssen. Zeit genug sei gewesen, so der Abgeordnete in der Sondersitzung des Gremiums am Montag: Die Europäische Flutwarnbehörde Efas habe am 10. Juli erstmals vor Starkregen gewarnt – also gut vier Tage vor der Flut.
Warnungen zu unscharf
Aus dem Umweltministerium waren diese frühen Hinweise zuvor relativiert worden. Hans-Jörg Lieberoth-Leden – er ist für das Referat Wasserwirtschaft dort verantwortlich – hatte zu den Warnungen gesagt, dass sie viel zu ungenau gewesen seien. Mit diesen Informationen habe man in den später überfluteten Gebieten nicht warnen können. Später habe aber der Deutsche Wetterdienst deutlich von Starkregen gesprochen und welche Folgen das für die betroffenen Regionen haben könne. An der Kommunikation habe es nicht gelegen – das hatte zuvor Ursula Heinen-Esser zu diesem Aspekt der Flutkatastrophe gesagt.
In der AfD sieht man das nicht so. Der Leverkusener Abgeordnet Andreas Keith erklärte in der Sitzung, er habe beim Wupperverband nachgefragt. Ergebnis: Dort gab es keinerlei Kontakt mit dem Koordinierungsstab des Landes. Also auch keine Hinweise, wie man das Ablassen der Wuppertalsperre so steuern kann, dass die Flutwellen in Leverkusen und Leichlingen nicht so hoch werden.
Warum keine Vorgaben?
Für den Grünen Rüße stellt sich die Frage, warum das Umweltministerium den Wasserverbänden nicht vorgibt, bei stabil regnerischen Wetterlagen die Talsperren zu höchstens 80 Prozent zu füllen. Dass der Klimawandel die meteorologischen Verhältnisse zu durchgängig trocken oder eben durchgängig regnerisch verschiebe, habe man in den vergangenen Jahren erfahren, ergänzte Rüßes Fraktionskollege Horst Becker.
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Ministerin Heinen-Esser schaut nach der Flut auf etwas anderes: Um sich künftig besser schützen zu können, müsse man von den kleinen Flüssen bessere Daten haben. Der Rhein sei kein Problem mehr. Tatsächlich war die Hitdorfer Hochwasserwand nur vorsichtshalber aufgebaut worden.