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ForumVeranstalter beklagen hohe Preise bei den Saalmieten in Leverkusen

Lesezeit 4 Minuten

Das Forum mus schon ziemlich voll sein, damit fremde Veranstalter die Miete einspielen können.

Leverkusen – Noch ist zwar Sommerpause. Dennoch hat Fabian Stiens viel zu tun: Er muss die Konzerte vorbereiten, die demnächst bei ihm im Scala-Club anstehen.

Und er ist mitten in der Organisation der Leverkusener Jazztage, die er vom 4. bis 13. November erstmals ausrichtet. Schließlich arbeitet er an einem Konzept für die Stadtverwaltung. Eines, das ihm am Herzen liegt, mit dem er ein neues Kapitel im Kulturangebot aufschlagen kann.

Mehr Konzerte im Forum

Es geht um das Forum. Hier würde Stiens gern mehr Konzerte und Comedy-Abende veranstalten als jetzt. Also fünf bis zehn pro Jahr. „Ich sehe da durchaus Potenzial. Ich habe Künstler im Scala, die ich mir auch sehr gut im großen Saal des Forums vorstellen könnte.“

Fabian Stiens (r.), hier mit Arthur Horvath,würde im Forum gern mehr Konzerte und Comedy-Abende veranstalten als jetzt.

Ins Scala passen knapp 300 Zuschauer, ins Forum fast 1000. Aber es kostet Miete für externe Veranstalter. Also für alle außer der „Kultur-Stadt-Lev“ (KSL), der das Forum gehört.

Und bei allem Potenzial: Das derzeitige Modell der KSL rechnet sich für einen wie Stiens nicht. Es bedeutet pro Tag 1745 Euro Miete – „und da kommen eben noch Kosten für Licht- und Tontechniker des Hauses, für Hostessen und mitunter eine eigene Anlage drauf“, zählt Stiens auf.

Das seien bis zu 3000 Euro zusätzlich. Oder mehr. Die Folge: „Ich muss sicher sein, dass ich mindestens 800 Karten verkaufe.“ Das klappe bei den Höhnern oder dem aus Opladen stammenden Comedian Ralf Schmitz. „Bei vielen anderen aber nicht.“

Bei denen käme es auf einen Versuch an. So etwas sei aber keine Basis für eine seriöse Kalkulation. Stiens denkt deshalb an eine Staffelmiete: mit einem Rabatt für Veranstalter, die das Forum mehrmals im Jahr buchen. Vorbilder sind das E-Werk und das Palladium, die mittelgroßen Hallen in Köln.

Auf taube Ohren stößt Stiens nicht. Biggi Hürtgen, Betriebsleiterin der KSL, bestätigt: „Wir wissen von Herrn Stiens’ Interessen und stehen mit ihm in Kontakt.“

Grundsätzlich würden alle Ideen auf den Tisch kommen und diskutiert. Und auch die KSL-Verantwortlichen sähen das Potenzial, das vorhanden wäre, um den Veranstaltungskalender zu ergänzen: „Das Programm, das zum Beispiel im Scala geboten wird, ist schon interessant.“

Es gebe jedoch ein Problem: Über die Nutzung des Forums – also auch über die Miete – entscheide der Rat. „Jeder Vorschlag muss also in die politische Runde gehen. Das können wir als KSL nicht alleine entscheiden.“

Unwägbarkeiten, erst recht vor dem Hintergrund der Debatten der vergangenen Monate. Gutachten von Wirtschaftsprüfern, Sparzwang, drohende Museumsschließung. „Das alles beschäftigt uns jeden Tag aufs Neue.“ Die KSL suche nach neuen Betriebskonzepten für ihre Spielstätten.

Stellt sich die Frage: Wo könnten Bands oder Comedians, die am meisten Publikum anlocken, sonst auftreten? Antwort: im Erholungshaus. Theoretisch geht das, sagt Thomas Helfrich.

„Wir stehen für externe Veranstalter offen.“ Das war nicht immer so, erklärt der Chef der Bayer-Kultur. Doch spätestens seit einem Besuch im Konzerthaus Berlin und Gesprächen mit den Betreibern, die ihre Stätte vermieten, sei das anders. „Das fand ich interessant.“

Ein gutes Beispiel – auch für eine Kooperation mit Fabian Stiens – sei das Abschlusskonzert der Jazztage mit dem Tingvall Trio und einem neuen Musikprojekt des ehemaligen Jazztage-Organisators Eckhardt Meszelinsky.

Das findet am 13. November im Erholungshaus statt. Zudem mieteten sich gerne mittelständische Unternehmen für Tagungen ein. „Und neulich hatten wir hier einen Abiball.“

Miete fürs Erholungshaus 1700 Euro pro Tag

Die Miete für das Erholungshaus beträgt derzeit 1700 Euro pro Tag für Foyer und den Saal, in dem je nach Veranstaltung zwischen 650 und 800 Gäste Platz fänden, wie Stephan Teschke sagt.

Er ist für die technischen Angelegenheiten bei Vermietungen zuständig. Natürlich kämen auch hier, wie im Forum, Kosten für Techniker, Hostessen und Brandschutz dazu. „Aber wir arbeiten gerade intensiv an einer neuen Struktur für die Vermietung unseres Hauses“, ergänzt Helfrich.

Eben mit dem Ziel, die Türen noch weiter zu öffnen und externe Veranstalter und Nutzer anzulocken. Wobei es zwei Einschränkungen gebe. Das Erholungshaus werde im Verlauf eines Jahres schon extrem viel genutzt – und das nicht nur durch Gastspiele im Rahmen des Bayer-Kulturprogramms.

„Oftmals trainieren Ensembles im Haus. Oder es gibt CD-Einspielungen, weil der Saal eine anerkannt hervorragende Akustik biete“, sagt Helfrich.

Derzeit etwa nimmt der Pianist Alexander Krichel seine neue Ravel-CD an der Nobelstraße auf. Und zweitens müsse schon darauf geschaut werden, was im Hause auf die Bühne gebracht werde. „Es muss immer zu unserem Selbstverständnis passen. Wir sind eben nach wie vor ein klassisches Konzert- und Theaterhaus.“

Ein Aspekt, den denn auch Kerstin Heber als Sprecherin der Bayer-Kultur aufgreift, wenn sie sagt: „Es darf keine Kannibalisierung in Sachen Kulturangebot zwischen den Veranstaltern innerhalb der Stadt geben.“