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Großbrand in Leverkusen-OpladenAnwohner entdeckte die Flammen als Erster

Lesezeit 3 Minuten

Von seinem Küchenfenster aus entdeckte Ahmet Berisha den Brand als einer der ersten und alarmierte die Polizei.

Opladen – Ahmet Berisha war noch wach am Montagmorgen um 3 Uhr. „Meine Frau hat derzeit einen starken Husten. Ich hatte ihr ein Glas Wasser gebracht und wollte danach am Küchenfenster noch eine Zigarette rauchen.“ Was der aus dem Kosovo stammende Bauarbeiter dann sah, wird er wohl so schnell nicht vergessen: Im Erdgeschoss des Wohn- und Geschäftshauses gegenüber loderten Flammen und eine dichte Rauchwolke quoll aus Fenstern und Türen. Um 3.15 Uhr wählte Berisha den Notruf 110 der Polizei und forderte dringend Hilfe an – „hier ging es nicht um Minuten, sondern um Sekunden. Das war mir sofort klar“.

Wenig später sei der erste Streifenwagen auf der zu diesem Zeitpunkt noch menschenleeren Kölner Straße eingetroffen, kurz darauf auch die Feuerwehr. Mittlerweile war auch die gesamte Nachbarschaft von den Sirenen der Einsatzfahrzeuge geweckt worden. Zahlreiche Fenster und Balkontüren, erinnert sich Berisha, seien aufgerissen, aber im nächsten Moment wieder geschlossen worden, „weil der Qualm nicht nur sehr dicht war, sondern auch fürchterlich nach verbranntem Plastik gestunken hat“.

In das Lodern der Flammen, die inzwischen auch höher gelegene Stockwerke erreicht hatten, und das Heulen der Sirenen hätten sich zwei oder drei Explosionen gemischt, während immer noch mehr und mehr Feuerwehrautos aus allen Richtungen herangerast seien, schildert der Augenzeuge die dramatische Szenerie vor seiner Haustür. Ahmet Berisha, der den ersten Streifenwagen mitten auf der Fahrbahn vor dem brennenden Gebäude erwartet hatte, war von den Beamten sofort aus der unmittelbaren Gefahrenzone gebracht worden und beobachtete das weitere Geschehen inzwischen aus sicherer Entfernung.

Die Lösch- und Rettungstrupps, die das Wohn- und Geschäftshaus nur unter schwerem Atemschutz betreten konnten, hätten alle zehn Minuten völlig erschöpft ausgewechselt werden müssen, bevor es nach etwa einer Stunde zur Katastrophe gekommen sei. Auf der Suche nach möglicherweise von den Flammen eingeschlossenen Hausbewohnern wurden acht Einsatzkräfte im Treppenhaus von einer riesigen Stichflamme überrascht und erlitten Brandverletzungen. Die vor Schmerzen schreienden Feuerwehrmänner konnten sich noch selbst ins Freie retten, wo sie zunächst von ihren Kameraden versorgt und dann in Krankenhäuser gebracht wurden. Einer von ihnen schwebte stundenlang in Lebensgefahr; er befindet sich zusammen mit zwei weiteren Schwerverletzten weiterhin in stationärer Behandlung. Um wenigstens materielle Not von ihnen und ihren Angehörigen abzuwenden, hat der Leverkusener Familienverband einen Spendenaufruf gestartet (siehe integrierte Meldung).

Am Montag hatten Brandermittler der Polizei in den immer noch rauchenden Trümmern mit der Suche nach der Ursache für das verheerende Feuer begonnen. Das Ergebnis liegt noch nicht vor und hängt unter anderem von labortechnischen Untersuchungen ab, aber „nach derzeitigem Erkenntnisstand können wir Brandstiftung nicht ausschließen“, erklärte gestern Pressesprecher André Faßbender. Weil sich auch die Statiker noch nicht dazu geäußert haben, ob das Haus einsturzgefährdet ist und abgerissen werden muss, bleibt die Kölner Straße zwischen Karlstraße und Augustastraße einschließlich der Einmündung der Menchendahler Straße vorerst weiter gesperrt. Frühestens Mittwochnachmittag könne die Stadtverwaltung zur weiteren Entwicklung Stellung nehmen, erklärte Pressesprecherin Ariane Czerwon auf Anfrage.

Wegen der Sperrung müssen auch zahlreiche Busse einen Umweg fahren. Betroffen sind die Linien 201, 202, 203, 222, 250, 251 und 255, die vom Opladener Busbahnhof über die Bahnallee, die Humboldt-, Robert-Koch- und Schlebuscher Straße umgeleitet werden.