Michaela Eckardt war Vorstandsmitglied im Pfarrgemeinderat in Schlebusch. Jetzt legt sie ihr Ehrenamt nieder – und übt Kritik.
Was hat sie dazu bewogen? In einem Interview erklärt sie, warum sie von der Katholischen Kirche enttäuscht ist.
Leverkusen – Michaela Eckardt war seit ihrer Jugend 36 Jahre lang in der katholischen Kirche aktiv, die vergangenen 21 Jahre in Schlebusch. Sie war dort zuletzt Vorstandsmitglied im Pfarrgemeinderat. Im Dezember hat sie ihre Ehrenämter niedergelegt, was man auf der Webseite des „Seelsorgebereich Leverkusen Südost“ nachlesen kann.
Frau Eckardt, in Ihrer Stellungnahme schreiben Sie, Sie fühlten sich in der Kirche nicht mehr willkommen, deshalb hätten Sie die Ämter niedergelegt. Was meinen Sie genau?
Eckardt: Ich habe mich noch nie so entmündigt gefühlt. Es wird viel darüber geredet, wie wichtig das Ehrenamt ist, dennoch haben die Priester immer noch das letzte Wort. Ich denke schon länger über Veränderungen nach. Die Nachrichten über die Vertuschung der Missbrauchsfälle durch das Erzbistum Köln haben sich zeitlich damit überschnitten.
Sie kritisieren die Strukturen und die Kommunikation Ihrer Kirche nach außen und dass immer beharrlicher betont wird, dass sich nichts ändern müsste.
Es ist ein sehr einseitiges Bild von Kirche, das die Kölner da abgeben, da kann ich nicht mehr mit. Wir müssen uns anders aufstellen, damit die Menschen uns noch verstehen. Wenn 92 Prozent der Menschen nicht mehr in die Sonntagsmessen kommen, muss man doch mal nachdenken.
Die Regeln lockern?
Wir hatten zum Beispiel den Synodalen Weg, da versuchen engagierte Leute etwas im Sinne der Kirche zu verändern (Frauenweihe, Lockerung des Zölibats, erneuerte Sexualmoral, d. Red). Der Kölner Weihbischof Schwaderlapp verließ das Gremium und Kardinal Woelki sagte sinngemäß, die Diskussionsergebnisse seien mit der aktuellen Lehre nicht vereinbar. Ich finde aber, die Kirche ist für die Menschen da und nicht dafür, ihre Strukturen zu erhalten – es ging ja gerade darum, dass eben nicht alles so bleiben kann, wie es jetzt ist! Die Kirche schließt alleine zum Beispiel durch die Sexualmoral zu viele Menschen aus.
Der Kölner Klerus ist doch schon Jahrzehnte für seine konservative Haltung bekannt.
Ich hab das aber noch nie so gespürt wie hier in den letzten Jahren. Und gleichzeitig habe ich noch nie so gespürt, dass wir so sehr an den Menschen vorbeireden. Wir finden nicht die richtige Sprache.
Aber viele in der Gemeinde sind doch mit Ihnen einer Meinung?
Ja. Vor Ort gibt es eine Menge wirklich netter, engagierter und kluger Leute, die was machen und verändern wollen. Viele maulen, sind unzufrieden mit der Unbeweglichkeit der Amtskirche und dann bleiben sie doch, weil sie sich in der Gemeinschaft wohlfühlen. Ich glaube aber, dass die Kirche Leute wie mich brauchen kann. Aber Aktive, die was verändern möchten, werden gerne ignoriert. Um wahrgenommen zu werden, hat man kaum eine andere Möglichkeit als zu gehen.
Wie stark hat der Umgang mit den Frauen, Stichwort Maria 2.0, bei Ihrer Entscheidung gewogen?
Wenn ich sage, 45 Prozent? Es würde mir reichen, wenn wir als Frauen ernst genommen würden, Frauen als Priester zu weihen muss noch nicht sofort sein.
Die Pfarrei hat Ihre kritische Stellungnahme zum Rücktritt mit einem Satz des Bedauerns auf der eigenen Webseite veröffentlicht, das wirkt durchaus transparent.
Das war ich positiv überrascht.
Vielleicht ist das ein Zeichen, dass Ihre Meinung insgeheim auch geteilt wird, ohne dass man sie frei aussprechen kann? Hätte es Ihnen geholfen, wenn bekannt würde, dass Leverkusener Pfarrer mal zu Woelki gefahren wären und ihm was von der Stimmung in der Gemeinde erzählt hätten?
Das wäre sicher einen Versuch wert gewesen. Ich habe gehört, es soll eine Stellungnahme vom Leverkusener Katholikenrat in Vorbereitung sein.
In Leverkusen bezieht bisher allerdings niemand wirklich öffentlich in der aktuellen Sache Stellung.
Vielleicht ist der Druck intern im Erzbistum so hoch, dass sich niemand mehr traut, kritisch zu sein. Andere sind vielleicht sogar noch einverstanden mit der offiziellen Linie.