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Giftig oder behaglich?Debatte um Umweltschädlichkeit von Holzöfen in Leverkusen

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Ein Kaminholzofen, richtig betrieben, ist keine Belastung für die Umwelt, versichert Marcus Krings von Kaminbau Engel in Hitdorf.

Leverkusen – Der Blick in die Flammen eines Kaminofens, das Knacken des brennenden Holzes darin, wohlige Wärme – für viele Menschen nach wie vor ein Symbol für Behaglichkeit und gepflegtes Wohnambiente. Zumal diese „natürlichste Art zu heizen“ dem Eigenheimbesitzer das gute Gewissen umweltfreundlicher Verwendung regenerativer Energie vermitteln kann. Andererseits sind Holzöfen gerade bei Umweltschützern verstärkt in die Kritik geraten.

Und seit Inkrafttreten der Bundesimmissionsschutzverordnung im Jahr 2010 strengere Abgaswerte gelten, mussten über zwei Millionen veraltete Holzfeuerstätten stillgelegt, nachgerüstet oder ausgetauscht werden.

Bürgeranträge im Umweltausschuss

Im Leverkusener Rathaus befasste sich vor Kurzem der Umweltausschuss mit mehreren Bürgeranträgen, die nahezu wortgleich ein Verbot von Holzöfen im Stadtgebiet forderten, sofern diese nicht mit einem Filter oder Staubabscheider ausgestattet sind. Maßstab müsse das Umweltzeichen „Blauer Engel“ sein, das das Bundesumweltamt 2019 als Kennzeichnung für Öfen eingeführt hat, die weniger Feinstaub ausscheiden.

Entscheidend ist, was hinten rauskommt, heißt es auch beim Betrieb von Kaminöfen. Vor allem Feinstaub, über den Kamin verbreitet, ist ein Problem bei Holzfeuerstätten.

Eine Bürgerantragstellerin, die im ihr Anliegen im Umweltausschuss vorgetragen hat, ist Dr. Susanne Giersiefer. Die Biologin, die einige Jahre im Institut für umweltmedizinische Forschung in Düsseldorf gearbeitet hat, lebt mit ihrer Familie in Schlebusch, und erlebt es gerade in der dunkleren Jahreszeit immer wieder, wie stinkender Kaminrauch vom Anzünden in Holzöfen durch die Straßen zieht.

Die Frau vom Fach weiß, dass es bei dem Qualm nicht nur um Ruß geht, sondern um reichlich Feinstaub, aber auch Furane, Dioxine und Kohlenwasserstoffe - krebserregende Stoffe. „Das ist nicht gerade umweltneutral, wie uns die Werbung weismachen will.“

Negativgeschäft für die Umwelt

Gerade die jüngst eingeführte CO2 -Steuer ärgere sie, weil diese das „Negativgeschäft für die Umwelt“ noch anheize. Denn viele, die Mehrkosten fürs Heizen befürchten, fühlten sich nun motiviert, auf den angeblich umweltschonenden Holzofen umzusteigen, der sich dann aber – vor allem aufgrund unsachgemäßen Betriebs – als Giftschleuder entpuppe. Gerade mit Scheitholzkaminen werde viel falsch gemacht, Pelletöfen seien da viel unproblematischer. In der Praxis sei es so, dass Holzöfen oft ein Vielfaches der Schadstoffmenge ausstießen, die bei ihren Zulassungstests im Labor gemessen würden. Ihr Forderung daher: „Kein Ofen ohne Filter!“

Das sieht Marcus Krings völlig anders. Er ist Experte für Kaminöfen und -anlagen bei der Firma Kaminbau Engel in Hitdorf, dem regionalen Marktführer. In zwei benachbarten Gebäuden an der Hafenstraße können sich Interessierte in Ausstellungen und im Beratungsgespräch über Kaminöfen, Pelletöfen und aufwendigere Kaminanlagen informieren. Krings bestätigt den Trend zurück zum wohligen Feuer im Wohnzimmer. Allerdings würden die meisten Kunden einen Kaminofen tatsächlich weniger zum wirklichen Heizen kaufen, sondern eher als „Ambiente-Möbel“.

Saubere Öfen sind gefragt

Seine Erfahrung ist: „Saubere Öfen sind gefragt.“ Und damit diese auch sauber betrieben werden, informiere seine Firma die neuen Besitzer ausführlich über die richtige Handhabung und habe auch Kurse zum richtigen Heizen mit Holz angeboten. Denn: „Wenn sich manche noch daran erinnern, wie Oma und Opa früher ihren Ofen befeuert haben, geht es meistens schon richtig schief.“ Über Nacht ein in nasses Zeitungspapier eingewickeltes Brikett in die Restglut legen, damit der Ofen am nächsten Morgen schneller zündet? „Bloß nicht! Dann stinkt es hundsgemein. Wir nennen das den »Eifel-Effekt«, weil da früher ganze Tallagen mit Dörfern im Qualm lagen.“

So sieht das ideale Zündmodul für den Holzofen aus – kein Altpapier, nur Holz, von oben her angezündet.

Dass dies Umweltverschmutzung ist, räumt Krings durchaus ein, zeigt aber, wie es richtig geht: „Wirklich gut gelagertes, ausgetrocknetes Holz verwenden, das ist wichtig. Und zum Anheizen braucht man ein solches Zündmodul“, zeigt er auf einen Holzstapel, in dem kleinere Hölzer und ein paar Späne sorgsam über dem armdicken Brennholz darunter liegen.

Heiß muss es werden

„Wichtig ist auch: Von oben anzünden, damit genügend Sauerstoff da ist und schnell richtig Hitze entsteht.“ Über 300 Grad müssen es rasch sein, damit es eben nicht so qualmt, der Kamin flott erwärmt wird und den Abzug übernimmt. Eine automatisierte Luftzufuhr sorgt in den meisten Öfen inzwischen dafür, dass das Feuer danach gut gedeiht.

Manche Hersteller bauen auch Rußpartikelfilter aus Schaumkeramik ein, die sich im Prinzip im Betrieb selbst freibrennen, aber auch regelmäßig erneuert werden müssen. Auch die Gesetzgebung fördert den Umsatz: Die Bundesimmissionsschutzverordnung schreibt in fixen Übergangsfristen vor, wann mehr als 25 Jahre alte Holzöfen ausgetauscht werden müssen.

Solche Rußpartikelfilter aus Schaumkeramik werden von einigen Herstellern jetzt verwendet.

So müssen jetzt alle vor 1995 gebauten Öfen bis 2024 aus dem Verkehr gezogen werden. Rund 150 Austauschöfen waren es für Kaminbau Engel allein im vergangenen Jahr. Die meisten Kaminöfen werden allerdings über Baumärkte umgesetzt.

Selbstverständlich werden Kaminöfen meist in Einfamilienhäusern installiert. Mit Kaufpreis und Einbau sind 4500 bis 6000 Euro dafür an der Tagesordnung. Aufwendigere Kaminanlagen kosten eher fünfstellig, für eine Schornstein-Nachrüstung können schon mal 3500 Euro hinzukommen.

Fake-Feuer hinter drei Glasscheiben: Das brennende Gas zwischen Keramik-Holzscheiten sieht täuschend echt aus.

Als Spezialität für den sauberen Hausgebrauch – und ohne jedes mühsame Holzhacken – sind in jüngster Zeit Gasöfen hinzugekommen, in denen Keramik-Imitationen von Holzscheiten sowie LEDs ein Feuer simulieren, das von drei Seiten aus hinter großformatigen Glasscheiben bewundert werden kann. Sieht täuschend echt aus.

Und was ist nun mit einer Filterpflicht für Holzöfen in Leverkusen? Marcus Krings hält diese für völlig überflüssig, wenn der Ofen denn ordnungsgemäß so betrieben wird, wie er es zeigt. Und die Stadtverwaltung hat rechtliche Bedenken, ob eine städtische Sonderregelung, die zudem auch durch Ordnungsamt und Schornsteinfeger kontrolliert werden müsste, Bestand haben könnte.

Im Umweltausschuss fanden die Bürgeranträge daher keine Mehrheit. Es gehe nur um das „Fehlverhalten einzelner Bürger“, sagte Bürgermeister Bernhard Marewski (CDU), bekennender Betreiber eines solchen Ofens, der sich für dessen Betrieb aber auch schulen ließ. Auch wollte man kein Denunziantentum fördern, dass Nachbarn das Ordnungsamt auf Nachbarn ansetzt.

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Um aber besser auf die Feinstaub-Problematik aufmerksam zu machen und zum richtigen Gebrauch anzuleiten, soll der Umweltbereich der Stadtverwaltung eine aktualisierte Aufklärungskampagne starten, so der einstimmige Auftrag des Umweltausschusses. Die Stadt setzt dabei erneut auf die Unterstützung durch einen ortsansässigen Kaminbaubetrieb aus Hitdorf.