Der Kaufvertrag ist fertig und beurkundet, und noch setzt man im Rathaus auf den Mieter Aachener Modehaus.
InnenstadtDie Stadt Leverkusen hätte Kaufhof-Bau schon vor Jahren übernommen
Die Idee ist nicht neu, aber die Hektik war trotzdem groß: Der am Montag nach kontroverser Debatte vom Stadtrat mehrheitlich beschlossene Kauf des früheren Kaufhof-Baus in der City habe schon zur Debatte gestanden, als der Warenhaus-Konzern 2020 die erste Schließungswelle losließ. Das berichtete am Dienstag Oberbürgermeister Uwe Richrath. „Auch da haben wir schon mit dem Eigentümer des Hauses gesprochen“, und das im Einvernehmen mit Ina Scharrenbach. Warum Nordrhein-Westfalens Kommunalministerin bei so einem Plan am besten mit im Boot ist, erklärte auf einer Pressekonferenz am Mittag im Rathaus Baudezernentin Andrea Deppe: „Die Städtebauförderung des Landes sieht Käufe ausdrücklich vor. Die Kommunen sollen sich engagieren.“
Das geschieht nun im Fall des Warenhaus-Baus mit einem Betrag von 12,2 Millionen Euro. So viel bezahlt die Stadt offenkundig dem Eigentümer Branicks. In diesem Konsortium ist die DIC OP Objekt Leverkusen GmbH inzwischen aufgegangen. Schon länger habe die neue Dachgesellschaft den Plan verfolgt, sich von den meisten Gewerbeimmobilien in ihrem Portfolio zu trennen, erläuterte Uwe Richrath. Danach habe es die Verabredung gegeben, dass die Stadt Leverkusen zuerst informiert werde, wenn der Verkaufsplan konkret wird.
Es musste ganz schnell gehen
Das sei vor vier Wochen geschehen, sagte Michael Molitor. Leverkusens Kämmerer ist neben Björn Krischick auch Geschäftsführer der Stadtteilentwicklungsgesellschaft Wiesdorf/Manfort und damit auch der gerade neu gegründeten Immobilientochter SEPG. Danach habe es schnell gehen müssen, „das war schon ein anspruchsvoller Prozess", so Molitor. Schließlich musste in Rekordzeit erwogen und entschieden werden, wie man den großen Immobiliendeal bewerkstelligen will. Dabei habe man sich auch mit der Kölner Bezirksregierung kurzgeschlossen und sich letztlich für die Gründung einer eigenen SWM-Tochter entschieden.
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Zum Schluss musste noch der Stadtrat mit ins Boot: Für die Sondersitzung am Montag wurde die kürzestmögliche Ladungsfrist gewählt: vier Tage. Ein Vorgehen, gegen das sich prompt Benedikt Rees von der Klimaliste vor dem Kölner Verwaltungsgericht wehrte. Unmittelbar vor der Sitzung am Montag erging der Gerichtsbeschluss: Die Stadtverwaltung habe korrekt gehandelt.
Jenseits dieser politischen Schwierigkeiten betonten am Montag nicht nur der OB, die Baudezernentin und der Kämmerer, dass der ungewöhnliche Immobilienkauf nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig sei. Auch CDU-Fraktionschef Stefan Hebbel, der dem Aufsichtsrat der Stadtentwicklungsgesellschaft vorsitzt, gab sich überzeugt, dass die beispiellose Übernahme richtig ist. Im SWM-Aufsichtsrat, in den auch andere große Ratsfraktionen Mitglieder entsenden, habe man sehr wohl überlegt: „Was passiert, wenn wir’s tun? Und was passiert, wenn wir’s nicht tun?“
OB: Auf Investoren ist kein Verlass
Letztlich setzte sich die Meinung des Oberbürgermeisters durch. Uwe Richrath ist fest davon überzeugt, dass „wir jetzt nicht die Fehler der 70er Jahre wiederholen dürfen und solche Immobilien den Investoren überlassen dürfen“. Für die könne es sich auch rechnen, Ladenlokale leer stehen zu lassen. Für die Innenstadt aber sei das Gift.
Deshalb will Baudezernentin Andrea Deppe das vor knapp drei Wochen vorgestellte Konzept für die Luminaden und die Kirchenpavillons jetzt ausdrücklich auf die Ex-Kaufhof-Immobilie ausweiten. Denn die steht dort nicht nur mittendrin, sondern hat allein wegen ihrer Größe eine zentrale Bedeutung. Die beschränke sich aber nicht auf das nähere Umfeld, sondern betreffe die gesamte Einkaufsmeile. „Die wird immer vom früheren Kaufhof bis zur Rathaus-Galerie reichen“, so die Baudezernentin.
Aachener Modehaus soll mitspielen
Deshalb setzen alle weiterhin auf das Aachener Modehaus, das zwar für den früheren Kaufhof einen Mietvertrag über zehn Jahre, aber noch immer nicht eröffnet hat. Natürlich werde man den Kontakt mit Betreiber Friedrich-Wilhelm Goebel suchen, sobald der Kaufvertrag unterschrieben sei. Es gelte, den neuen Ankermieter in die Entwicklung des Sprengels einzubeziehen und mit ihm weitere Ideen zu entwickeln, so Deppe.
Der Mietzins, das wurde am Dienstag am Rande des Gesprächs im Rathaus deutlich, spielt in der Kalkulation der Stadt keine große Rolle. Branicks habe keinen hohen Betrag ausgehandelt. Vielmehr sei es darum gegangen, die Kaufhaus-Immobilie überhaupt wieder zu belegen. So etwas ist schwer genug. Trotzdem glaubt man im Rathaus und bei der Stadtentwicklungsgesellschaft daran, die City stärken zu können. „So, dass Investoren sich ansiedeln“, sagte Andrea Deppe.
Dann, so ergänzte Kämmerer Michael Molitor, sei es auch denkbar, die Immobilie wieder zu verkaufen. Zunächst aber sei man froh um den großen Einfluss in der ebenfalls verschachtelten und vielfältigen Eigentümergemeinschaft der Luminaden: Mit dem Kauf hält die Stadt mittelbar 38 Prozent.