Kinopolis in Leverkusen rüstet auf„Kino hat immer funktioniert, wenn es Krisen gibt“
Leverkusen – Das Kinopolis in Leverkusen rüstet auf: Drei neue Laserprojektoren und zwei neue Leinwände sollen für ein perfektes Bilderlebnis sorgen. Betriebsleiter Mathias Eusterholz erklärt im Interview, warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um ins Kino zu investieren, welchen Film er als letztes gesehen hat und warum er bei der Konkurrenz von Netflix und Disney+ ganz gelassen bleibt.
Was ist das Neue an den drei Laserprojektoren?
Sie sind erheblich lichtstärker und von der Auflösung höher. Für uns sind sie wartungsärmer, handlicher, besser zu bedienen und solider. Für die Kunden ist das auf jeden Fall ein ganz anderes Bilderlebnis, Sie haben eine ganz andere Detailschärfe und Farbvielfalt.
Wie viel hat der Spaß denn gekostet?
Der große Projektor kostet 150.000 Euro plus Installation, die beiden kleineren waren etwas günstiger…
Investieren in der Corona-Krise, ist das klug?
Ja. Ich bin der Meinung, dass Kino immer laufen wird. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Kino immer funktioniert, wenn es Krisen gibt. Das liegt daran, dass die Bevölkerung ihre Freizeit wieder zurück an den Heimatstandort verlegt. Wo man vor zwei Jahren überlegt hat, eine Balireise zu machen, ist man jetzt gesettelter und denkt sich: Wir bleiben zu Hause. Wir haben gerade hier in unserer Ballungs-Region Top-Freizeitangebote, Zoos, Museen, Theater – und wir haben sehr gute Kinos.
Zur Person
Mathias Eusterholz arbeitet seit 2018 als angestellter Betriebsleiter im Kinopolis. Der 35-Jährige wohnt in Odenthal. Den Eigentümerfamilien Brunotte und Hebbel gehören neben dem Kinopolis in Wiesdorf im Umkreis wie im Rheinisch-Bergischen- und Rhein-Sieg-Kreis und in der Eifel noch weitere Kinos. Eusterholz ist gelernter Restaurantfachmann und hat zuvor auch im Cinedom in Köln gearbeitet. Den letzten Film, den er sich im Kino angeschaut hat, war der erste Kinofilm seines Sohns: Paw Patrol.
Wie viele Leute schauen sich aktuell Filme an?
Das schwankt, wie vor der Krise, nach Filmaufkommen. Habe ich viele gute Filme, dann hab ich 3000 bis 4000 Besucher am Tag. Das war höchsterfreulich, als James Bond angelaufen ist, da hatten wir hier tolle Besucherzahlen. Wir merken aber grundsätzlich schon einen Besucherrückgang: Wir haben auch Stornierungen von vorgekauften Tickets. Wir sehen, dass die Leute vorsichtiger werden, was ja auch bei solchen Inzidenzen richtig ist. Ich denke, dass wir einen noch größeren Besucherrückgang haben werden. Es kommen zwei Filme, da wird es sich zeigen: Spiderman im Dezember. Und kurz nach Weihnachten kommt der nächste Teil von Matrix, der extrem gut aussieht – für Fans und Nicht-Fans. Wenn nicht, dann wissen wir, woran es liegt. An den Restriktionen.
Könnten Sie sich ohne Blockbuster halten?
Nein, die brauchen wir.
2020 hatten Sie ein Open-Air-Kino in Monheim organisiert. Warum hat das nicht in Leverkusen geklappt?
Es gab Pläne für Leverkusen, wir hatten auch mit dem Currenta-Parkplatz eine Fläche im Blick. Doch da gab es Auflagen der Stadt, die waren unnormal, für die Situation und auch für die Geschwindigkeit, die man da an den Tag legen musste. Das war für uns nicht stemmbar. Wir hatten eine Kooperation mit einem Technikunternehmen, das das Equipment besorgt hat, da ging es um physikalische Anschlüsse, die hätten gelegt werden müssen, wo die Stadt nicht bereit zu war. Da haben wir gesagt: Gut, dann machen wir es woanders.
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Neuer Anlauf nächstes Jahr?
Nein. Eine Neuauflage ist nicht geplant.
Gibt es weitere Projekte?
Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich in dem Kino ordentlich umbauen. Die Konzepte verbessern. Wir haben unglaublich viel Verkaufsfläche, wir haben ein super tolles Haus, ich kenne kein Kino, das so großräumig ist. Was wir hier für Möglichkeiten haben, gerade für Gastro: Das ist Wahnsinn, wird aber nicht genutzt. Da muss mal Hand angelegt werden. Wir müssen das Kinoerlebnis pushen. Ich bin der Meinung, dass wir auf einem guten Weg sind: Wir haben alle Sitze erneuert, die Toninstallationen sind alle neu eingemessen, die Lichtwerte in allen Sälen sind tipptopp, wir haben das Basic-Kinoerlebnis so gut, wie es heute geht. Es geht in keinem Kino besser als hier.
Jetzt muss das Rahmenprogramm verbessert werden. Wir müssen mehr Events machen, mehr Drumherum. Ich hab es belächelt, als sie im Cinedom den Luxussaal eingerichtet haben, aber er wird angenommen. Die Kunden sind gewillt, mehr dafür auszugeben, wenn sie einen entsprechenden Mehrwert haben. Das müssen wir mitnehmen. Das bedeutet ja im Umkehrschluss: Dass vielen Leuten das Kino so nicht mehr reicht. Dabei geht nie um Bild und Ton, jeder der ins Kino geht, weiß: Das ist einmalig. Das kann man zu Hause nicht nachstellen. Aber eben das Drumherum.
Ist denn so ein luxuriöser ausgestatteter Saal konkret geplant?
Nein. Im Moment sind wir erstmal dabei, die Krise abzuhandeln. Wir haben schon extrem viel investiert. Wir haben eine Solaranlage eingebaut, allerdings schon vor Corona. Im Sommer kriegen wir im laufenden Betrieb ein gutes Viertel der Energie damit abgedeckt. Das ist echt toll und weit über Erwartung. Die Lüftung ist komplett erneuert, mit den Projektoren sind wir jetzt peu à peu dran, wir haben alles auf LED umgerüstet. Viele Leute haben mir diese Frage gestellt, ob das mit den Investitionen jetzt klug ist. Aber warum denn nicht? Wenn nicht jetzt, wann dann? Jetzt ist Zeit, um sowas auszuprobieren.
Wenn ich einen Projektor ausprobiere und ein Saal ausfällt, krieg ich das geregelt. Wenn wir volles Haus haben, und ein Projektor fällt aus, hab ich ein Problem. Jetzt kann man Kunden dazu befragen. Ich stell mich in den Saal und frage: Sind Sie zufrieden, wie war das Bild? Und ich kriege ein ehrliches Feedback.
Wie stark setzt Ihnen die Konkurrenz durch Netflix und Disney+ zu?
Früher haben alle gesagt, dass die Raubkopien uns die Besucher stehlen. Schwachsinn. Jeder, der sich damals eine Raubkopie angeschaut hatte, in einer beschissenen Qualität, mit einem Mann, der durchs Bild rennt, der hat sich gesagt: Das war ein geiler Film, den guck ich mir im Kino an. Das hat uns Kunden gebracht. Beim Streaming: Ja, da haben wir Kunden hin verloren, für Filme, die im Rahmenprogramm laufen, für Blockbuster glaube ich nicht. Es ist eine andere Mentalität: Sie haben jetzt unglaublich viele Seriengucker, das gab es früher nicht.
Ich merke das bei mir: Ich bin ein großer Star-Wars-Fan. Ich hab mir The Mandalorian „reingesuchtet“. Aber ich zieh mir sonst nicht so die Serien rein. Ich sehe das nicht als riesengroße Konkurrenz. Ich glaube, das sind zwei verschiedene Gruppen. Ein Kinoabend ist immer noch ein Kinoabend. Mit Popcorn und Cola und großer Leinwand und Effekten. Für mich ist Kino der gelebte Konsum, das ist nicht negativ gemeint, das ist eine Sache, die man sich mal gönnen kann. Und das macht Spaß. Ich treffe mich ja nicht mit fünf, sechs Leuten zu Hause und gucke mir eine Serie an, ich treffe mich eher im Kino mit ihnen.
Wie oft müssen Ihre Kunden an die Maskenpflicht erinnert werden?
Bei Jugendlichen eher häufig oder bei deutlich älteren Leuten, die muss man ermahnen. Ich finde aber, wir sind hier in Leverkusen recht diszipliniert.