Leverkusen – Die Stadtverwaltung will die Milleniums-Eiche im Kreisverkehr an der Rennbaumstraße fällen: Sie zu verpflanzen soll wegen des Untergrunds nicht möglich sein und sie soll keinen großen Wurzelballen ausgebildet haben, heißt es.
Die inzwischen 22-jährige Eiche sollte nach Plan mit dem Ballen aus dem Kreisverkehr „herausoperiert“ werden. Für die Dauer des Umbaus des Kreisels sollte sie in der Nähe etwa für ein Jahr etwa zwischengelagert werden. Bei Vorarbeiten für die große Umsetzung habe man aber feststellen müssen, dass der Baum keinen ordentlichen Ballen ausgebildet habe, schreibt die Stadtverwaltung in einer Mitteilung an die Mitglieder in Rat und Stadtbezirk. Die Entnahme des Baumes mit dem einzig dazu geeigneten technischen Gerät sei daher nicht möglich.
Stechung nicht möglich
Im Untergrund im Kreisverkehr befänden sich Reste der alten Straße, Asphalt und Tragschichten. Man habe auch ungeeigneten Füllboden gefunden. Der Baum habe in den oberen 20 bis 30 Zentimeter der Bodenschicht seine Versorgungs- sowie Haltewurzeln ausgebildet, schreibt das Grünflächenamt. Wörtlich: „Durch das flach ausgebildete Wurzelwerk ist es nicht möglich, eine Entnahme durch Stechung des Wurzelballens durchzuführen, da kein ausreichend homogener und tiefwurzelnder Wurzelballen ausgebildet wurde.“
Wenn die Eiche in diesem Zustand ausgegraben und verpflanzt würde, wären die Wurzelverluste so enorm, dass die Krone nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgt werden würde. Es entstünde ein Ungleichgewicht zwischen Baumkrone und Wurzelwerk, was zum Absterben der Eiche führen würde, schreibt die Verwaltung.
Kapazitätserweiterung des Kreisels Rennbaumstraße
Zur Kapazitätserweiterung des Kreisverkehrs sei eine Entfernung des Baumes „daher leider unumgänglich“, die Fällung der Eiche „zwingend notwendig“.
Die Eiche hatte dem Anschein nach alles andere als Probleme mit dem Wachstum. Sie wirkte stets vital und gut gewachsen, selbst in trockenen Sommern. Das dichte Blattwerk reichte bis nach unten an den Boden. Das bestätigt Ulrich Hammer, Chef im Grünflächenamt, auf Anfrage. Eichen wüchsen auch auf schwierigen Böden, etwa auf felsigem Grund oder in Sandböden. Am Telefon sagte er, im Untergrund in Opladen liege Schotter.
Für eine Großbaumverpflanzung wird ein Bagger mit einem großen Greifer eingesetzt, der in einem Arbeitsgang einen mehrere Meter großen Wurzelballen ausstechen kann. Die beauftragte Firma habe aber abgelehnt, ihr teures Gerät in der mit Bruchstücken und Schotter durchsetzten Erde unter der Eiche zu riskieren. Die Eiche an sich, sagte Hammer, sei bisher dem Anschein nach an dem Platz trotz allem gut zurechtgekommen.
In der vergangenen Woche war der Baum bereits fürs Umsetzen vorbereitet worden. Eine Firma hatte die Äste beschnitten, rund um den Stamm wurde ein Graben ausgeschachtet.
Weshalb das Ganze überhaupt?
Weshalb soll die Eiche überhaupt versetzt werden? Von Bergisch Neukirchen hinunter in Richtung Opladen stauen sich zu Stoßzeiten, besonders morgens, die Autos. Auch Busse standen dort zu diesen Zeiten im Stau, deren Standzeiten konnten aber durch die Einrichtung einer Busspur gemildert werden. Die TBL (Technische Betriebe Leverkusen) wollen das Problem mit einer Kapazitätserweiterung des Kreisels mildern.
Dafür muss der Kreis aber etwas verlegt werden, mit der Folge, dass die Eiche zu weit am Rand der Baumscheibe in der Kreismittelpunkt stehen würde. Sie sollte zwischengelagert und mittig wieder eingesetzt werden. Die Vorbereitungen liegen jetzt erstmal auf Eis, für eine Fällung ist ein Beschluss der Bezirksvertretung notwendig. Gepflanzt wurde sie vom Opladener Verschönerungsverein (VVV) anlässlich der Jahrtausendwende. Dessen Vorsitzender Toni Blankerts sagte nur: „Das darf doch wohl nicht wahr sein! Da bin ich gegen.“
Heute wäre eine solche Pflanzung kaum noch denkbar, denn große Bäume in Kreisverkehren sind aus Sicherheitsgründen nicht mehr erlaubt, dennoch schlägt die Verwaltung die Pflanzung eines Ersatzbaums im dann verlegten Kreisverkehr vor.
Unklar ist, wie sich der Umbau des Kreisverkehrs überhaupt bemerkbar machen würde. Ein Verkehrsgutachten aus dem Jahr 2017 kam zu dem Ergebnis, dass ein leistungsfähiger Kreisverkehr zwar Stau aus Richtung Bergisch Neukirchen verhindere; das Problem könnte sich aber nur ein paar hundert Meter weiter an die Kreuzung Rat-Deycks-Straße verlagern, wo sich die Autos an der Ampel stauen würden.