Kunstverein LeverkusenDer Blick in den Lauf der Waffe entfaltet große Wucht
Leverkusen – Wenn man nicht weiß, um was es hier geht, kann der erste Blick durchaus trügen. Dann betritt man die Galerie des Kunstvereins in den Remisen des Schlosses und schaut zunächst einmal auf Bilder von – ja, was eigentlich? Runden Gegenständen vor schwarzem Hintergrund, simpel ausgedrückt. Das könnten Schraubenplättchen sein, Bremsscheiben, durchlöcherte Wertmarken für den Autostaubsauger, vielleicht alte Münzen. Indes: Sobald klar ist, was Künstler Lars Breuer da wirklich zeigt, entfaltet diese Ausstellung mit dem Titel „The Love Of The Gods“ all ihre Wucht.
Denn: Hier werden Bilder von Waffen gezeigt. Von Gewehrläufen. Von Pistolen und Revolvern. Von Patronentrommeln. Von Kanonenrohren. Bilder also, die mit Gewalt, mit dem Auslöschen von Menschenleben zu tun haben. Und die so normal geworden sind, dass es einen schockiert, wenn man darüber nachdenkt.
Bilder auf Augenhöhe
Das hängt auch damit zusammen, dass die Bilder auf Augenhöhe montiert wurden. Sprich: Der oder die Betrachtende blickt geradewegs hinein in den Lauf, aus dem jeden Moment eine Patrone fliegen könnte. Die spiegelnde Oberfläche des Glases verstärkt diesen Eindruck auf beinahe gespenstische Art und Weise.
Die Waffen, die hier zu sehen sind, hat Lars Breuer in zig Ländern an zig verschiedenen Orten fotografiert. Nicht selten sogar in Museen, auf öffentlichen Plätzen. „Sie gehören zum Alltag dazu“, sagt er. „Wenn hier in Morsbroich vor dem Schloss zwei Kanonen stünden, dann würde es niemanden wundern.“ Ein Gedanke, der in seiner Wahrheit beängstigt und einmal mehr die Augen öffnet für all das, was auch dieser Tage existiert: Krieg. Den Drang der Menschen, anderen Menschen zu schaden.
Ein Roman als Inspiration
Inspiriert wurde Lars Breuer, der im vergangenen Jahr schon einmal in Leverkusen zu Gast war und an der Ausstellung „Lost Places“ in der City C mitwirkte, zu dieser Schau zum einen vom Roman „Zone“ des französischen Autors Mathias Ènard. In dem spielen die Gedanken eines Mannes rund um Kriege, Gewaltakte und Leidensgeschichten die entscheidende Rolle. Zum anderen orientiert er sich an der Kunsthistorikerin Sabine Maria Schmidt, die sich in Essays mehrfach der Rolle von Waffen in der Fotografie widmete. Der Ausstellungstitel wiederum basiert auf der Geschichte des Gottes Vulkan, der Venus, der Göttin der Liebe, als Beweis seiner Zuneigung Waffen für deren Schützling Aeneas präsentiert.
Zu den bedrohlichen, schwarzen Fotografien hinzu kommt im zweiten Raum der Galerie eine große, von der Decke hängende und sich am Boden zusammenfaltende Leinwand, auf die Lars Breuer die Sätze „Rise till we fall“ und „L'aere sanza stella“ geschrieben hat. „Steh auf, bis wir fallen“ – entnommen einem Popsong. Und „Die Luft ohne Sterne“ – ein Verweis auf Dantes Beschreibung der Hölle. Das passt. Auch das macht „The Love Of The Gods“ zu einer Ausstellung, die im Gedächtnis bleibt und aufrüttelt.
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Eröffnung bei den Kunsttagen
Eröffnet wird „The Love Of The Gods“ am Samstag, 17. September, um 17 Uhr im Rahmen der am Wochenende anstehenden Morsbroicher Kunsttage. Sie ist zu sehen bis zum 16. Oktober. Öffnungszeiten: freitags von 13 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung unter 0160 / 553 22 25.
www.kunstverein-leverkusen.de