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ReuterstraßeDer Abbruch einer ganzen Häuserzeile in Schlebusch deutet sich an

Lesezeit 3 Minuten
Die Werkstatt Zündorf und Grimm. Die Häuser an der Reuterstraße gehören Rewe und werden jetzt offenbar entkernt.

Die Werkstatt Zündorf und Grimm. Die Häuser an der Reuterstraße gehören Rewe und werden jetzt offenbar entkernt.

An der Reuterstraße wird offenbar der Abbruch der Häuserzeile vorbereitet.

Die Bestrebungen eines Investors dafür, dass die Stadt an der Reuterstraße einen großen Supermarkt genehmigen soll, laufen seit 2011. Dazu hat die Rewe-Gruppe 2016 die notwendigen Grundstücke zusammengekauft: von Privatleuten entlang der Reuterstraße und unter anderem von der Stadt ein Stück des Schulgartens der katholischen Thomas-Morus-Grundschule. Aus der Bevölkerung gab es stets heftige Widersprüche gegen den Plan für den Supermarkt.

Ein Haus an der Reuterstraße.

Ein Haus an der Reuterstraße.

Bisher hat es dafür keine Mehrheit gegeben, jetzt scheint es, als würden die Investoren auf dem Grundstück aktiv. Abbruchunternehmer haben begonnen, die seit Jahren unbewohnten und zum Teil verbretterten Häuser zu entkernen. Auch ein Dach wurde schon zu einem kleinen Teil abgedeckt. Zuletzt ruhten die Arbeiten wohl. Im vergangenen Frühjahr wurden die Grünflächen komplett gerodet, danach geschah erstmal nichts.

Reuterstraße: Kommt der Abbruch und braucht es keine Genehmigung?

Ob die Häuser entlang der Reuterstraße auch abgebrochen werden, muss sich zeigen, denn laut Stadtverwaltung gibt es bisher keine Genehmigung dazu. Die Stadtverwaltung schreibt auf eine Anfrage, das sei auch gar nicht nötig, denn gemäß Bauordnung könne der Investor diese Gebäude (Gebäudeklasse eins bis drei) ohne Genehmigung mit einer einfachen schriftlichen Anzeige abbrechen. Ob das stimmt? Ein Architekt sagte dazu auf Anfrage der Redaktion: „Das wäre mir aber neu.“

Die kleine Gaststätte zum Musketier bestand im Erdgeschoss eines Wohnhauses.

Die kleine Gaststätte zum Musketier bestand im Erdgeschoss eines Wohnhauses.

Die Hintergründe sind rätselhaft, auch für die Nachbarschaft. Der Ärger über die leerstehenden, vergammelnden Häuser ist nicht neu. Zwei Anwohner meldeten sich jetzt wegen der begonnenen Arbeiten in der Redaktion, weil sie sich Aufklärung erhoffen. Rewe als Grundstücksbesitzer beantwortete unsere Fragen bisher nicht.

Die ehemalige Metzgerei Meier mit Wohnungen darüber.

Die ehemalige Metzgerei Meier mit Wohnungen darüber.

Von der Stadtverwaltung kommt dazu auf Anfrage die Mitteilung, dass für die Grundstücke kein Bauantrag gestellt sei, auch sei keine Baugenehmigung erteilt worden. Rewe hatte durch einen Investor einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan zur Errichtung des Supermarkts erstellen lassen, aber auch der ruhe zurzeit – auf Wunsch des Vorhabenträgers.

Supermarkt Reuterstraße: Die Stadt hat einen Schulgarten dafür verkauft

Proteste hatte es vor allem gegeben, weil die Stadtverwaltung unter anderem einen Teil des Schulgartens der Grundschule für den Supermarktbau abgegeben hatte. Dieser Deal hatte eine Rücktrittsklausel, falls der Bau nicht zustande kommen sollte. In einem nicht-öffentlichen Beschluss zur Sache heißt es: „Sollte der Bebauungsplan (der den großen Supermarkt im Mischgebiet ermöglicht, d.Red.) an irgendeiner Stelle scheitern, so entfällt die Geschäftsgrundlage des Kaufvertrages und das Grundstück geht an die Stadt zurück.“ (Beschluss 2016/1017, er liegt dem „Leverkusener Anzeiger“ vor)

Laut eigener Auskunft habe die Stadtverwaltung von diesem Rücktrittsrecht aber keinen Gebrauch gemacht, die städtischen Grundstücke befänden sich im Eigentum von Rewe, auch der Schulgarten.

Die ehemalige Batterie-Werkstatt Zündorf und Grimm.

Die ehemalige Batterie-Werkstatt Zündorf und Grimm.

An diesem Grundstücksgeschäft wäre das Vorhaben um ein Haar gescheitert: Die Stadt hatte das Schlüsselgrundstück für 205 Euro pro Quadratmeter an Rewe verkauft, ein sehr geringer Preis in dieser Gegend. Das Thema fand sogar im Karnevalszug ein Echo. Nach einem Bericht im „Leverkusener Anzeiger“ erstattete ein Bürger Anzeige gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Untreue. Das Geschäft zwischen Stadt und Rewe wurde deshalb rückabgewickelt und neu bewertet.

Ein Haus an der Reuterstraße, seit Jahren unbewohnt.

Ein Haus an der Reuterstraße, seit Jahren unbewohnt.

Der Stand heute: Die letzte Planung von Rewe war ein wirklich großer Vollsortimenter mit 1750 Quadratmetern Verkaufsfläche, mit einigen Wohnungen darüber und 130 ebenerdigen Parkplätzen. Die Leverkusener Politik will aber nur einen Bau mit einer Tiefgarage zulassen, da kamen Stadt und Investor nicht zusammen.

Kritiker aus dem Stadtteil, darunter Schlebuscher Geschäftsleute, halten eine Bebauung der Grundstücke mit Wohnungen für die bessere Alternative, für die Versorgung von Schlebusch werde so ein Markt nicht gebraucht. Stattdessen, so deren Verdacht, dürfte Rewe vorwiegend an den potenziellen, meist auswärtigen Kunden interessiert sein, die in den weit über 20.000 Auto sitzen, die die Kreuzung der beiden Durchgangsstraßen B 51 und Willy-Brandt-Ring/Bensberger Straße täglich befahren.

Umstritten war stets die angedachte Verkehrsführung, nicht zuletzt im Umfeld der Grundschule und des Schulwegs sei das nicht ausreichend geregelt.