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Nur die HälfteGrundstück in Schlebusch ist für Rewe ein Schnäppchen

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Hinterhöfe an der Reuterstraße. 

Leverkusen – Wer in Schlebusch bauen will, sollte etwas mehr Geld auf der hohen Kante haben. Die Grundstückspreise im einzigen Leverkusener Stadtteil mit Straßenbahnanschluss gehören zu den höchsten im Stadtgebiet. Bauinvestoren zahlen 400 bis 500 Euro je Quadratmeter. In einschlägigen Internetportalen ist kein Quadratmeter unter 480 Euro zu kaufen, es geht hoch bis auf 630 Euro.

Das Grundstückspreis-Portal des Landes NRW (www.boris.nrw.de), weist der Gegend um die Reuterstraße für baureifes Land einen Bodenrichtwert von 420 Euro zu – nahezu ein Spitzenwert in Leverkusen. Und genau dort, an der Reuterstraße, verkaufte die Stadt jetzt vier Flurstücke für weniger als die Hälfte, für 205 Euro je Quadratmeter an Rewe.

Auf dem größten Teil befindet sich der Schulgarten der Thomas-Morus-Grundschule. Insgesamt werden von der Stadt 1928 Quadratmeter abgegeben, die die Kölner Rewe-Group zwingend zusätzlich zu mehreren privaten Grundstücken benötigt, um im Karree zwischen Willy-Brandt-Ring, Dhünnberg, Johannes-Dott-Straße und Mülheimer Straße ihren umstrittenen Markt bauen zu können.

Für die privaten Grundstücke soll Rewe Kaufoptionen mit drei Eigentümern halten. Die Informationen stammen aus einer so genannten nicht-öffentlichen Ratsvorlage, die dem „Leverkusener Anzeiger“ vorliegt.

Die Auswertung dieser Vorlage zum Grundstücksverkauf erklärt den Grund für den niedrigen Kaufpreis aber nicht wirklich, auch wenn das Verfahren sehr ausführlich dargelegt wird: Demnach kalkulierte ein städtischer Mitarbeiter Anfang 2014 den Grundstückswert. Erst mehr als ein Jahr später, am 1. Juni 2015, erfuhr die Politik überraschend im Bauausschuss von dem zu dem Zeitpunkt schon weitgehend von Rewe durchgeplanten Projekt und winkte einen ersten Beschluss durch.

Dieser Beschluss machte das Grundstück zum Schnäppchen: Man beschloss, den Grundstücks-Status von einem relativ teuren „Mischgebiet“ in ein sehr viel preiswerteres „gewerblich nutzbares Grundstück in Handelslagen“ umzuändern. Der Beschluss bekam den Stempel „Dringlich“, das war eine Bedingung des Investors.

Die Politik, so sieht es jetzt aus, hat das eigene Land damals ohne Not um grob geschätzt über 300.000 Euro entwertet. Nicht jedem Politiker, der im Sommer 2015 für diesen Aufstellungsbeschluss stimmte, dürfte das klar gewesen sein. Denn in der Vorlage des Bauamts hieß es, es sei mit keinen finanziellen Folgeauswirkungen zu rechnen.

Drei Tage vor Weihnachten 2016 stimmte nach heftigen Debatten der letzte politische Ausschuss für den Supermarkt, obwohl sich in Schlebusch inzwischen massiver Widerspruch formiert hatte.

Nicht nur von einigen Politikern kommt der: Die Schlebuscher Geschäftsleute bekämpfen „den Rewe“ mit aller Kraft. Sie sagen Verkehrsprobleme und einen erheblichen Käuferschwund in der Innenstadt vorher. Der Markt hat auch seine Fürsprecher: Maßgeblich setzt sich der CDU-Vorsitzende, Rechtsanwalt und Chef der Werbegemeinschaft City Wiesdorf, Frank Schönberger dafür ein.

Rewe erhält also das Land für 205 Euro pro Quadratmeter, auf dem noch Erschließungsarbeiten nötig sind, auch wenn sich der Immobilienmarkt inzwischen fast schon zur „Blase“ aufgepumpt hat. Aber die frühe Festlegung allein erklärt den niedrigen Preis bei weitem noch nicht.

Fachleute kalkulieren Grundstückswerte mit Hilfe komplizierter Formeln. Für Laien sind sie schier undurchschaubar. Grundlegend für die Berechnungen sind demnach auch Verkaufspreise, die für ähnliche Grundstücke mit ähnlicher Nutzung erzielt wurden. Das tat man auch im Fall Reuterstraße.

Weil aber länger nichts Vergleichbares verkauft wurde, zog der städtische Gutachter vier uralte Vergleichswerte aus 2010 und je einen Wert aus 2009 und 2012 aus Manfort, Fixheide und Opladen als Grundlage heran – ohne Wertsteigerungen zu berücksichtigen. Wohl auch deshalb erschien der Handel manchen Politikern nicht marktgerecht.

Die Bürgerlisten-Vertreterin in der Bezirksvertretung III, Ulrike Lorenz (jetzt Langewiesche), gab ihre Zweifel am korrekten Preis zu Protokoll, das ist im Sitzungsprotokoll zu lesen. Die Antwort der Bauverwaltung deckt sich etwa mit dem, was die Pressestelle jetzt dem „Leverkusener Anzeiger“ auf eine Anfrage mitteilte: Die Umwandlung des Mischgebiets in eine Einzelhandelsfläche und die Vergleichsverkäufe hätten den Grundstückspreis bestimmt.

Die Frage, ob es aus der Politik oder Verwaltung den Wunsch gegeben habe, das städtische Land besonders günstig zu verkaufen, beantwortete die Pressestelle zunächst nicht. Auf erneute Nachfrage hieß es: „Nein. Es handelt sich um ein übliches Verfahren zur Ermittlung des Kaufpreises.“