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Besichtigung der Bayer-ParaabteilungAußenministerin Annalena Baerbock turnt in Leverkusen vor

Lesezeit 3 Minuten
Die ehemalige Leistungssportlerin Baerbock ließ es sich nicht nehmen, ihre Disziplin des Trampolinspringens vorzuführen.

Die ehemalige Leistungssportlerin Baerbock ließ es sich nicht nehmen, ihre Disziplin des Trampolinspringens vorzuführen.

Wie groß die Sportbegeisterung insbesondere bei den Para-Athleten von Bayer Leverkusen ist, erfuhr die Außenministerin beim einem Kurzbesuch.

Gegen 10 Uhr fuhr am Dienstagvormittag der hellblaue Bus des Auswärtigen Amtes an der Fritz-Jacobi-Anlage des TSV Bayer 04 Leverkusen in Manfort vor. Außenministerin Annalena Baerbock machte hier auf ihrer Sommerreise Halt, um sich über den hiesigen Spitzen- und Breitensport für Menschen mit Behinderung zu informieren.

Nach einer kurzen Begrüßung durch den ersten Vorsitzenden des Turn- und Sportvereines (TSV) Klaus Beck, der Geschäftsführerin Anne Wingchen und dem Abteilungsleiter Parasport Karl Quade, besuchte die ehemalige Leistungssportlerin Baerbock zunächst die Räume der Lentes Prothesenwerkstatt, deren Arbeit sie sich unter anderem vom Sprinter und mehrfachen Weltrekordhalter Johannes Floors erklären ließ.

Annlena Baerbock im Gespräch mit den Leverkusener Spitzenathleten (v.l.): Johannes Floors, Irmgard Bensusan und Markus Rehm. Im Hintergrund auf der Bank (v.l.): Klaus Beck (Erster Vorsitzender TSV Bayer 04 Leverkusen), Karl Quade (Abteilungsleiter Parasport) und Friedhelm Beuchert (Präsident Deutscher Behindertensportbund).

Annlena Baerbock im Gespräch mit den Leverkusener Spitzenathleten (v.l.): Johannes Floors, Irmgard Bensusan und Markus Rehm. Im Hintergrund auf der Bank (v.l.): Klaus Beck (Erster Vorsitzender TSV Bayer 04 Leverkusen), Karl Quade (Abteilungsleiter Parasport) und Friedhelm Beuchert (Präsident Deutscher Behindertensportbund).

Grundsätzlich versorgen die hier arbeitenden Techniker alle körperlich beeinträchtigten Menschen mit maßangefertigten Hilfsmitteln für den Alltag, aber laut Floors profitieren gerade „wir Para-Athleten“ sehr von dem auch im Ausland geschätzten „extremen Know-how“, da die Sportprothesen rund um eine Trainingseinheit individuell angepasst werden könnten. Außerdem sei es für junge Sportler mit Behinderung wochenendweise möglich, das Training mit einer Prothese zu lernen. Es sei faszinierend zu sehen, wie schnell die Prothese in den Hintergrund rücke, wenn dann alle gemeinsam Sport treiben.

Bayer Leverkusen stellt die meisten deutschen Athleten bei Paralympics

Anschließend berichteten einige Leverkusener Spitzensportler der Außenministerin im persönlichen Gespräch in der Leichtathletikhalle von ihrem Werdegang und den Herausforderungen für einen Para-Athleten. Weitsprung-Weltrekordhalter Markus Rehm, dessen rechter Unterschenkel und Fuß amputiert ist, schilderte, dass es für ihn zunächst sehr schwierig gewesen sei, seine Prothese zu finanzieren. „Krankenkassen lehnen Sportprothesen ab“, pflichtete ihm der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, Friedhelm Beuchert, bei. „So eine einseitige Unterschenkelprothese kostet mal schnell 10.000 Euro“, unterstrich Floors die Problematik.

Darüber hinaus ging es in dem Gespräch auch um die berufliche Zukunft nach der aktiven Sportlerkarriere, die Bayer 04 dual fördert. So erzählte die Handballerin Loreen Veit von ihrer Ausbildung zur Bürokauffrau: Neben ihrem Posten als Linksaußen in der Bundesligamannschaft arbeite sie 25 Stunden in der Woche auf diesem Feld für den Verein. Nichtsdestoweniger stünde der Spitzensport im Vordergrund, machte Quade deutlich. Er sei stolz darauf, dass der Verein so viele Sportlerinnen und Sportler zu den Paralympics nach Paris schicke. Laut Beck stelle Bayer 04 mit 18 Para-Athleten die größte Delegation des deutschen Teams.

In Leverkusen treffen Handwerk und Spitzensport zusammen

Außenministerin Baerbock freute sich darüber, dass so viele Athletinnen und Athleten trotz der intensiven Vorbereitung für die anstehenden Wettkämpfe Zeit für sie gefunden hätten. Auch für sie als Sportbegeisterte sei es etwas Besonderes gewesen, so vielen Weltrekordhaltern, Welt- und Europameistern gegenüberzutreten. Den Standort Leverkusen zeichne aus, dass hier „bestes Handwerk“ in dem Bereich der technischen Orthopädie auf Spitzensport treffe. Dank dieser Voraussetzungen könne sich jeder wieder auf „viele Gänsehautmomente“ bei den Paralympics freuen, sagte Baerbock.

Da das Auswärtige Amt die auswärtige Sportpolitik finanziell mit unterstütze, sei es ihr wichtig zu betonen, dass „Medaillen Investitionen auf Dauer brauchen“, so Baerbock. „Das heißt: Investitionen in den Breitensport, in den Spitzensport, in, im wahrsten Sinne des Wortes, Turnhallen sind essenziell“, führte die Außenministerin weiter aus. Trotz der Sparpolitik der Bundesregierung und erfolgter Mittelkürzungen für Spitzensportförderung sowie kommunale Sporteinrichtungen im Bundeshaushalt ließ die Grünen-Politikerin die Frage der konkreten Finanzierungsmöglichkeiten offen.

Zum Abschluss gab es für alle Anwesenden noch eine sportliche Einlage von Baerbock zu bestaunen. Die ehemalige Trampolinspringerin führte mehrere Salti auf dem Sprunggerät vor, das auch für Para-Athelten nützlich sei, wie Weitspringer Rehm erläuterte. In der Luft sei es besser möglich, die komplexen Bewegungsabläufe zu trainieren, die bei ihm folgendermaßen ablaufen: „Ich springe ab, gehe einmal nach hinten und klappe wie ein Klappmesser zusammen.“