Seit Jahrzehnten treffen sich Raser und Autoposer unter der Stelze in Leverkusen. Jetzt prüft man Umbauten.
Unter der StelzeAutoposer in Leverkusen nerven die Nachbarn
Für manche ist der Parkplatz unter der Stelze eine perfekte Rennstrecke: eine 680 Meter lange Piste ohne Macken im Asphalt mit einer nur ganz leichten Krümmung. Sie ist nachts beleuchtet und vor allem ist es dort immer trocken.
Kein Wunder, dass sich die Anwohner seit fast zwei Jahrzehnten, wenn nicht noch länger, über gefährliche Autorennen und laute Autoposer beschweren. Die meisten dieser Autofanatiker sind junge Männer. Auch jetzt war das wieder einmal ein Thema in der Bezirksvertretung II, zu deren Gebiet die Stelze gehört. Weil das Problem immer wieder hochkocht, wünschen sich Anwohner, den Parkplatz unter der Stelze irgendwie umzubauen, um sie für die Raser unbrauchbar zu machen. Ein Prüfauftrag liegt bei der Stadtverwaltung.
Leverkusen: Raser und Lärm nerven und gefährden Nachbarn
Wie schlimm ist es wirklich? Paul-Leander Schmidt (22, SPD) wohnt an der Tannenbergstraße, er ist Mitglied in der Bezirksvertretung. Die Lage sei nicht immer gleich, das Problem komme eher phasenweise. Manchmal seien die Autoposer mit aufgemotzten und frisierten Autos jeden Abend vor Ort, auch in der Woche, sagt er am Telefon. Schmidt kann sie gelegentlich hören, wenn die Reifen quietschen. Er habe auch schon beobachtet, wie Rennen gefahren worden seien. Schmidt sagt, es gebe eine Whatsapp-Gruppe der Nachbarn, auf die Weise sei man verbunden und könne absprechen, wer die Polizei anrufe.
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Der Parkplatz gehört Straßen NRW; die Bay-Arena braucht die Stellplätze, sonst wäre das Stadion nicht genehmigt worden. Den in der Bezirks-Sitzung geäußerten Wunsch, die Rennstrecke durch künstliche Unebenheiten unbrauchbar zu machen, lehnt die Verwaltung ab. Conchita Laurenz, städtische Fachkraft in Sachen Verkehrslenkungen, sagt, sie verstehe, dass das die Anwohner nerve. Stadtweit habe sich die Verwaltung aber entschieden, weder „Berliner Kissen“ noch „Kölner Teller“ (Metallkuppeln auf dem Asphalt) einzubauen: wegen der freien Fahrt für Rettungswagen und wegen der Gefahr für Fußgänger und Zweiräder. Die Teller gelten als Stolperfallen. Und unter der Stelze fänden nach Aussage der Verwaltung eben auch Sicherheitstrainings für Motorräder statt.
Slalom unter der Leverkusener Stelze
Dieter Prahl wohnt seit über 40 Jahren unmittelbar an der Stelze. Seine Einschätzung: Laut sei es öfter, Rennen seien nicht alltäglich – aber wenn, dann brandgefährlich. Er hat vor einem Jahr ein aufgemotztes Auto beobachtet, das einen Slalom-Parcours um die Stelzen gefahren sei. Vielleicht war das der 19-jährige Mercedesfahrer, den die Polizei im April 2022 gestellt hat: Der Heranwachsende hat laut Polizeimeldung für dieses Fahrmanöver mit seinem Führerschein bezahlt und bekommt ein Verfahren.
Dieter Prahl: „Wenn man mich fragen würde: Die Autos von so Typen müssten am besten direkt zum Bender, das alleine würde helfen!“ Bender in Opladen ist Autoverwerter und besitzt eine Schrottpresse. Paul-Leander Schmidt freut sich, dass wenigstens Straßen NRW sich nicht grundsätzlich gegen Umbauten sperre. Das schon, sagt Conchita Laurenz, allerdings wollten die sich nicht finanziell beteiligen.
Wie könnte Leverkusener Lösung aussehen?
Wie also könnte eine Lösung aussehen? Wenn weder Kölner Teller noch Berliner Kissen kommen, könnte man die langen, geraden „Rennstrecken“ mit fest eingebauten Pollern oder Baken unterteilen. Die Auswirkungen auf den normalen Parkplatz-Verkehr wird die Verwaltung überprüfen.
Ebenso steht die Frage nach Überwachungskameras im Raum. Letztere warf Nikolas Hubrich (Bürgerliste) bei der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung 2 auf: „Poller und Kölner Teller sind nicht nur gefährlich – sie würden das Problem auch nur verlagern“, sagte er. Abhilfe schaffen könnten indes Kameras. Denn diese identifizierten die Täter. Und darum gehe es ja: „Die Idioten müssen runter von der Straße!“ Oder könnte verstärktes Patrouillieren des städtischen Ordnungsdienstes Abhilfe schaffen? Laut Verwaltung ist diese Frage müßig: In einer Stellungnahme an die Bezirksvertreterinnen und -vertreter hieß es jüngst, dass dafür schlichtweg das Personal fehle.
Ansonsten hilft nur: Bei Lärm den Ordnungsdienst anrufen. Und wenn gerast wird, die Polizei alarmieren. Die hat schließlich eine eigene Sondereinheit für diese Klientel.