Die Stadt Leverkusen hatte offenbar bereits mit der Ansiedlung der Axa-Hauptzentrale gerechnet.
Axa-HauptzentraleVersicherer erwägt, Deutschlandzentrale von Köln nach Leverkusen zu verlegen
Das Geheimnis um das Unternehmen, das sich in Leverkusen ansiedeln wollte oder will, ist gelüftet: Nach Informationen des „Leverkusener Anzeiger“ hatte die Axa-Versicherung erwogen, ihre Deutschlandzentrale aus Köln-Holweide nach Leverkusen zu verlegen. Und zwar ins Montanusquartier in Wiesdorf. Das Gelände liegt gleich an der „Leverkugel“.
Axa äußert sich auf Anfrage der Redaktion reserviert: „Aktuell planen wir keinen Umzug unserer Hauptverwaltung. Wir haben einen langlaufenden Mietvertrag für unseren Standort in Köln-Holweide bis in das nächste Jahrzehnt.“
Selbstverständlich prüfe man regelmäßig, ob die Räumlichkeiten den sich weiterentwickelnden Vorstellungen von moderner Zusammenarbeit entsprächen, so das Unternehmen weiter. „Das ist Teil einer vorausschauenden Unternehmensführung“, teilt ein Sprecher des Unternehmens mit.
Leverkusen: Hat die Stadt mit Axa-Millionen geplant?
Dass für das Montanus-Quartier Verhandlungen laufen, bestätigt Bauunternehmer Gernot Paeschke. Ihm gehört das 2,25 Hektar große Grundstück, das früher zu Teilen Eigentum von Bayer und der Ganser-Brauerei war. Es liegt brach, seit die „Bullenklöster“, frühere Bayer-Männerwohnheime, im Jahr 2017 abgerissen wurden. Paeschke erwarb das Grundstück und plante zunächst ein markantes Bürohochhaus mit bis zu 15 Stockwerken plus weiteren Büro- und Wohngebäuden als „südliches Entree in die Innenstadt“.
Für das Gebiet gelten aufgrund der Nähe zum Chempark besondere Auflagen der Seveso-II-Richtlinie. 2021 war ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben worden, den das Düsseldorfer Büro Hector 3 gewann. Ebenfalls ein Mix aus Wohn- und Bürogebäuden, aber ohne den imposanten Turm. 2022 war der Baubeginn für das 170-Millionen-Euro-Projekt auf Anfang 2025 verschoben worden, seitdem ist es still darum geworden.
„Wir haben die Planungen zurückgestellt, weil ein großer Konzern natürlich ein Spitzenmieter wäre, der enorme Gewerbesteuereinnahmen nach Leverkusen bringen würde“, sagt Paeschke im Gespräch mit dieser Zeitung. Er warte auf eine Entscheidung in der Sache. An ihm würde der Deal auf jeden Fall nicht scheitern, das Grundstück würde er abgeben. „Wenn es nicht klappt, nehmen wir die früheren Planungen wieder auf, eventuell in etwas abgespeckter Form.“
Tatsächlich wäre der Umzug der kompletten Konzern-Zentrale mit mehreren tausend Arbeitsplätzen für Leverkusen ein gewaltiger Erfolg. Ein Problem allerdings: Der Versicherer soll nicht selbst bauen wollen, es fehlt wohl an einem Investor.
Problematisch ist ebenfalls, dass die Stadt offenbar bereits mit den zusätzlichen Gewerbesteuermillionen geplant hatte. Im Zuge der Diskussionen über die Leverkusener Haushaltssperre und den riesigen Einbruch der Gewerbesteuer – es fehlen rund 285 Millionen Euro – hatten Oberbürgermeister Uwe Richrath und Kämmerer Michael Molitor mitgeteilt, dass es ein Unternehmen gebe, mit dessen Ansiedlung sie geplant hatten, ohne zu sagen, um welches Unternehmen es sich handelt. „In der Stadtverwaltung wurde bereits mit dem Geld gerechnet, in Größenordnungen zwischen 120 und 180 Millionen Euro“, sagt ein politischer Insider dieser Zeitung.
Fraglich ist, wie das hätte zeitlich funktionieren sollen. Es ist nicht davon auszugehen, dass Axa selbst bei einem reibungslosen Ablauf des Prozesses tatsächlich so früh mit dem Bau der neuen Zentrale fertig gewesen wäre, dass die Gewerbesteuereinnahmen noch 2024 zu Buche geschlagen hätten. Die Stadt konnte sich auf Anfrage am Montag nicht dazu äußern.