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Dienstwagen Leverkusener KonzerneBayer muss Tesla gar nicht boykottieren

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Das Bayer-Kreuz bei Nacht

Bayer will noch Dienstwagen mit Elektroantrieb. Teslas kommen aber nicht mehr vor – so wenig wie bei Lanxess.

Das Pharma-Unternehmen bietet – genau wie Lanxess – seinen Beschäftigten keine Autos aus dem Musk-Imperium mehr an. Das ist der Grund dafür.

Es liegt nicht an Elon Musk und seiner immer penetranter zur Schau gestellten rechten Gesinnung: Bayer braucht gar keinen Tesla-Boykott. Die Autos haben sich nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre einfach nicht bewährt: Deshalb stehen sie seit zwei Jahren nicht mehr im Leasing-Katalog von Bayers Fuhrpark-Management. „Die Fahrzeuge dieses Herstellers haben aus unterschiedlichen Gründen an Attraktivität verloren“, sagte auf Anfrage Bayer-Sprecher Markus Siebenmorgen.

Gemeint sind Probleme mit Werkstatt-Terminen und Ersatzteilen. „Derzeit haben wir gerade noch sieben Teslas in der Flotte“, so der Sprecher. Ein verschwindend geringer Anteil bei insgesamt rund 1800 Dienstwagen allein in Deutschland. Er werde noch im Lauf des Jahres auf null Teslas fallen, weil die Leasing-Verträge auslaufen.

Ähnlich ist die Situation bei Lanxess: „Seit rund einem Jahr dürfen Mitarbeitende von Lanxess keinen Tesla mehr leasen, da Tesla unsere Flottenansprüche nicht erfüllt“, erklärte Mark Mätschke, Sprecher bei der Bayer-Ausgründung. Mit den Ansprüchen ist zum Beispiel gemeint, wie der Hersteller mit Ausfällen umgeht, wie der Service im großen Maßstab sichergestellt wird, wie schnell Reparaturen ausgeführt werden. Da denken die Fuhrpark-Manager beim Spezialchemie-Konzern ganz ähnlich wie ihre Kollegen bei Bayer.

Bei Bayer soll es 2029 keine Verbrenner mehr geben

Dass Tesla bei beiden Firmen aus dem Geschäft ist, dürfte durchaus schmerzen. Bayer hat schon vor drei Jahren entschieden, bis 2029 ganz auf E-Autos umzustellen. Seit 2022 gab es für Führungskräfte nur noch vollelektrisch betriebene Wagen, seit März 2024 können Leitende Mitarbeiter und andere außertariflich Angestellte ebenfalls nur noch solche Autos leasen. „Dienstwagen mit Verbrennungsmotor können aber selbstverständlich bis zum Ende der Vertragslaufzeit weiter genutzt werden“, ergänzte Sprecher Siebenmorgen.

Ausnahmen, so Siebenmorgen, gebe es nur für Außendienst-Mitarbeiter in sehr ländlichen Gebieten. Dort – und nur dort – spiele das Thema Reichweite noch eine Rolle. In Südamerika oder anderswo außerhalb von Europa könne Bayer noch nicht komplett auf Elektroautos umsteigen, ergänzte er. Trotzdem steht das Jahr 2029: Ab dann soll es im Fuhrpark des Konzerns keine neuen Verbrenner mehr geben.

Bei Lanxess gebe es für dieses Thema keine speziellen Regeln, so Sprecher Maetschke. Das Unternehmen habe lediglich CO₂-Obergrenzen für Verbrenner erlassen. Anspruch auf einen Dienstwagen haben bei Lanxess Leitende Beschäftigte und Leute, die dienstlich besonders viel unterwegs sind, etwa im Verkauf.

Bei Covestro spielen Dienstwagen kaum eine Rolle

Beim dritten großen Konzern im Chempark, Covestro, spiele das Thema Dienstwagen keine Rolle, sagte Sprecher Przemyslaw Jedrysik. Ein Leasing-Programm für Mitarbeiter habe das Unternehmen nicht aufgelegt, in Deutschland liefen derzeit noch 120 Autos, die aber auf Covestro zugelassen seien. 30 davon benutzten Außendienstler. Die Marke Tesla komme bei Covestro nicht vor. Bei einem Fuhrpark von so geringer Größe sei eine E-Auto-Offensive „kein großer Hebel in unserer CO₂-Strategie“, so Jedrysik. Änderungen in Produktion und Logistik hätten sehr viel deutlichere Effekte.

Die Dienstreisen-Richtlinie von Covestro sehe vor, dass Mitarbeiter bis zu einer gewissen Entfernung wahlweise das eigene Auto benutzen können. Sonst werde die Bahn lieber gesehen – und je nachdem ein gemietetes Auto.

Wer einen Dienstwagen bekommen kann, dem wird ein Elektroauto inzwischen sehr schmackhaft gemacht, durch einen enormen Steuervorteil. Wer einen Verbrenner fährt, muss pro Monat ein Prozent des Listenpreises versteuern. Fahrer eines E-Autos müssen dagegen nur 0,25 Prozent des Wertes im Monat versteuern. Kostet ein Auto 60.000 Euro, muss der Fahrer eines Verbrenners 600 Euro im Monat versteuern, was bei Gutverdienern zu einer Steuerlast von rund 240 Euro führt. Für einen gleich teuren E-Wagen liegt die monatliche Steuerlast dagegen nur bei rund 60 Euro.