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Currenta nimmt Stellung im RatGegensätzliche Aussagen zur Gefährdung der Bevölkerung

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Die Anlage nach der Explosion

Leverkusen – Vertrauensverlust. Es war der zentrale Begriff in der gestrigen Ratssitzung, in der Vertreter von Currenta ebenso wie die Bezirksregierung Köln als Aufsichtsbehörde, aber auch Greenpeace Stellung nahmen zur Explosion im Bürriger Entsorgungszentrum der Currenta am 27. Juli. Hans Gennen, Geschäftsführer der Currenta, hob es selbst hervor: „Wir wollen das Vertrauen wieder aufbauen, das wir verloren haben.“ Denn die Informationspolitik des Chemparks, die von Beginn an völlige Transparenz versprach, in vielen Fällen aber Fakten zurückhielt, steht weiterhin heftig in der Kritik. Und auch an der Arbeit der Aufsichtsbehörde, der Bezirksregierung Köln, wachsen Zweifel.

Chemparkleiter Lars Friedrich gab ebenfalls Auskunft.

Viel Neues erfuhren die Ratsmitglieder und interessierte Zuschauer nicht. Allein: Die Bezirksregierung Köln veröffentlichte – Minuten vor Beginn der Ratssitzung – die Essenz eines in Auftrag gegebenen Gutachtens zur Explosionsursache: „Demnach hat vermutlich eine chemische Reaktion des Abfalls mit zunehmender Temperatur zu einem rapide ansteigenden Überdruck im Lagertank geführt, der trotz der vorhandenen Sicherheitssysteme des Tanks nicht mehr abgebaut werden konnte. Dem Zerplatzen des Tanks folgte dann wahrscheinlich eine Zündung der entstandenen Explosionswolke und dadurch der anschließende Brand im Entsorgungszentrum.“

Gegensätzliche Aussagen

Was die Gefährdung der Bevölkerung nach der Explosion betrifft, gab es gegensätzliche Aussagen. Es habe „kein Gesundheitsrisiko“ gegeben, so Currenta-Chef Gennen, der eine umfassende und transparente Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden versprach. Dagegen setzte Manfred Santer, Chemiker von Greenpeace, dass von 14 Proben, die in Bürrig und Opladen gesammelt wurden, in sieben Fällen hochgiftige Dioxine enthalten gewesen seien.

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Völlige Transparenz versprach Currenta-Chef Gennen. An die Öffentlichkeit wolle man sich allerdings nur auf der Basis gesicherter Informationen wenden, nicht mit Spekulationen, die nur weiter verunsichern könnten. „Wir haben aus dem Ereignis gelernt“, versprach Chempark-Leiter Lars Friedrich. „Wir haben schnell gewarnt und gut zusammengearbeitet. Aber wir werden uns anschauen, wo wir besser werden können.“ In jedem Fall gebe es bei der Informationspolitik seines Unternehmens noch „Luft nach oben“, räumte Gennen ein.

Currenta-Geschäftsführer Hans Gennen berichtete im Rat.

Auch der Currenta-Betriebsratsvorsitzende Artur Oblong war mit in die Ratssitzung gekommen – und stärkte seinen Chefs den Rücken. Auch der Betriebsrat fordere die absolute Aufklärung dieser Katastrophe. Die Chempark-Mitarbeiter seien sehr nah dran und wollten wissen, wie es dazu hatte kommen können – und dass sie selbst an ihrem Arbeitsplatz in Sicherheit sind. „Wir würden nichts anderes zulassen als eine völlige Aufklärung – für die Mitarbeiter im Betrieb und für die Öffentlichkeit.“ Alle Mitarbeiter seien sich vorhandener Risiken bewusst: „Wir wissen, dass wir nicht in einer Schokoladenfabrik arbeiten. Aber wir fordern, dass diese 30 000 Arbeitsplätze in Leverkusen möglichst sicher sind.“

Die Politiker im Rat reagierten sehr unterschiedlich auf die Vorträge. Während sich CDU, SPD und FDP eher zurückhaltend äußerten, kam von anderer Seite Kritik. Roswitha Arnold (Grüne) kritisierte die „dünnen Auskünfte“ der Bezirksregierung, Markus Beisicht (Aufbruch) die mangelhaften Kontrollen der Aufsichtsbehörde. Benedikt Rees (Klimaliste) stellte ebenso wie der zugeschaltete Greenpeace-Vertreter den Standort der Sondermüllverbrennung grundsätzlich in Frage. Es müsse grundsätzlich gefragt werden, ob eine solche Sondermüllverbrennung mitten in der Stadt und nahe der Wohnbebauung angemessen sei. Wenn die Leverkusener, die großteils von der chemischen Industrie leben, solche Angst empfinden und ihrem eigenen Arbeitgeber misstrauen, sei dies schon ein Alarmsignal. Viele Fragen seien aber immer noch unbeantwortet. Das war auch nach über zwei Stunden Debatte im Stadtrat nicht anders geworden.