Der Verkehrs- und Verschönerungsverein Opladen (VVV) wird 150 Jahre alt – sein Vorsitzender Toni Blankerts blickt zurück und in die Zukunft.
VVV OpladenEiner der ältesten Vereine Leverkusens wird 150
Wenn einer was erlebt hat, dann er: Toni Blankerts. Der 87-Jährige war über 20 Jahre lang Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes im Kreis und organisierte Touren mit Hilfsgütern nach Russland und Polen. Er war Prinz im Fasteleer, Präsi des Komitees Opladener Karneval, Büttenredner als „Nachtwächter“ und ist bis heute durch und durch jeck. Vor allem aber ist Toni Blankerts gebürtiger Opladener und als solcher mit einer derart großen Liebe zur Heimat ausgestattet, dass auch die konsequentesten Heimatliebenden – wo auch immer – nicht hinterherkämen, legten sie es auf einen Vergleich an.
Denn Toni Blankerts ist seit über einem Vierteljahrhundert Vorsitzender des VVV, was natürlich nichts zu tun hat mit dem auf die gleiche Weise abgekürzten niederländischen Fußballclub in Venlo, sondern in Opladen für den Verkehrs- und Verschönerungsverein steht. Und der ist, wenn man es streng nimmt, sogar noch größer und hat noch mehr erlebt als sein bekanntestes Gesicht Toni Blankerts: Der VVV Opladen wird anno 2024 stolze 150 Jahre alt.
Rückblick auf bewegende Historie
Was gefeiert werden muss. Natürlich. Und zwar am 13. Juli im „Haus Silbersee“. Was aber vor allem zu dem einen oder anderen Rückblick anregt auf eineinhalb Jahrhunderte Historie in jenem Leverkusener Stadtteil, der nicht immer Stadtteil, sondern selbstständige Kreisstadt war und dessen Alteingesessene den alten Stolz darüber nie wirklich abgelegt haben. Das wird auch deutlich, wenn Toni Blankerts anlässlich des Vereinsgeburtstages über „sein“ Opladen spricht.
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„Als Opladen“, sagt er, „haben wir oftmals verloren“. Und zwar nach 1975. Nach der kommunalen Neugliederung, in deren Zuge Opladen Leverkusen zugeschlagen wurde. Würde man heute die Leute vor Ort fragen, ob sie wieder ein selbstständiges Städtchen haben wollten, „würden viele sagen: Sofort!“, ist sich Toni Blankerts sicher. Warum? Deshalb zum Beispiel: „Früher hat es hier ein Geschäft neben dem anderen gegeben. Das sieht mittlerweile anders aus.“ Projekte würden mitunter auf die lange Bank geschoben – siehe die schon lange diskutierte Einrichtung eines Bürgerbüros, bei der die Stadt nicht vorankomme. „Opladen ist der größte Stadtteil dieser Stadt. Und gerade als solcher fühlen wir uns manchmal vernachlässigt.“
Und hier schließt sich der Kreis zu Toni Blankerts und dem VVV. Denn gerade wegen solcher Dinge sei dieser Verein so wichtig, sagt er. Der VVV, respektive dessen heutzutage knapp 100 Mitglieder, kümmerten sich höchstselbst mit Herzblut und Leidenschaft darum, Opladen Gewicht einzuräumen. Opladen mit Leben zu füllen. Opladen im wörtlichen Sinne zu erhalten. Und das seit der Gründung im Jahre 1874 „durch den damaligen Bürgermeister Alexander Vetter in der Wohnung des Jacob Tillmanns“, wie Toni Bankerts es wie schon zigfach gesagt und für immer abgespeichert im Blankerts-Hirn sagt. Diese Wohnung an der Ecke Düsseldorfer Straße/Fürstenbergstraße sei später der Gasthof „Zur Krone“ gewesen, der wiederum 1970 geschlossen wurde, aber den alten Opladenern und Opladenerinnen immer im Gedächtnis geblieben ist als einer jener Orte, an denen sich das Leben in der Stadt konzentrierte und abspielte.
Was auf die Gründung folgte – und bis heute reicht –, ist fest in der Geschichte Opladens verankert und mit ihr verknüpft. Anders: Der VVV setzte Zeichen, die bis heute sichtbar sind. Darunter Skulpturen wie die „Musizierenden Kinder“, die 1956 für den Rehbockpark gestiftet und 1984 vor das DRK-Zentrum an der Düsseldorfer Straße umgesetzt wurde. Die Nepomuk-Figur an Wupperbrücke. Die sogenannte Jahrhundert-Eiche: Sie wurde 1999 im Kreisverkehr an der Rennbaum- und Stauffenbergstaße aufgestellt. Ihre Fällung 2022 bezeichnet Blankerts noch heute als eine schwere Niederlage für den Verein.
Die Wappenstele, die 2008 für die Fußgängerzone gestiftet wurde. Zig Hinweistafeln im Stadtgebiet. Der Kinderspielplatz in der Neuen Bahnstadt, für den auf Initiative des VVV hin die historischen Dachträgerstützen des ehemaligen Bahnhofes verwendet wurden – Toni Blankerts bezeichnet dieses Projekt als eines der wichtigsten und schönsten in seiner Zeit beim VVV. Annähernd 1000 Ruhebänke, die über die Jahrzehnte durch den VVV aufgestellt wurden. Die Neugestaltung der Ludwig-Rehbock-Anlage im Jahr 2005, an der die Vereinsmitglieder entscheidend beteiligt waren.
Hinzu kommen zahllose Feste, die organisiert wurden. Bepflanzungen aller Art. Initiativen für Opladen – allen voran die (vergebliche) für kommunale Selbstständigkeit im Jahre 1973. Und Bücher – vornehmlich von Blankerts geschrieben, der auch jetzt wieder literarisch-historisch arbeitet: Zur 150-Jahr-Feier im Juli soll eine neue, gut 100 Seiten umfassende Vereinschronik erscheinen, für die der Vereinsvorsitzende derzeit täglich Stoff sammelt und Zeilen zu Papier bringt.
Und überhaupt: An Müßiggang denkt Toni Blankerts überhaupt nicht. „Ich bin regelmäßig unterwegs und schaue, was wo getan werden muss in Opladen.“ Aufgefallen sei ihm schon vor geraumer Zeit etwa der Kugelbrunnen am Landrat-Lucas-Gymnasium, der – einst gestiftet vom VVV im Jahre 1977 für die Fußgängerzone – mehr und mehr verkomme. Die historische Litfaßsäule an der Ecke Altstadtstraße, Düsseldorfer Straße von 2002 sei zudem bereist mehrfach beschädigt worden – ebenso wie viele andere öffentliche Objekte, die Toni Blankerts wieder und wieder aufsucht und kontrolliert.
Und nicht zuletzt gehe es darum, neue Mitglieder zu werben, damit der Verein auch in Zukunft wirken kann. „Wir haben einen hohen Altersschnitt und Probleme, uns jünger aufzustellen“, sagt er. Vielen jungen Menschen sei das Interesse an Geschichte abhandengekommen. Das werde mehr und mehr zum Problem. Gerade während der Corona-Pandemie habe sich das gezeigt: „Da kam unser Vereinsleben fast zum Erliegen.“ Weil es nämlich auf Papier habe gelebt werden müssen.
Das Internet – der Umgang damit ist für die Jugend eine Selbstverständlichkeit – sei keine Alternative gewesen. Vielleicht, so denkt Toni Blankerts, müssten er und die anderen vom VVV häufiger in Schulen gehen, um über Opladen zu referieren und den Kindern und Jugendlichen diesen Stadtteil näherzubringen. Wichtig sei zudem die gute Zusammenarbeit mit dem Opladener und dem Bergischen Geschichtsverein.
Letztlich betont Toni Blankerts nicht nur, dass der Rehbockpark, der Friedhof Reuschenberg und die Kastanienallee mit ihren vom VVV gestifteten Bänken seine liebsten Lieblingsplätze von vielen in Opladen sind. Er betont auch: „Wenn es den VVV nicht geben würde, müsste er erfunden werden.“ Und freut sich auf das Fest im Juli – mit der Ausgabe der dann wohl fertig geschriebenen Chronik und der einen oder anderen historischen Stadtrundfahrt. Dieses Fest sei zwar nicht öffentlich. Aber diesbezüglich werde sicherlich noch etwas folgen. Wie immer, wenn es um den VVV geht. Einen der umtriebigsten Vereine dieser Stadt. Und einen der ältesten.