Zur Diskussion im Spiegelsaal von Schloss Morsbroich kamen Vertreterinnen und Vertreter von Avea, EVL, Klinikum und Sparkasse zusammen.
PodiumsdiskussionWelche Lösungen Leverkusener Firmen für eine Work-Family-Balance haben
Mitten in der Diskussion grätscht Moderatorin Eliana Clausius dazwischen: „Ist das alles nicht also doch in der Praxis eher ein Mama-Thema?“, fragt sie in die Diskussionsrunde. Kathrin Busch (Avea), Detlef Odendahl (Klinikum Leverkusen), Manuela Spelthaen (EVL) und Annette Duppach hatten sich bereits einige Zeit zum Thema „Nice to have?! Die perfekte Work-Family-Balance – geht das?“ ausgetauscht.
Das Leverkusener Gleichstellungsbüro, das katholische Bildungsforum und der Deutsche Frauenring hatten die Podiumsdiskussion im Rahmen der Reihe „Frauen gestalten ihre Stadt“ organisiert. Etwa 35 Leute waren gekommen, zum größten Teil Frauen.
Thema der Runde war, wie in Leverkusen Berufs- und Familienleben unter einen Hut gebracht werden können. „Diese Rollenklischees, dass die Mutter zu Hause bleibt, müssten überholt sein, trotzdem sind Auszeiten von Vätern noch eher eine Seltenheit“, hatte Moderatorin Clausius die Diskussion eingeleitet. Und wie sie das in den Unternehmen der Gäste aus?
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Leverkusen: EVL betreibt eigene Kita
Bei der EVL gibt es eine eigene Kita mit 15 Plätzen, das DRK betreibt die Einrichtung. In diesem Jahr blieben erstmals acht Plätze unbesetzt. Spelthaen führt das unter anderem auf Corona und damit verbunden auf Homeoffice zurück: „Wenn die Leute mehr zu Hause arbeiten, suchen sie sich vielleicht eine wohnortnahe Kita.“
Der Entsorgungsbetrieb Avea diskutiere zwar häufig darüber, ebenfalls eine Betriebs-Kita aufzumachen, noch gebe es sie aber nicht, sagte Kathrin Busch, die Gleichstellungsbeauftragte des Unternehmens. Die Avea unterstütze Familien aber bei der Suche nach einem Kitaplatz und auch bei Bedarf auch bei der Finanzierung. „Ich würde mir wünschen, wir würden uns mehr vernetzen und Synergien finden“, sagte sie im Hinblick darauf, dass bei der EVL noch Kita-Plätze frei sind.
Die Diskutierenden berichteten auch über eigene Erfahrungen, Kind und Karriere unter einen Hut zu bekommen. „Die Kita-Zeiten waren schon eine Herausforderung“, sagte Annette Duppach (KSK). Die meisten der Gäste hatten bei der Betreuung Unterstützung, einige durch Großeltern. „Das ist der Joker“, sagte Detlef Odendahl vom Klinikum Leverkusen.
Die Rolle der Väter in Sachen Betreuung wandelt sich offenbar nur langsam. In ihrem Betrieb seien es nur wenige Väter, die Elternzeit beantragten, so Duppbach. „Dabei werben wir dafür und sagen, dass es absolut möglich ist.“ Von den mehr fast 300 Männern im 380-Kopf starken Betrieb der EVL hätten im vergangenen Jahr 19 Väter Elternzeit genommen.
Detlef Odendahl (Klinikum) teilte mit, dass es bei den 2400 Mitarbeitenden in seinem Betrieb mehr als 1500 Arbeitsmodelle gebe. „Wir versuchen, alles möglich zu machen. Denn gerade in der Pflege sind wir auf jeden angewiesen.“
Kathrin Busch (Avea) brachte noch eine ganz andere Perspektive in die Diskussion, die sie selbst als Mutter erlebt habe: das „schlechte Gewissen“. Es sei vorgekommen, dass die Kolleginnen und Kollegen einem ein schlechtes Gewissen eingeredet hätten, wenn man als Mutter arbeiten gekommen sei. „Da hat mich jemand tatsächlich gefragt: Und wo ist ihre kleine Tochter gerade?“ Das gehe niemanden etwas an und verletze.