Mit einer Stimme Mehrheit hat sich der Stadtrat gegen verkaufsoffene Sonntage im Jahr 2025 ausgesprochen.
StadtratLeverkusener Einzelhändler sind entsetzt über Aus für verkaufsoffene Sonntage
Verkaufsoffene Sonntage? „Umso mehr, umso besser!“, sagt Lydia Voos-Weiser – und ist schockiert, als sie hört, dass der Stadtrat mit einer Stimme Mehrheit die geplanten Sonntagsöffnungen 2025 in Wiesdorf, Opladen und Schlebusch abgelehnt hat.
Voos-Weiser hat im April dieses Jahres ihren Conceptstore „Liebevoll Wohnen“ in der Schlebuscher Fußgängerzone eröffnet. Kurz darauf fand das Frühlingsfest „Blühendes Schlebusch“ statt – mit verkaufsoffenem Sonntag. „Da haben die Leute mir die Bude eingerannt“, erinnert sich die 43-Jährige lachend. Ein Glücksfall für die Neuunternehmerin und ein wichtiger Anschub, um den Laden bekannt zu machen. Und auch jetzt freut sie sich über jeden Aktionstag, wie auch zur Kunstnacht am Freitag.
Leverkusen: Stimmung im Stadtrat heizt sich auf
In der Stadtratssitzung am Montagabend stehen zunächst die geplanten verkaufsoffenen Sonntage in Wiesdorf auf der Tagesordnung. Als diese mit zwei Stimmen Mehrheit abgelehnt werden, heizt sich die Stimmung im Ratssaal merklich auf. „Ich bin geschockt“, sagt Frank Schönberger (CDU), der als Vorsitzende der City-Werbegemeinschaft in diesem Punkt nicht mit abstimmen dürfte. „Es ist grob fahrlässig, was sie mit unserer Stadt machen.“
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Energisch versuchen dann Vertreter von CDU, FDP und Opladen Plus, das gleiche Schicksal zumindest für die anschließende Abstimmung über die verkaufsoffenen Sonntage in Schlebusch und Opladen abzuwenden. „Schlebusch ist ein sehr sensibler Stadtteil, der von Veranstaltungen lebt“, warnt Tim Feister (CDU). „Wenn wir beschließen, dass es hier keine verkaufsoffenen Sonntage mehr geben soll, ist das fast ein Todesurteil für die Wirtschaftskraft in Schlebusch. Das ist ein vernichtendes Urteil für den Stadtteil.“
Ebenso argumentieren die Vertreter von Opladen Plus für ihren Stadtteil: „Das ist ein Schlag ins Gesicht, wer lebendige Innenstädte will, muss offene Sonntage genehmigen. Da ist Leben in der Stadt“, sagt Markus Pott und beantragt namentliche Abstimmung für diesen Tagesordnungspunkt, „damit man namentlich die festhält, die den Innenstädten das antun“.
Die FDP sieht in der Ablehnung „einen weiteren Schritt zum Niedergang unserer Stadtzentren“, sagt Valeska Hansen. „Ein verkaufsoffener Sonntag kann nur stattfinden, wenn es ein begleitendes Fest gibt. Wenn die Geschäfte geschlossen bleiben, kommen weniger Besucher und irgendwann wird das Fest ganz abgesagt.“
Konzepte aus der Mottenkiste
Doch SPD, Grüne und Linke bleiben bei ihrer Position. „Kein verkaufsoffener Sonntag hat in der Vergangenheit nachweislich Läden retten können“, sagt Oliver Ruß (SPD). „Konzepte aus der Mottenkiste“ würden die Innenstädte nicht retten, ergänzt Parteikollegin Lena-Marie Pütz, da müssten die Werbegemeinschaften innovativere Ideen bringen. „Wir gucken nach den Familien“, sagt Dirk Danlowksi (Grüne). „Und da heißt es bei vielen: Am Sonntag gehört der Papi mir.“ Und wem das nicht passe, der könne zum Einkaufen ja „sonntags in die Niederlande fahren“.
Ein Argument, das Andreas Caspari vom Schlebuscher Kleidungsgeschäft „Peppy’s“ erzürnt. „Noch vor wenigen Tagen hat der Oberbürgermeister gesagt, dass er mehr verkaufsoffene Sonntage will, um die Gewerbesteuereinnahmen zu erhöhen“, sagt Caspari. Und jetzt sollen die Menschen das Geld lieber ins Nachbarland fahren? Uwe Richrath ist aktuell auf der Expo Real in München und war weder an der Stadtratssitzung beteiligt, noch war am Dienstag eine Stellungnahme des Oberbürgermeisters über die städtische Pressestelle zu erhalten.
Verkäuferin arbeitet gerne sonntags
„Peppy’s“-Verkäuferin Ivonne Koch muss lachen, als sie von dem Argument „Mitarbeiterschutz“ hört: „Meine Tochter ist Krankenschwester, die arbeitet jeden zweiten Sonntag. Ich arbeite vier Sonntage im Jahr.“ Und die sehr gerne: „An den Sonntagen ist immer gute Stimmung, da ist was los, die Leute sind gut drauf“, sagt Koch. In ihren 31 Jahren als Verkäuferin habe es noch nie Probleme gegeben, die Sonntagsdienste zu besetzen, eher im Gegenteil. „Manchmal musste ich schon Leuten sagen: Der Sonntag geht leider nicht“, sagt Caspari. Er zahle auch „bis zu 100 Prozent mehr“ für den Sonntagseinsatz.
Für ihn werde es auch jeden Fall zu Umsatzverlusten führen, wenn es im kommenden Jahr keine Sonntagsöffnung gibt, sagt Caspari: „Was machen die Leute denn, wenn ihnen sonntags langweilig ist und nichts los ist: Sie shoppen online.“
Jeweils ein Abweichler bei SPD und CDU
Natürlich hätten die Menschen auch zu den regulären Öffnungszeiten genug Zeit, alle Erledigungen zu machen. Aber die Sonntage seien anders, sagt Lydia Voos-Weiser: „Da sind die Menschen viel entspannter, sie haben keinen Druck, dass sie wieder zur Arbeit müssen oder noch irgendwas erledigen.“ Das mache sich auch in der Shopping-Laune bemerkbar – gerade in einem Geschäft, das auf Wohlfühl-Produkte setzt.
Die Abstimmung im Stadtrat geht denkbar knapp aus, mit nur einer Stimme Unterschied, nachdem Frank Schönberger in Bezug auf Schlebusch und Opladen wieder mitstimmen darf. Die SPD stimmt gegen die Sonntagsöffnung, die CDU dafür, mit jeweils einer Abweichung aus den eigenen Reihen: Dirk Löb (SPD) stimmt dafür, Bernhard Marewski (CDU) dagegen. Geschlossen für die Sonntagsöffnung sind Opladen Plus, FDP und AFD, außerdem die parteilose Gisela Kronenberg. Geschlossen dagegen stimmen Grüne, Linke, Klimaliste und die parteilose Ariane Koepke.
Einzig im Reformhaus Kaubisch in Schlebusch ist das kein großes Thema. „Für uns haben sich die Sonntage zuletzt nicht mehr gelohnt“, sagt Lea Monsig. Ihre Kundschaft komme eher gezielt zum Einkaufen unter der Woche. „Deswegen haben wir ohnehin schon einmal darüber nachgedacht, bei der Sonntagsöffnung nicht mehr mitzumachen“, sagt die Verkäuferin. Aber auch das stehe in Schlebusch allen frei. „Und wenn der Großteil der Meinung wäre, dass es sich nicht lohnt, dann würden sie doch nicht mitmachen“, sagt Caspari. An der regelmäßig großen Beteiligung könne man schon sehen, dass das nicht der Fall sei.