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BahnhöfeLeverkusen ist eine Stadt ohne Fahrkartenschalter

Lesezeit 3 Minuten
Ein Fahrkartenautomat am Opladener Bahnhof.

Am Bahnhof Opladen sind Fernverkehrskarten nur noch im Internet oder im Automaten zu bekommen – zu hohen Preisen.

Ursache ist eine Ausschreibung zum Fahrkartenverkauf. Den organisiert jetzt die Bahn nicht mehr selbst.

Das Bahnfahren in Leverkusen wird schwerer. Jedenfalls für die, die noch analog unterwegs sind und sich Fahrkarten aus welchen Gründen auch immer nicht im Internet buchen. So wie der Leverkusener Horst Briggmann (83), der sich in der Redaktion gemeldet hatte, um mitzuteilen, dass es in der ganzen Stadt an keinem Bahnhof mehr Fernverkehrskarten für die Bahn zu kaufen gibt. Bis zum Jahreswechsel sei es noch möglich gewesen, im Wupsi-Büro am oberen Ende der Bahnhofstraße am Opladener Busbahnhof solche Karten zu kaufen.

Für ihn sei es jetzt schwierig, an günstige Bahnkarten für seine gelegentlichen Reisen an die Nordsee nach Sylt zu kommen. An der Fensterscheibe des Wupsi-Kundencenters kleben Zettel: „Aufgrund einer Systemumstellung ist der Verkauf von Fernverkehrstickets der DB zurzeit nicht möglich“. Die Pressesprecherin der Wupsi, Kristin Menzel, erklärt: Für den Verkauf von Fahrkarten im Land (nicht der im Internet) sei bis Ende 2024 die Deutsche Bahn noch selbst zuständig gewesen. Dann wurde der Kartenverkauf der Deutschen Bahn, also auch für Fernverkehrs-Fahrscheine in Opladen, vom zuständigen Zweckverband „Go.Rheinland“ neu ausgeschrieben.

Den Zuschlag erhielt nicht wie zuvor die DB selbst, sondern jetzt das Verkehrsunternehmen „Transdef“, ein großes privates Verkehrsunternehmen, das den Provisionsvertrag mit der Wupsi für das Kundencenter in Opladen daraufhin gekündigt hat. Die Wupsi will die Sache aber noch nicht aufgeben. „Wir befinden uns mit Go Rheinland in Gesprächen für einen künftigen Vertrieb der Tickets“, schreibt Menzel.

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Wupsi-Kundenzentrum. Foto: Ralf Krieger

Das Wupsi-Kundenzentrum an der Freiherr-vom-Stein-Straße.

Eine Sprecherin von „Go.Rheinland“ schreibt, man sei bemüht, Lösungen im Sinne der Fahrgäste zu finden. Zur allgemeinen Information fügt sie hinzu: „Der anhaltende Trend zu digitalen Vertriebsplattformen für den Ticketkauf hat im Laufe der letzten Jahre dazu geführt, dass immer weniger Fahrgäste das Reisezentrum für den Fahrscheinkauf oder Auskünfte in Anspruch genommen haben.“ Der Trend gelte sowohl für den Nah- als auch für den Fernverkehr. Vier von fünf Fernverkehrsfahrscheinen würden digital gekauft. Auch im Nahverkehr kauften weniger als zehn Prozent der Fahrgäste ihre Karten am Schalter. Horst Briggmann hilft das aber nicht.

Fernverkehrs-Fahrkarten am Automaten sind teuer

Theoretisch könnte er seine Zugfahrkarte zum Beispiel nach Sylt auch am Automaten kaufen. Nur müsste Briggmann dort immer den vollen Fahrpreis für die Rückfahrkarte von 260 Euro zahlen. Im Internet (und früher am Schalter) bekommt man dieselbe Fahrt für weniger als die Hälfte, zeigt ein Versuch vor Ort. Die Internet-Sparpreise werden im Fahrkartenautomaten nicht angeboten.

„Das ist alles nicht altersgerecht“, sagt Briggmann, „ich bin ja kein Einzelfall“. Bis vor einem halben Jahr gab es noch Fahrkarten am Schalter in einem Container am Bahnhof Leverkusen-Mitte. „Der Laden war immer knüppelvoll, ich habe kein Verständnis dafür, ich begreife das nicht“, sagt der Leverkusener, der selbst früher für ein paar Jahre bei der Bahn gearbeitet hatte, bevor er zur Stadt Leverkusen wechselte, wo er Amtsleiter wurde.

Und wenn er sich mit 83 Jahren doch noch ins Internet begeben würde, um an die Fahrkarten zu kommen? Briggmann: „Ich habe es versucht, ich kann das nicht, die Technik beherrsche ich nicht.“

Die nächsten Fahrkartenschalter soll es an den Kölner Bahnhöfen Mülheim, Deutz und an den Hauptbahnhöfen Düsseldorf und Köln geben, informiert ein Aushang am Bahnhof Leverkusen-Mitte.

Ein Sprecher der Bahn bestätigt die Informationen von „Go.Rheinland“. Er machte auch Hoffnung bezüglich einer Wiedereröffnung der Stelle im Wupsi-Kundencenter und verwies auf zwei Leverkusener Reisebüros, bei denen man gegen Aufpreis Fahrkarten kaufen kann: „Herweg“ an der Kölner Straße 33 und „First“ im Chempark an der Kaiser-Wilhelm-Allee.