Neues für ManfortPläne für muslimisches Gemeindezentrum und Kita-Kirche vorgestellt
- In Manfort soll ein muslimisches Gemeindezentrum entstehen. Die Pläne wurden nun erörtert.
- Auch geplant ist eine neue Kita: In der Johanneskirche. Wie das aussehen soll, erfahren Sie bei uns.
Leverkusen – Zunächst einmal sollte die neue Quartiersmanagerin Tanja Deiters in der vierten Manforter Stadtteilversammlung vorgestellt werden, die am Mittwochabend in der Wolfgang-Obladen-Halle zusammenkam. Doch dann ging es in erster Linie um das Bauvorhaben eines Gemeindezentrums des muslimischen Vereins Maghariba am Bahnhof – und um den umfangreichen Umbau der denkmalgeschützten evangelischen Johanneskirche zu einer Kindertagesstätte.
Dass das ursprünglich als „Haus der Begegnung“ geplante kulturelle Begegnungszentrum des Marokkanischen Elternvereins allmählich unter dem neuen Vereinsnamen Maghariba immer mehr zur Moschee wurde, hat sowohl im Stadtteil wie darüber hinaus zu Debatten geführt. Auch die ungewöhnliche Genehmigung durch ein kleines informelles Gremium – ohne den Stadtrat.
Die ursprüngliche Absicht, einen Ort interkultureller Begegnung zu schaffen, an dem es vor allem um Integration, Sprachförderung und sportliche Aktivitäten gehen soll, sei aber nach wie vor unverändert, beteuerte Maghariba-Vorsitzender Mohamed Elouriaghli, der die Ziele seines Vereins in der Versammlung skizzierte. Man suche die Zusammenarbeit, ein jeder sei willkommen. „Wir fühlen uns total als Leverkusener und suchen den Kontakt und die Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn.“
Um den Bau an sich genauer vorzustellen, war dessen Architekt, Dr. Hussam Abdel-Hamid, aus Mönchengladbach gekommen, der sich, gebürtig in Kairo, in Deutschland auf eben solche Gebäude islamischer Gemeinden spezialisiert hat. Seit sieben Jahren sei er mit dem Leverkusener Verein in Kontakt. Die Fassadenelemente aber – wie die Strukturbetonelemente und überlangen Klinker – seien der letzte Schrei.
„Wir wollen eine zeitgemäße deutsche Architektur, ein Gebäude für das Leverkusen von 2020“, erläutert der Planer. „Das Gebäude sieht krass aus, aber in Wirklichkeit ist es das nicht“, redete Abdel-Hamid die Gestaltungselemente einer Glaskuppel, die von außen kaum zu sehen sein werde, und der „Andeutung eines Minaretts“ klein. Er unterstrich stattdessen die ökologischen Komponenten des „Green Building“.
Zwei getrennte Gebetsräume – für 167 Männer und für 80 Frauen – sind geplant, aber vor allem Beratungsräume und Platz für die Hausaufgabenbetreuung, die „das Kerngeschäft“ des Gemeindezentrums sein werde. Es gehe um Öffnung und Transparenz, nicht um Abschottung.
„Vertrauensvolles Verhältnis“
Was auch der Kontaktbeamte der Polizei Köln für Muslime, Matthias Ferring, bestätigte: „Wir haben als Polizei ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zur Moscheegemeinde. Dieses Projekt fördert die Vielfalt im Stadtteil und die Einbeziehung aller.“
Gleichwohl gab es auch Kritik an Standort und Gestaltung des Gebäudes, die Moderatorin Carmen Schmalfeldt (Radio Leverkusen) aber in geordneten Bahnen hielt. Sozialdezernent Alexander Lünenbach musste noch einmal die Rechtmäßigkeit der Baugenehmigung verteidigen, wobei er Versäumnisse bei der Öffentlichkeitsarbeit einräumte. Dass die Fertigstellung sich nun um bis zu fünf Jahre verzögern könne, müsse allerdings noch einmal den Stadtrat (nichtöffentlich) beschäftigen.
Angebote und Feiern rund um das Nachbarschaftszentrum
Was in Manfort los ist, soll künftig ein "Manforter Monatskalender" mitteilen, den Quartiersmanagerin Tanja Deiters gerade entwickelt und in dem die Termine in den Schaukästen ausgehängt werden und der auch auf der Internet-Seite des Diakonischen Werkes einzusehen sein wird.
Das Nachbarschaftszentrum Johanneskirche Manfort hat sein Angebot ausgeweitet, zu dem inzwischen regelmäßig ein Nachbarschaftscafé, ein offener Spieletreff, ein internationales Frühstück und ein Tanztheaterprojekt gehören, aber auch Deutschkurse mit Kinderbetreuung, ein Seniorentreff und Gymnastik für Ältere. Der Umsonstladen, in dem gut erhaltene gebrauchte Gegenstände für eine neue Nutzung abgegeben werden, ist jeweils montags von 16 bis 18 Uhr geöffnet und wird stets gut besucht.
Das Feiern darf auch nicht zu kurz kommen. Dazu gibt es an der Kirche an der Scharnhorststraße am Sonntag, 29. September, von 12 bis 17 Uhr ein Sommerfest mit Kennenlernangeboten, Musik, Verpflegung und Kinderspielen. Das Nachbarschaftszentrum wird sich auch mit einer Fotoausstellung am 11. Oktober an der Leverkusener Kunstnacht beteiligen und am 7. und 8. Dezember soll Leverkusens kleinster Weihnachtsmarkt zum 2. Advent öffnen.
Informationen zum Projekt Gemeinsam leben in Manfort (GLIM) gibt es im Internet unter
Bei so viel Moschee geriet das evangelische Kirchenprojekt beinahe aufs Nebengleis. Dabei hat der Kirchenkreis mit dem Gebäude der Johanneskirche viel vor. Die unter Denkmalschutz stehende „Notkirche“ von 1954 soll in den kommenden beiden Jahren zu einer Kindertagesstätte für bis zu 100 Kinder umgebaut werden.
Dazu werden verschiedene Gruppenräume in den Kirchenraum hineingebaut, wobei der Altarraum ebenso erhalten bleiben soll wie die Sicht auf die aufwendige hölzerne Deckenkonstruktion. Von der Scharnhorststraße her soll der Umbau nicht erkennbar sein, das Kirchengebäude von innen jedoch völlig umgekrempelt werden.
Vorbild ist ein ähnlicher Umbau der Christus-König-Kirche in Düsseldorf-Oberkassel zu einer Kita. Ein aufwendiges und kostspieliges Unterfangen, aber auch ein Bekenntnis zu Manfort. Michael Posthaus vom Evangelischen Kirchenkreis: „Die Kirche zieht sich nicht aus Manfort zurück – im Gegenteil.“
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Auch das leerstehende Pfarrhaus soll umgebaut werden, zu einem Stützpunkt der Diakonie. Und ein Neubau östlich der Kirche soll multifunktionale Gemeinderäume und betreutes und preiswertes Wohnen ermöglichen. Dafür will die Kirche einen hohen Millionenbetrag investieren.