AboAbonnieren

VergewaltigungsprozessNeue Zeugen sagen zugunsten des angeklagten Leverkuseners aus

Lesezeit 3 Minuten
Das Landgericht Köln.

Das Landgericht Köln.

Ein Leverkusener soll seine damalige Freundin misshandelt, geschlagen und vergewaltigt haben.

Im langwierigen Landgerichtsprozess gegen den wegen Misshandlung und Vergewaltigung angeklagten Leverkusener Mustafa J. (alle Namen geändert) gibt es einen neuen Zeugen: Ein weiterer ehemaliger Kumpel des Angeklagten sagte am Dienstag auf Antrag der Verteidigung vor dem Kölner Landgericht aus, dass die Beziehung des damals 26-jährigen J. zu seiner 16-jährigen Freundin Nadine L. glücklich gewirkt habe. Doch der Angeklagte soll sie misshandelt, geschlagen und vergewaltigt haben. Erzwungener Oralverkehr und unfreiwilliger Analverkehr gehören zu den Vorwürfen.

„Das war siebte Wolke mäßig“, beschreibt der 32-jährige Marokkaner die Beziehung seines damaligen Freundes zu L., die er im Ramadan 2014 im Elternhaus des Angeklagten kennengelernt hatte. Das deckt sich mit der Aussage eines weiteren Freundes, der vor dem Landgericht von einem „harmonischen Paar“ sprach. Zuletzt hieß im Verfahren, bei diesem Kennenlernen habe L. das Gulasch anbrennen lassen, woraufhin J. sie so heftig geohrfeigt habe, dass sie mit dem Kopf gegen einen Türrahmen geschlagen sei und sich verletzt habe.

Landgericht Köln: Zeugen wollen keine Verletzungen gesehen haben

Auch davon will der neue Zeuge nichts mitbekommen haben. „Nach dem Essen sind wir Jungs in die Moschee gegangen“, erinnert er sich, „ich habe mich bei seiner Freundin zum Abschied bedankt.“ Die Frage der vorsitzenden Richterin, ob er dabei Verletzungen bemerkt habe, verneint er. „Die beiden haben zusammen gelacht“, sagt er, „ich dachte, die beiden werden glücklich.“ Er ordnet noch ein: „Bei mir im Glauben zeigt man die Frau nicht so.“

Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln

Es sei also schon etwas Besonderes und Ernsthaftes gewesen, dass J. seinen Freunden einmal eine Frau präsentiert habe. Auch der andere im Ramadan 2014 anwesende Zeuge will sich an keine Verletzungen bei L. erinnern können. Die Verteidiger haken noch nach, ob die Wohnung hellhörig gewesen sei – daran könne sich der Zeuge neun Jahre später aber nicht mehr erinnern.

Leverkusener wohl mehrfach Frauen vergewaltigt

Der Angeklagte ist einschlägig vorbestraft, unter anderem wegen wiederholten Fahrens ohne Fahrerlaubnis, Waffenbesitzes, Drogenhandels, Diebstahls, Körperverletzung und gefährlicher Körperverletzung. Auch soll J. in der Vergangenheit mehrfach Frauen körperlich und sexuell misshandelt haben – was ihn besonders belastet. Einige Frauen haben sich getraut, diese Gewalttaten anzuzeigen. Eine Anzeige aus dem Jahr 2013 wegen Vergewaltigung blieb erfolglos, weil die Frau die Anzeige wieder zurückzog.

Die Schlüsselfrage für das Gericht scheint nun die Glaubwürdigkeit der Zeugenaussagen zu sein. So bohrt die vorsitzende Richterin detailliert nach – fast eine halbe Stunde lang: „Und hat das Gulasch geschmeckt? Konnten Sie vom Tisch aus die Küche sehen?“ Eine Psychologin hatte zuvor bestätigt, dass die Aussagen des Opfers auf wahren Erlebnissen beruhen, was den Angeklagten belastet. Die Verteidigung sucht weiter nach Entlastungszeugen, es sollen noch mehr Freunde bei dem Essen gewesen sein.

Zuletzt hatte die Verteidigung angekündigt, eine Strafe unter zwei Jahren zu fordern, um eine Haftstrafe zu vermeiden. Die Staatsanwaltschaft scheint jedoch auf eine Haftstrafe hinzuarbeiten. Der Landgerichtsprozess wird am 6. September fortgesetzt, dann soll ein Urteil fallen, so die Vorsitzende Richterin.