Vor 50 Jahren wurde Opladen zu Leverkusen eingemeindet, vor 25 Jahren gründete sich die Stadtteilpartei Pro Opladen.
Opladen Plus25 Jahre Stadtteillobbyismus und ein Problem mit dem „pro“ im Namen
50 Jahre gehört das bis dahin als Stadt selbstständige Opladen in diesem Jahr zu Leverkusen. Der Zusammenschluss der beiden Städte geschah 1974, beziehungsweise zum 1. Januar 1975, nicht ganz freiwillig – von Opladener Seite, in der ehemaligen Kreisstadt, hat man nie aufgehört, der ehemaligen Bedeutung und der Unabhängigkeit nachzutrauern.
25 Jahre gingen nach 1974 ins Land, bis sich erstmals eine eigene Opladener Partei gründete – erst unter dem Namen Pro Opladen.
Den Anstoß gab damals das NRW-Verfassungsgericht, das im Juli 1999 die Fünf-Prozent-Hürde für die nächste Kommunalwahl gekippt hatte. Ab da konnten sich kleine Gruppen auch mit einigen hundert Stimmen einen Sitz im Rat ergattern, das war zuvor unmöglich. Weil die Zeit knapp war, – um am 12. September gewählt zu werden, hatte man sich lange vorher registrieren müssen – trafen sich vor 25 Jahren ein paar Leute um den Buchhändler Bernhard Steinacker und den Verwaltungsfachmann Helmut Fahrmeier bei Manfred „Manni“ Gruse im kleinen Restaurant „La Baguette“ und gründete die Wählergruppe „Pro-Opladen, OP“. Die meisten kannten sich, hatten unter dem Namen „OP-Art“ und als „Jazz-Freunde Opladen“ immer wieder Aktionen im Stadtteil angestoßen. Der Kern soll aus 15 Personen bestanden haben.
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„Unser Beweggrund war ganz klar der sichtbare Niedergang Opladens“, sagt Stefan Adams, der seit der Vereinsgründung ein paar Wochen nach der Gründung der Wählergruppe dabei war. Er erinnert sich, dass man auf dieser Versammlung ein paar Mitglieder der Bürgerliste, die die neue Gruppe gerne kontrolliert hätten, aus der Kneipe warf. Das Wahlprogramm bestand aus drei Punkten, die den Stadtteil zum Thema hatten. Mit 1,5 Prozent der Wählerstimmen kam Helmut Fahrmeier 1999 für OP in den Rat und der Verein schaffte es seither immer, dreimal hätten sie es sogar über die Fünf-Prozent-Hürde geschafft, zuletzt 2020, da holte OP drei Ratssitze. Fahrmeier starb 2002.
Ist es Stadtteillobby, Kirchturmdenken, städtische Separatistengruppe? Das weist der heutige Fraktionschef Markus Pott, der in Opladen-Mitte ein Direktmandat errang, nur zum Teil von sich: „Wenn man mal genau schaut, hat doch jede und jeder in der Lokalpolitik ein Herz für den eigenen Stadtteil“, sagt er. Ein Standardthema von OP ist der fast schon erbitterte Kampf für billiges Parken im Stadtteilzentrum. Auf der anderen Seite setzt man sich für den Erhalt der Landschaft ein, zum Beispiel gegen die geplante Feuerwache im Opladener Landschaftsschutzgebiet. Die Erhaltung eines gewissen Gleichgewichts der drei Zentren Wiesdorf, Schlebusch und Opladen ist ein Thema. Immer wieder werde Wiesdorf bevorzugt, so Pott. Als Verwaltungs-, wie auch als Einkaufsstandort.
Der Kampf gegen die Wiesdorfer Mall war erfolglos
Mit der Rathaus-Galerie und dem gemieteten Rathaus-Ufo kann sich Pott bis heute nicht anfreunden. Es ziehe die Kunden aus den anderen Stadtteilen ab, so die Kritik. Mit dem Umbau habe man in Wiesdorf eine Stadtmitte künstlich aufbauen wollen. Das große Wiesdorfer Einkaufszentrum haben die Opladener nicht verhindern können. „Aber die Idee wird langsam welk“, sagt Pott, der auf die Leerstände und das ungeliebte gemietete Rathaus in der Wiesdorfer Mall anspielt. Das Rathaus würde man gerne in Opladen sehen, „Wir wollen nicht, dass das für immer ausgeschlossen wird“, sagt Pott. Ein anderes großes Ziel ist Verwaltungshaus in der Bahnstadt am Bahnhof, das „Torhaus“, aber das ist seit der neuesten Spar-Welle unwahrscheinlicher geworden.
Im Rest Leverkusens fehle es manchmal am Einfühlungsvermögen in die Opladener Befindlichkeit, sagt Pott, der dazu rät, zu bedenken, wie es mit den Leverkusenern machen würde, wenn sie nach Köln eingemeindet würden.
Die Erfolge? Sicherlich war die Wiederbelebung des alten OP-Autokennzeichens ein Höhepunkt, denn nun fahren in der Stadt tausende Autos mit der offiziellen Kurzbezeichnung der Opladener Wählergruppe herum, die auch 2025 wieder unter OP auf den Wahlzetteln stehen wird. Ansonsten sind es Kleinigkeiten, wie die ersetzten Bäume auf dem Marktplatz oder die grünen Dächer am Busbahnhof; oder, dass man zum Erhalt der Himmelsleiter beigetragen hat. Stadtteil-Sachen eben.
Den alten Namen Pro Opladen musste man wohl oder übel ablegen. Zufall oder nicht – ausgerechnet der Opladener Rechtsextremist Markus Beisicht nutzte das „pro“ in seinem Verein Pro Köln machte unter der Bezeichnung Stimmung vor allem gegen Muslime und Moscheen. Als sich die sogenannte „pro“-Bewegung zeitweise ausbreitete, konnten die Opladener den Namenszusatz nicht mehr führen und nannten sich 2009 in „Opladen Plus“ um, denn mit den „Pros“ wollte man keinesfalls in einen Topf geworfen werden. „Das macht man nicht mal so einfach“, sagt Pott, der Name sei in zehn Jahren gut eingeführt gewesen. Ein Trost bleibt ihm: Im Gegensatz zu den seit 25 Jahren aktiven Opladenern haben sich die rechtsextremen Pro-Gruppen zumeist schnell wieder aufgelöst.