Wie halten sich ältere Menschen in Leverkusen fit? Zu Besuch bei einem „Senioren-Vital“-Kurs bei TSV Bayer 04.
Alt werden in LeverkusenWie Senioren bei TSV Bayer 04 fit gemacht werden
Freitag, 10 Uhr. Eisiger Wind und grauer Himmel halten hier keinen ab: 21 Seniorinnen und Senioren haben sich in der Halle der Kurt-Rieß-Anlage versammelt. Es ist Zeit für Sport. „Senioren Vital“ heißt das Sportangebot des TSV Bayer 04, nur eins von vielen. Kraft, Koordination, Beweglichkeit, es geht los. „Schmeißt die Arme nach hinten“, ruft Trainer Harald Berendt in die Halle, er marschiert, die Senioren marschieren mit.
Seit knapp zehn Jahren ist auch Dietmar Panknin dabei. Der 70-Jährige hatte während seiner Berufszeit eher keine Zeit für Sport, seit er in Rente ist, nimmt er sich die Zeit. „Man trainiert den ganzen Körper, der Kurs ist sehr vielseitig“, sagt er. Und auch nicht unwichtig: „Der Sport belastet nicht.“ Badminton beispielsweise gehe auf die Gelenke, hier sei das Training beim TSV schonender. Noch weitere zehn Jahre will Panknin dabei sein. Im Kursus gebe es auch Leute, die seien Mitte 80, so lang möchte er auch aktiv bleiben, sagt er schmunzelnd.
Es geht weiter in Küppersteg, „jetzt geht es auf die Matte, jetzt kommen die ganz feinen Sachen“, motiviert Trainer Berendt. Die Senioren rollen ihre Matten aus, neben sich die Flexibar, eine Stange, die im Training gern als Hilfsmittel genommen wird, um Stabilität zu geben. Die Übungen gehen bei dem einen besser als bei dem anderen. Gemeinsam haben die Senioren alle: Sie sind motiviert. Schweißbad, Funktions-T-Shirts und Sportleggins zeugen davon. Margret Schade ist eine der Frauen. Die 72-Jährige hat früher selber Kurse gegeben, hat aber immer auch parallel selbst trainiert. Was ihr das Training bringt? „Ich merke immer, dass ich trainiere, wenn andere Leute sagen: ,Das kann ich nicht.‘", sagt sie lachend.
Die Übungen sind nicht ohne, es geht viel um Beweglichkeit und Koordination. In die Knie, der andere Fuß kreist, der eine Arm hält die Stange und der andere streckt sich. Viel wird für den Rücken und den Oberkörper gemacht. Katze, Kuh, Schwimmbewegungen. Gegen Ende geht es mehr um Dehnungen. Harald Berendt geht durch die Reihen, korrigiert, motiviert, wenn einen die Kraft verlässt, gibt Hilfestellungen. „Jetzt geht es um die schrägen Bauchmuskeln, ein letzter noch, jetzt können wir ablegen, durchatmen“, ruft der Trainer in die Halle.
Leverkusen: Sport ist die beste Prävention,
Eine der Fittesten ist eindeutig Heinz Quambusch. Sport macht er bei TSV Bayer 04 seit bald 40 Jahren. Den Senioren-Vital-Kurs besucht er seit Corona. „Da hab ich mir gesagt: Wenn wieder alles aufhat, stell’ ich mich nochmal neu auf.“
Früher, als er berufstätig war, sei er nur einmal die Woche zum Sport gekommen, aktuell belegt er sieben Stunden die Woche, von Volleyball bis Faszientraining. Nicht immer sieht er es als Sport, es sei mehr Gymnastik. Er mache das vor allem wegen der Dehnübungen, „man merkt eine gewisse Versteifung“ im Alter, sagt der 74-Jährige. Er will Sport machen, solange er „es leisten kann“.
Für Trainer Harald Berendt ist Sport die „beste Prävention“, die man haben könne. Dass Sport gezielt für Menschen in der zweiten Lebenshälfte angeboten werde, sei relativ neu, erzählt er, das sei erst in den 90ern aufgekommen. „Jetzt sieht man an denen, die damals angefangen haben und dabei geblieben sind, was Sport bewirkt.“ Eine Turnhalle zu sanieren sei so viel günstiger als später teure Therapien anwenden zu müssen: „Prävention ist alles“, sagt er. Welche sportliche Leistung können ältere Menschen erreichen? Das Alter spielt keine so große Rolle, ist der Trainer überzeugt. Es sei der Lebenswandel, der Lebensstil, der entscheidend sei, sagt Berendt.
Der TSV ist zusätzlich auch noch Mitglied im Netzwerk „Leverkusen bewegt“, einem offenen Zusammenschluss von Akteuren der Altenhilfe und Sportanbietern in Leverkusen. Ziel ist es, Seniorinnen und Senioren und ihre Angehörigen „in Bewegung zu bringen“. Beispielsweise findet einmal im Jahr ein großes Sommersportfest statt.
„Alt werden in Leverkusen“ - Unsere Serie
In einer mehrteiligen Serie beleuchten wir vom „Leverkusener Anzeiger“, wie es ist, in Leverkusen alt zu werden. Weitere Serienteile, die in den kommenden Wochen erscheinen, drehen sich unter anderem darum, welche Geselligkeitsangebote es gibt und wie die Polizei ältere Menschen fit und selbstbewusst machen will. Was beim Alterungsprozess im Körper passiert, hat Geriatriechef Sascha Wihstutz vom Sankt-Remigius-Krankenhaus in Opladen erklärt. Wie verkehrssicher die Straßen in Leverkusen sind, lesen Sie hier.