Während der TuS 1882 gerade ein Jugendschutzkonzept verabschiedete, haben andere Leverkusener Vereine noch Nachholbedarf.
„Es ist eine Notwendigkeit“So will der TuS 1882 Opladen Kinder vor Übergriffen schützen
„Lieber heute damit anfangen als morgen“, sagt Thorsten Oliver Morig, wenn er über Schutzkonzepte in Sportvereinen redet. Morig ist seit über 20 Jahren Geschäftsführer des Sportbunds Leverkusen. Er wisse, dass die Umsetzung solcher Präventionsmaßnahmen zum Schutz vor möglichen Übergriffen gegenüber Kindern und Jugendlichen gerade für ehrenamtlich geführte Vereine mit viel Aufwand verbunden und nicht immer einfach sei. Trotzdem: „Es ist eine Notwendigkeit, die jeder Verein in den nächsten Jahren umgesetzt haben muss“, so Morig.
Nur eine gesetzlich vorgegebene Frist gebe es dafür noch nicht. Einige Vereine im Leverkusener Einzugsgebiet sind trotzdem schon selbst aktiv geworden. Gerade verabschiedete der TuS 1882 Opladen bei seiner Mitgliederversammlung die sofortige Einführung eines solchen Schutzkonzeptes.
Jeglicher Form von Gewalt, ob psychischer Natur, physisch oder sexualisiert, wollen die Opladener damit „entschieden entgegentreten“, heißt es. Die Risiken im Sport – körperliche Nähe etwa und enge Beziehungen zwischen Trainern, Betreuerinnen, Kindern und Jugendlichen – könnten potenzielle Täter schnell missbrauchen.
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Schutzkonzept, Verhaltenskodex und Führungszeugnis
Das verhindern sollen in Opladen nun drei Maßnahmen: das Schutzkonzept selbst, ein Verhaltenskodex und die verpflichtende Vorlage eines erweiterten Führungszeugnisses für Trainerpersonal und Betreuende.
Alle Verantwortlichen – Trainerinnen und Trainer, Übungsleiterinnen und Übungsleiter sowie der gesamte Vorstand – werden sich in den nächsten Wochen nicht nur mit dem Konzept beschäftigen, sondern auch den Ehrenkodex unterschreiben und ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen, heißt es im Verein. Zusätzlich habe der TuS 1882 zwei Vertrauenspersonen benannt, die bei Verdachtsfällen oder Fragen zur Verfügung stehen. Ihre Kontaktdaten stehen auf der Homepage des Vereins.
Doch um was geht es inhaltlich? Der Kodex, eine freiwillige Selbstverpflichtung, enthält Verhaltensregeln im Umgang mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Zunächst das Offensichtliche: Körperliche Gewalt, sexuelle Übergriffe und andere Grenzverletzungen seien untersagt. Niemand werde beleidigt. Es werde offen kommuniziert, zum Beispiel im Falle von Berührungen oder Begleitungen.
Spezifischer wird es unter dem Punkt „Nähe und Distanz“: „Es wird vermieden, mit einem Kind alleine zu sein. Wenn dies aber nötig ist, wird die Tür offengelassen oder eine andere Betreuungsperson hinzugenommen.“ Berührungen sollen darüber hinaus auf ein Minimum reduziert werden. Es schließen sich viele weitere Regeln an, etwa zum Umgang mit Medien und Fotos oder die Organisation von Fahrten.
„Es ist uns bewusst, dass wir damit nicht komplett sicher vor entsprechenden Übergriffen sind“, sagt Vorsitzender Mathias Itzwerth über das neue Konzept. „Jedoch ist es ein erster und wichtiger Schritt, den Eltern der uns anvertrauten Kinder deutlich zu machen, dass wir uns als Verein für den bestmöglichen Schutz ihrer Kinder stark machen und die Themen offensiv ansprechen.“
Die selbstauferlegte Verankerung des Jugendschutzes durch den TuS, der mit seinen rund 1200 Mitgliedern zu einem der größten Leverkusener Vereine gehört, lobt Sportbund-Chef Morig als „großartige“ Aktion. Andere Vereine in der Stadt ruft er auf, es den Opladenern gleichzutun, „sich auf den Weg zu machen“ – selbst, wenn der bürokratische Aufwand für Ehrenamtliche erst einmal erschlagend wirken kann.
Hier können sich Vereine informieren:
- Ansprechpartner beim Sportbund Leverkusen: Thorsten Oliver Morig, E-Mail: info@sportbund-leverkusen.de, Website: https://www.sportbund-leverkusen.de/unsere-themen/sexualisierte-gewalt-im-sport
- Ansprechpartnerin beim Landessportbund NRW: Dorota Sahle, E-Mail: Dorota.Sahle@lsb.nrw, Website: https://www.vibss.de/service-projekte/sport-und-sexualisierte-gewalt