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Inklusiv„Können wir Freunde sein?“ – Schüler aus Leverkusen zeigen eigene Inszenierung

Lesezeit 3 Minuten
Auf der bunt geschmückten Bühne des Jungen Theaters sind acht Schauspielende zu sehen, die in einer Reihe hintereinander stehen, darunter das Nein-Horn, dessen Schauspielerin einen hornförmigen Haarreif und einen roten Glitzerschal trägt.

Während des Stücks wechselten die Schülerinnen und Schüler die Rollen, so auch Schüler Luis (links), der hier als Eisverkäufer, zwischendurch aber auch als Jäger und Na-Hund auftauchte.

Um Akzeptanz und gegenseitiges Kümmern geht es den Schülerinnen und Schülern der Katholischen Hauptschule und der Hugo-Kükelhaus-Schule nicht nur auf der Bühne.

„Können wir Freunde sein?“ Der Titel der Inszenierung, die ein inklusives Ensemble am Mittwochmorgen gleich zweimal im Jungen Theater zum Besten gab, war nicht nur auf der Bühne Programm, sondern auch im Proberaum.

Seit September letztes Jahres erarbeiteten dreizehn Jugendliche der Hugo-Kükelhaus-Schule und der Katholischen Hauptschule Hederichsfeld dort das 30-minütige Theaterstück – ein schulübergreifendes Projekt, das im Bündnis mit dem Jungen Theater, dem Kommunalen Bildungsbüro und durch die Förderung von „Tanz und Theater machen stark“ entstand. Diese inklusive Produktion habe Seltenheitswert in Leverkusen, sagte Mirjam Wandhoff vom Bildungsbüro der Stadt über die Kooperation der Opladener Hauptschule und Alkenrather Förderschule.

Zunächst zum Offensichtlichen: Wie der Titel schon vermuten lässt, ging es in dem Stück um Freundschaft. Eine Freundschaft zwischen ganz besonderen Charakteren: einem mäkelnden Einhorn (das „Nein-Horn“), einem unaufmerksamen Waschbären (der „Was-Bär“) und einem Hund, dem alles schnuppe zu sein scheint (der Na-Hund). Gemeinsam brechen die drei aus der regenbogenfarbenen Zuckerwattewelt aus und retten auf ihrer Reise Richtung Nirgendwo auch noch die Prinzessin aus dem Herzenswald, die immer Widerworte gibt. Ein interessantes Quartett, in dem die Macken der anderen aber irgendwie so hingenommen werden.

Stück beruht auf Kinderbuch von Bestsellerautor Marc-Uwe Kling „Das Neinhorn“

Grundlage der Aufführung war das Kinderbuch „Das Neinhorn“ von Marc-Uwe Kling und Astrid Henn, angereichert durch eigene Textpassagen. Eine Schülerin sei großer Fan von Gespenstern, also brachten sie die Rolle eben auch noch unter, erzählte Bente Obrikat, pädagogische Leiterin des Projekts. Narrativ begleitet wurde die Geschichte durch den Einsatz eines Erzählers und einer Regisseurin, die versuchten, das bunte Treiben auf der Bühne im Griff zu behalten, wobei die Rollen permanent untereinander getauscht wurden.

Dieser Part gefiel Schauspieler Luis von der Hugo-Kükelhaus-Schule besonders gut: „Ich kann hier verschiedene Rollen spielen“, sagte der 17-Jährige, der den Saal – im Publikum saßen seine Mitschülerinnen, Mitschüler, Lehrende und Betreuende – kurz zuvor noch als Jäger, Regisseur, Eisverkäufer und Na-Hund begeisterte.

Ticketanfragen für das inklusive Stück habe es aber nicht nur von den kooperierenden Schulen gegeben, sagte Wandhoff. Selbst über die Grenzen von Leverkusen hinaus habe das Ensemble für Interesse gesorgt. „Wir sind ausverkauft“, sagte sie zufrieden, blickt nun aber auch traurig in die Zukunft: Wie und ob es mit dem Projekt weitergeht, sei noch nicht klar. Die Förderung zumindest werde nicht verlängert, so der aktuelle Stand.

Und das, obwohl die Arbeit mit den Jugendlichen gerade jetzt ihre Früchte trage. Denn „Können wir Freunde sein?“ – diese Frage wurde nicht nur von Nein-Horn, Was-Bär und Na-Hund mit „Ja!“ beantwortet, sondern auch von der Gruppe selbst. „Die Kennenlernphase hat ganz viel Zeit in Anspruch genommen“, sagte Pädagogin Bente Obrikat. Erst viel später kamen die Schülerinnen und Schüler von Förder- und Hauptschule in ihren wöchentlichen Proben ins Spielen und Inszenieren. Jetzt seien da sowas wie Freundschaft, viel Akzeptanz und gegenseitiges Kümmern entstanden.

So sieht das auch Wandhoff: „Menschen, die sich sonst nie begegnet wären, sind hier in ihrem gemeinsamen Tun als Ensemble zusammengewachsen“ – nicht nur in der bunten Zuckerwattewelt des Nein-Horns, sondern auch im echten Leben.