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U-18 WahlDiese Parteien gewinnen bei Leverkusener Jugendlichen

Lesezeit 4 Minuten
Kinder und Jugendliche konnten in der vergangenen Woche ihre Stimme abgeben.

Kinder und Jugendliche konnten in der vergangenen Woche ihre Stimme abgeben.

U18-Wahl in Leverkusen: Was die Jugend in der Evangelischen Kirchengemeinde in Opladen umtreibt.

Eine Woche vor der Bundestagswahl hatten auch Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Deutschland die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben. 1218 Kinder und Jugendliche haben in Leverkusen gewählt. Das vorläufige Ergebnis am Samstagabend wirkt eindeutig: Rund 23 Prozent der Kinder und Jugendlichen wählen mit ihrer Zweitstimme die Linke, knapp 21 Prozent die SPD, es folgen mit 18 Prozent die Grünen. Dahinter liegen mit 14,37 Prozent die CDU und mit rund 6 Prozent die AfD.

Bei der Erststimme stimmen 28,5 Prozent für Karl Lauterbach (SPD), 21,8 Prozent für Vedat Akter (Die Linke). Damit spricht sich immerhin die Hälfte der jungen Wählerinnen und Wähler für eine linksorientierte Regierung aus. Den CDU-Kandidaten Siegmar Heß wählen 21,65 Prozent der Kinder und Jugendlichen, Nyke Slawik (Grüne) erreicht 14,7 Prozent und Yannick Noe (AfD) knapp sieben Prozent.

Leverkusen liegt im Trend

Mit diesen Zahlen passt die Leverkusener Jugend in den Trend der sich bei Kindern und Jugendlichen in ganz Deutschland zeigt. Das vorläufige Ergebnis geht am Samstagabend davon aus, dass bundesweit 20,7 Prozent der Jugend mit seiner Zweitstimme die Linke gewählt haben, 17,6 Prozent die SPD. Darauf folgen bundesweit CDU und AfD mit jeweils rund 16 Prozent und die Grünen mit knapp zwölf Prozent.

Dieses Wahlergebnis dürfte wohl zumindest für Vincent Ludweg, Paul Hector und Alicia Köhler von der Evangelischen Kirchengemeinde in Oplden nicht verwunderlich sein. Sie begleiteten die U18-Wahl in der vergangenen Woche und gaben da schon einmal ihre Prognose für die Ergebnisse ab. Gerade in den sozialen Medien seien die Extrempositionen sehr stark vertreten, die meisten Abonnenten auf der Plattform Tik-Tok habe die Linke gefolgt von der AfD – das schwinge bei der Meinungsbildung mit, sind sich Ludweg, Hector und Köhler am Mittwoch einig.

Wir wünschen uns, dass man uns mehr miteinbezieht.
Abby und Mirjam, U18-Wählerinnen

Alicia Köhler, Pressesprecherin der Evangelischen Kirchengemeinde in Opladen, nimmt an, dass vor allem das Thema Bildung für die Kinder und Jugendlichen bei ihrer Wahlentscheidung ausschlaggebend sei, „weil sie in der Schule täglich mitbekommen, wie die Situation ist“. Damit liegt sie zumindest schon einmal bei dem 16-jährigen David richtig, der am Mittwochnachmittag wählen geht. „Ich würde es gut finden, wenn sich die Politik mehr für die Bildung einsetzen würde“, sagt der Zehntklässler. Es würde finanziell zu wenig in die Schulen investiert werden, findet er.

Die Neuntklässlerinnen Mirjam und Abby haben grundsätzlichere Vorstellungen, wie sich Politik für sie verändern müsste. „Wir wünschen uns mehr Gerechtigkeit, mehr Partizipation, dass man uns mehr miteinbezieht. Man könnte zum Beispiel Umfragen machen, bevor eine Entscheidung getroffen wird, dann würde man die Bürger mehr miteinbeziehen“, sagen die beiden Freundinnen.

Dieses mangelnde Gefühl der Partizipation sehen auch Hector, Köhler und Ludweg bei den Kindern und Jugendlichen. „Sie haben meist das Gefühl, es geht nicht um ihre Themen, ihre Perspektive wird nicht ernstgenommen“, erklärt Alicia Köhler. Dabei seien ihre Meinungen besonders wichtig, denn: „Die nachfolgenden Generationen tragen alle Themen“, so Köhler.

Dieses Angebot hat auch etwas mit politischer Bildung zu tun.
Paul Hector, Evangelische Kirchengemeinde Opladen

Genau dieser Sorge der Kinder und Jugendlichen – nicht ernstgenommen zu werden – wollen Vincent Ludweg, Alicia Köhler und Paul Hector mit ihrem U18-Wahllokal im Gemeindehaus in Opladen entgegenwirken. „Man erhofft sich davon, dass man darauf hört, was die Jugend möchte und nicht immer nur darauf gehört wird, was die Erwachsenen wollen“, sagt Vincent Ludweg.

Alicia Köhler findet auch, die U18-Wahl sei eine Chance für Kinder und Jugendliche, an Politik herangeführt zu werden und praxisorientiert zu lernen. Immerhin steht im Eingangsbereich des Wahllokals eine Tafel mit kindgerechten Erklärungen zum Wahlprogramm der einzelnen Parteien. Paul Hector berichtet: „Ich habe gerade zwei Personen das Prinzip der Erst- und Zweitstimme erklären müssen. Dieses Angebot hat auch etwas mit politischer Bildung zu tun.“

Und aus diesen Gründen sind Hector, Ludweg und Köhler überzeugt, dass die U18-Wahllokal in ihrer Gemeinde in Opladen auch in den nächsten Wahlperioden geöffnet sein muss. „Wir wollen es weitermachen. Es ist einfach wichtig, dass junge Menschen eine Stimme haben“, sagen sie.