Der Leverkusener Stadtelternrat kritisiert die beschlossenen Betreuungsplätze als „völlig am Bedarf vorbei“.
Kritik vom StadtelternratUnmut über Kita-Situation in Leverkusen wächst
Der Stadtelternrat (SER) Leverkusen kritisiert die Leverkusener Stadtverwaltung scharf. Der Grund: die vergangene Woche beschlossene Anzahl an Betreuungsplätzen für das kommende Kitajahr 2024/2025 und die in diesem Zuge festgelegten Betreuungszeiten. 6144 Plätze stehen dem Beschluss nach zur Verfügung, das sind 153 weniger als im Vorjahr, es fehlen insgesamt 1053 Plätze. Das sei für den Stadtelternrat „in keinster Weise akzeptabel“, schreibt die Elternvertretung in einer Mitteilung.
Sarah Kinzel, beratendes Mitglied im Kinder- und Jugendhilfeausschuss für den SER, hatte schon in der Ausschusssitzung kritisiert, dass die Bedarfe vom Jugendamt nicht konkret genug erhoben worden seien. In der Mitteilung bekräftigt sie das: „Mit einer konkreten Bedarfsabfrage würde es fraglos gelingen, den tatsächlichen Bedarf gezielt abzudecken.” Sie fordert, dass Plätze für eine 45-Stunden-Betreuung, von denen es zu viele gebe, in 35-Stunden-Plätze umgewandelt werden sollen, um Personalstunden zielgenauer einzusetzen, besonders in der U3-Betreuung. Wie sie sagt, würde Eltern bei der Kita-Anmeldung geraten, die Variante mit 45 Stunden zu wählen, um bessere Chancen auf einen Platz zu haben.
Die Stadt hatte im Ausschuss gegen eine Umwandlung der Plätze argumentiert, weil dadurch weniger Fördergeld flösse und gut funktionierende Teams von Fachkräften auseinandergerissen würden. Das stellt der Stadtelternrat infrage. Der Stadtelternrat will nun selbst die Eltern befragen, um einen detaillierten Überblick „über Betreuungszeiten, potenzielle Kürzungen und die gewünschten Betreuungsumfänge“ zu erhalten. „Der SER ist sich des Fachkräftemangels bewusst und sieht in bedarfsgerechteren Betreuungsumfängen ein großes Potenzial, die vorhandenen Ressourcen besser an die Bedürfnisse der Familien anzupassen und gleichzeitig überlastetes Fachpersonal endlich zu entlasten“ formuliert die Interessenvertretung der Eltern.
Leverkusen: Stadt geht verschiedene Wege
Denn der Fachkräftemängel ist der große Knackpunkt in der gesamten verfahrenen Betreuungssituation. 50 Erzieherstellen sind im Stadtgebiet derzeit unbesetzt, an vier Kitas gelten deshalb reduzierte Öffnungszeiten, in vier weiteren werden regelmäßig Gruppen geschlossen.
Die Stadt versucht, verschiedene Wege zu gehen, um der Misere zu begegnen. Wie Dezernent Marc Adomat in einem Gespräch zur Kita-Situation mitgeteilt hatte, an dem auch andere Kita-Träger beteiligt waren, habe die Stadt einen „politisch gewollten“ Rahmenvertrag mit einer Zeitarbeitsfirma abgeschlossen. Darüber habe man bisher allerdings nur eine Erzieherin bekommen. Und grundsätzlich würden Zeitarbeitskräfte besser bezahlt, was Unruhe in die Mitarbeiterschaft bringen würde.
In Zusammenarbeit mit den anderen Akteuren der Kitabetreuung will die Stadt gemeinsam Werbung machen – mit großflächigen Plakaten und einem Imagefilm. Es sollen zudem 30 neue Plätze für eine praxisintegrierte Ausbildung (PIA) zur Erziehungskraft geschaffen werden, zudem wirbt die Stadt bei ausländischen Fachkräften, im Mai oder Juni sollen zwei Erzieherinnen aus Spanien in Leverkusen anfangen.
Eine weitere Maßnahme der Stadt, um Betreuungsausfälle zu reduzieren: In den städtischen Kitas werden 35-Stunden-Plätze (Kinder vormittags abholen und später wieder in die Kita bringen) in 25-Stunden-Plätze umgewandelt.
Der Stadtelternrat sieht darin nur „angeblich verstärkte Bemühungen“, die Stadtverwaltung hält dagegen und versichert, dass man alles tue, um Fachkräfte zu gewinnen. Kritik sieht der SER auch das Verhalten anderer Trägern. Kürzlich war bekannt geworden, dass die Awo den Betrieb ihrer Kita an der Tempelhofer Straße in Schlebusch zum 31. März einstellt, und die Kinder stattdessen in der Einrichtung am Henkelmännchen Platz in Opladen betreut werden sollen. Die SER-Vorsitzende Vera Reichel sagt dazu, dass die Schließung – und der Umstand, dass die Eltern das erst aus der Zeitung erfahren hätten – leider zeige, „dass auch andere Träger an den Lebensrealitäten der Kinder und Eltern vorbei planen und tiefgreifende Veränderungen der Betreuungssituation nicht angemessen und für die Familien planbar kommunizieren“.