Leverkusen – Noch zwei Tage: Dann müssen die Geschäfte in den Innenstädten wieder schließen. Die Coronainfektionzahlen sind einfach zu hoch, am Mittwoch kommt ein zweiter Lockdown. Dass der eine oder andere Bürger die verbleibenden Zeit nutzt, um noch Weihnachtseinkäufe zu erledigen, konnte man am Montag in Leverkusen beobachten: Es war teils merklich voller.
„Es tut mir unglaublich Leid für die Händler“, sagt Regine Hall-Papachristopoulos, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Opladen.Mit dem kommenden Lockdown habe man zwar schon gerechnet – dass er nun aber doch so plötzlich noch vor den Weihnachtsfeiertagen kommt, erwischt auch die Opladener Geschäfte kalt. „Jetzt mitten im Weihnachtsgeschäft schließen zu müssen, ist katastrophal“, meint sie. „Nach einem schwierigen Jahr hatten die Händler sich auf diese Zeit gefreut, und nun fällt auch das weg.“ Dazu zählen neben der Vorweihnachtszeit insbesondere auch die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr, in der viele normalerweise ihr Weihnachtsgeld in die Läden tragen.
Gerade für kleine, inhabergeführte Geschäfte in Opladen könne der zweite Lockdown existenzgefährdend sein. Die staatlichen Hilfen kämen nicht an oder könnten die Verluste nicht auffangen. Viele Händler hätten außerdem die Angst, auf ihren Waren sitzen zu bleiben. „Was heute aktuell ist, hat sich in drei bis vier Wochen teilweise schon überholt“, merkt Hall-Papachristopoulos an.
Das Einkaufsverhalten der Leute habe sich durch Corona zudem massiv verändert. „Man will ja ein schönes Gefühl beim Einkaufen haben“, so die AGO-Vorsitzende. Doch Abstands- und Maskenregelungen machen das kaum möglich. „Das ist ja auch als Käuferin frustrierend“, sagt sie. „Ich habe jetzt die Wahl: Entweder stelle ich mich in eine Schlange vor das Geschäft, oder ich kaufe online.“ Durch verlängerte Öffnungszeiten auf den kommenden Lockdown zu reagieren mache in Opladen wenig Sinn, so Hall-Papachristopoulos.
„So ein Kaufverhalten haben wir in Opladen eigentlich nicht. Hier geht man nicht nach Feierabend noch shoppen.“ Auch Online- oder Telefonbestellungen anzunehmen und diese dann zu verschicken, stellt sie sich schwierig vor. „Wir sind nicht Amazon. Weihnachten ist in rund einer Woche – die Händler haben gar nicht die Kapazitäten dafür, so schnell viele Bestellungen zu bearbeiten und zu versenden.“
Hoffen auf lokalen Handel nach Corona
Dass der zweite Lockdown bei den Zahlen selbstverständlich „unumgänglich“ gewesen sei, sieht auch Frank Schönberger von der Werbegemeinschaft Wiesdorf. Aber auch er sieht die Händlerinnen und Händler in einer „extrem misslichen Lage“, die Lage sei „ruinös“. Er blickt in die Zukunft, sollte Corona einmal überwunden sein: Dann müsse man sehen, wie man die Branche nach der Pandemie wieder vitalisiert.
Denn: verschwinden die Geschäfte, wird es die Innenstädte in dieser Form nicht mehr geben. Schönberger hofft auf die Solidarität der Menschen: Dass sie, wenn Corona erstmal überwunden sei, auch wieder vor Ort lokal und nicht nur online einkaufen. Voran geht in Wiesdorf der Kaufhof mit verlängerten Öffnungszeiten bis 21 Uhr am Montag und Dienstag. Der Vorsitzender der Werbegemeinschaft begrüßt die Ausweitung der Ladenöffnungen, da sich die Besucherströme entzerrten und die Infektionsgefahr geringer sei: „Das ist sicherlich sinnvoll.“
Auch in Schlebusch weiten viele Händler ihre Ladenöffnungen aus. „Unsere Händler versuchen, das Beste daraus zu machen“, sagt Susanne Schaller, Sprecherin der Werbe- und Fördergemeinschaft Schlebusch. Das heißt vor allem: Längere Öffnungszeiten an den letzten beiden verbleibenden Verkaufstagen vor dem Lockdown am Mittwoch. So hat das Einrichtungsgeschäft Thomas Mack bis 19 Uhr, die Parfümerie Mallach und das Bekleidungsgeschäft Peppys bis 20 Uhr geöffnet. Letzteres nimmt ab Mittwoch auch wieder Bestellungen online oder per Telefon an und liefert nach Hause.
Das Modehaus Sabine Forst verbindet die längeren Öffnungszeiten, ebenfalls bis 20 Uhr, mit einem Wintersale - und will auch ermöglichen, dass an den letzten Tagen noch Änderungswünsche für Kleidungsstücke angenommen werden, die im Lockdown dann abgeholt werden können. Die Buchhandlung Gottschalk bleibt am Montag und Dienstag sogar bis 22 Uhr geöffnet - und wer nicht zu später Stunde noch einkaufen gehen möchte, kann auch hier seine Weihnachtsgeschenke per Telefon, Fax oder Mail vorbestellen und sich sie während des Lockdowns durch eine sichere Lieferschleuse abholen - oder nach Hause liefern, lassen. Lokaler Einkauf von Weihnachtsgeschenken ist also durchaus auch jetzt noch möglich, sagt die Werbe- und Fördergemeinschaft und auch sie appelliert an die Solidarität der Bürger.