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VerkehrswendeDie Wupsi wird nicht immer weiter wachsen können

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Die Wupsi versucht mit allen Mitteln neue Busfahrer anzuwerben. An den Bussen steht schon länger der Ausruf "Fahrer (mwd) gesucht"

Die Wupsi versucht mit allen Mitteln neue Busfahrer anzuwerben. An den Bussen steht schon länger „Fahrer (mwd) gesucht“.

Die Bilanz für 2023 fällt mit einem Defizit von knapp 20 Millionen Euro weniger erschreckend aus. Kein Grund, sich beruhigt zurückzulehnen.

Das Corona-Jahr war noch katastrophal für die Wupsi, das vergangene ist deutlich besser gelaufen. Allerdings fährt die Busgesellschaft, die zur Hälfte der Stadt Leverkusen und dem Rheinisch-Bergischen Kreis gehört, immer noch gehörige Defizite ein. Voriges Jahr lag es bei gut 19,5 Millionen Euro – bei einem Umsatz von knapp 50 Millionen Euro. 2022 indes erbrachte der durch die Corona-Pandemie eingeschränkte Betrieb zehn Millionen weniger Umsatz, aber ein um neun Millionen höheres Defizit von gut 28,5 Millionen Euro.

Die Fahrgastzahlen hätten voriges Jahr das Niveau vor der Pandemie allerdings nicht erreicht, berichtet Geschäftsführer Marc Kretkowski. Daran hätte auch das 9-Euro-Ticket nichts geändert. Dazu kommt: Die neuen Billig-Tickets führen zu erheblich weniger Einnahmen. Das ändert sich auch mit dem 49-Euro-Ticket nicht, weil es unterm Strich viel billiger ist als jedes vergleichbare Angebot im Tarifsystem des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg.

Der Personalmangel dürfte noch größer werden

Auch der Personalmangel habe dem Geschäft einen Dämpfer verpasst: Von den Politikern beschlossene Erweiterungen des Fahrplans mussten verschoben, weitere Subunternehmer engagiert werden. Weil Fahrer und Fahrerinnen fehlten, musste die Wupsi auch Jobs neben dem Liniengeschäft ablehnen. Auch das drückt Umsatz und Ergebnis. Und in dieser Hinsicht erwartet die Geschäftsführung auch keine Verbesserung. Im Gegenteil: „Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung wird künftig gegebenenfalls sogar schon der reine Erhalt des ÖPNV-Angebots zu einer Herausforderung, weil im Zuge der Verrentung der geburtenstarken Jahrgänge nicht genügend Fahrpersonal zur Verfügung stehen könnte.“

Wupsi-Leihräder stehen gegenüber der Endhaltestelle der Linie 4 in Schlebusch.

Das Fahrrad-Verleihsystem hat sich längst etabliert. Hier die Station an der Endhaltestelle der Linie vier in Schlebusch.

Das Leihsystem für normale, elektrisch unterstützte und Lastenräder scheint sich zu etablieren. Die Wupsi-Führung berichtet von neun Prozent mehr Nutzern beim Wupsi-Rad und 23 Prozent mehr beim Lastenrad. Das Autoverleihsystem habe davon profitiert, dass es 2023 erstmals komplett auch im Rheinisch-Bergischen Kreis angeboten wurde. Der Umsatz sei in diesem Segment um 60 Prozent gestiegen. Seit das kommunale Verkehrsunternehmen auch immer größere Teile des städtischen Fuhrparks in Leverkusen übernimmt, wird das Geschäftsvolumen auch dort merklich größer: plus 80 Prozent stehen in der Bilanz für 2023.

Bald jeder fünfte Bus ohne Dieselantrieb

Die Elektrifizierung des Wupsi-Fuhrparks steht mit gut 38 Millionen Euro in der Bilanz. 56 Fahrzeuge wurden geordert, zehn davon haben eine Brennstoffzelle, kommenden Winter sollen sie auf der Straße sein. Jeder fünfte Bus fährt dann elektrisch. Der Bund beteiligt sich an den Kosten mit gut 17 Millionen Euro.

In diesem Jahr wird die Wupsi nach Berechnungen der Geschäftsführung wieder schlechter abschneiden. Marc Kretkowski rechnet mit einem Defizit von gut 29 Millionen Euro, und selbst dabei dürfte es nicht bleiben, prognostiziert er. Bis 2028 werde es sogar auf 36,4 Millionen Euro steigen, mindestens: Denn für die Elektrifizierung der Flotte müssen beide Betriebshöfe in der Borsigstraße und in Bergisch Gladbach erheblich umgebaut werden. Dazu kommt die neue Filiale im Manforter Innovationsbank. Bisher floss dort nur Geld für das Grundstück, rund 1,7 Millionen Euro.