Der Klavierkabarettist und frühere „Basta“-Frontmann trat im Opladener Scala auf.
JazztageWie William Wahl Leverkusen dazu bringt, Blümchen zu singen
Als William Wahl nach gut zwei Stunden netto Programm inklusive zweier Zugaben die Scala-Bühne in Opladen verlässt, kann er sich sicher sein, sein eigenes Ziel erreicht zu haben. Denn er wolle nicht, dass seine Zuhörerinnen und Zuhörer meinen, er habe „nur so rumgesungen“, wie er im Laufe des Konzerts natürlich ironisch mitgeteilt hatte.
Seit ein paar Jahren ist Wahl, der als Kopf der A-Capella-Formation „Basta“ bekannt wurde, als Kleinkünstler unterwegs. „Wahlgesänge“ hieß sein erstes Klavierkabarettprogramm, das zweite „Nachts sind alle Tasten grau“. Daraus entstammt auch der Großteil der Stücke, die William Wahl am Mittwochabend im Scala spielt. Einen kleinen Vorgeschmack auf das kommende Programm „Wahlweise“, das im Februar Premiere feiern soll, gab es auch.
Als Gast hatte er sich Valerie Rathmann am Cello eingeladen, die manchen Stücken durch ihr Spiel eine angenehme, weitere Ebene verlieh. Wahl, studierter Musiker, zeigt sich ansonsten immer wieder als versierter Pianist, der sich sicher in verschiedenen Stilen bewegt. Jazz ist allerdings nicht dabei, auch wenn der Kleinkünstler im Rahmen der Jazztage auftritt. Wobei – aber das ist in seinem Genre natürlich üblich – der Gesang oder vielmehr die Texte das sind, weshalb die Menschen zu seinen Konzerten kommen.
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Und das sind im Scala viele. Die meisten, das ergibt eine spontane Handzeichenumfrage, kennen ihn schon von Basta. Daher wissen sie auch, welcher Witz sie erwartet, wenn er in „Weißer SUV“ von einer Frau singt, die er begehrt, aber doch wieder abweisen muss, weil sie ein „weißes SUV“ fährt. „Das sind Leute in der Krise“, sagt er augenzwinkernd in der Ansage. Wohl wissend, dass wahrscheinlich genug Menschen im Saal ein SUV fahren.
Digitalisierung macht ihm ein bisschen Angst
Diese Selbstironie legt Wahl auch selbst an den Tag: In „Ich lebe den Traum“ singt er über sein Musikerleben, das aber Herausforderungen birgt. Die Digitalisierung mache ihm schon ein wenig Angst, gibt der Künstler im weiteren Konzertverlauf zu. Das ist hörbar, denn gleich zwei Stücke aus „Nachts sind alle Tasten grau“ drehen sich darum. Im „Algorhythmus“ geht es darum, dass der Computer die Menschen besser kennt als sie sich selbst. In „Biggi76“ singt Wahl übers Onlinedating, unverkennbar mit einem gewissen Hauch Tragik.
Die hat am Mittwochabend aber nur wenig Platz. „5 Sterne“ oder „Frau fürs Grobe“ sind originelle, gewitzte Nummern, die beim Publikum gut ankommen. Ebenso „Shisha statt Wein“ (anstatt „Griechischer Wein“). Das ist zwar lyrisch nicht wahnsinnig ausgereift. Aber anrührend ist, welche Bewunderung Wahl nach eigener Aussage für Udo Jürgens übrig hat. Den habe er anfangs für einen üblichen Schlagersänger gehalten und erst später gemerkt, welche kluge Botschaften oft versteckt in seinen Texten steckten.
In seinen Ansagen spinnt William Wahl teilweise skurrile Netze. Von Frank Zander kommt er über irrwitzige Umwege zu seinem Song „Hitlers Geburtstag“. Darin bemitleidet er satirisch Menschen, die am selben Tag geboren sind wie Adolf Hitler. Bei Jasmin Wagner sei das der Fall, besser bekannt als Blümchen. Und plötzlich singt der ganze Saal: „Wie ein Bum-Bum-Bum-Bum-Bumerang, komm’ ich wieder bei dir an.“