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NahverkehrWupsi fährt ab Dezember mit London-Taxis auf Abruf durch Leverkusen

Lesezeit 4 Minuten
Weißer Kleinbus, davor steht ein Mann, der den Bus per Smartphone bestellt hat.

Die Fahrten mit den Abruf-Kleinbussen werden, wie hier in Münster, per App oder telefonisch gebucht.

Leverkusen – Die Wupsi führt in Leverkusen und Odenthal ein völlig neues Verkehrsangebot ein: Ab Dezember 2022 ergänzen sogenannte On-Demand-Busse den öffentlichen Nahverkehr. Der Clou: Sie fahren nur auf Abruf. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Was steckt hinter dem Auf-Abruf-Angebot?

On-Demand-Systeme funktionieren ohne festen Fahrplan und ohne feste Fahrtroute. Wer in die neuen Wupsi-Fahrzeuge einsteigen möchte, ruft sie künftig über eine App oder per Telefon. „Gibt es ähnliche Fahrtwünsche, werden die Shuttles geteilt“, schreibt Wupsi-Pressesprecherin Kristin Menzel. Eine Software bündle die Fahrtwünsche automatisch und berechne die optimale Route. So soll eine Flexibilität für Kundinnen und Kunden gewährleistet und gleichzeitig weniger Verkehr verursacht werden.

Welche Fahrzeuge werden eingesetzt?

Wie die Wupsi mitteilt, sollen elektrisch betriebene Kleinbusse vom Typ „London-Taxi“ zum Einsatz kommen. Diese bieten Platz für sechs Fahrgäste und seien barrierefrei nutzbar. In Köln sind bereits On-Demand-Kleinbusse der KVB – die vergleichbar sind – im Einsatz.

Loop Münster On Demand

Blick ins Innere: Die London-Taxis, die in Münster eingesetzt werden, sind Vorbilder für den Betrieb in Leverkusen.

Wo können Fahrten gebucht werden?

Die Wupsi führt das Nahverkehrsangebot in den Leverkusener Stadtteilen Opladen, Quettingen, Lützenkirchen und dem ländlichen Bereich von Steinbüchel ein. Hier sollen nach Angaben von Sprecherin Menzel parallel maximal sieben Fahrzeuge gleichzeitig im Einsatz sein. Zudem startet das Verkehrsunternehmen mit den On-Demand-Kleinbussen auch in der Gemeinde Odenthal – mit höchstens fünf parallel fahrenden Rufbussen.

Einsteigen können Fahrgäste sowohl an bestehenden Bushaltestellen als auch über zusätzliche virtuelle Haltestellen. Nie soll eine Haltestelle im Bediengebiet weiter als 250 Meter Fußweg entfernt sein.

Wie viel kostet eine Fahrt?

Für die Nutzung gilt der übliche VRS-Tarif ohne Aufpreis. Innerhalb des Stadtgebiets kostet eine Fahrt ab einem Euro für Kinder und ab zwei Euro für Erwachsene auf der Kurzstrecke und ab 1,30 Euro beziehungsweise 2,50 Euro für weitere Fahrten.

Ersetzt das Kleinbussystem den Linienverkehr?

Nein. Wupsi-Geschäftsführer Marc Kretkowski sagt, es werde eine „Ergänzung zu unserem bisherigen Mobilitätsangebot sein und bietet vor allem in den ländlicheren Gebieten eine Möglichkeit, ohne längere Wartezeiten auf den ÖPNV umzusteigen“. Außerdem könnten so auch im städtischen Gebiet mehr umsteigefreie Direktverbindungen angeboten werden.

So gilt auch: Fährt auf der gewählten Fahrtroute zeitgleich ein Linienbus, wird dieser den Nutzerinnen und Nutzern vorgeschlagen.

Wie bewältigt die Wupsi die zusätzliche Aufgabe?

Die Wupsi tritt lediglich als Auftraggeberin in Erscheinung. Durchgeführt wird der Betrieb von der Firma Clevershuttle, die die europaweite Ausschreibung gewonnen hat. Clevershuttle betreibt ähnliche Angebote unter anderem bereits im Rhein-Main-Verkehrsverbund, in Essen und Münster. Im Rhein-Main-Gebiet wurden bislang mehr als 200.000 Fahrten auf Abruf durchgeführt, im Landkreis Rosenheim gab es innerhalb der ersten 100 Tage rund 13.000 Fahrten. Eine Clevershuttle-Sprecherin sagt, das Angebot werde allerorts von einer breiten Bevölkerungsschicht genutzt.

Damit übernimmt die Wupsi auch nicht die schwierige Aufgabe, das Fahrpersonal zu stellen – schließlich mangelt es im Buslinienbetrieb erheblichen an Fahrerinnen und Fahrern. Clevershuttle stellt diese im On-Demand-Betrieb und hat es etwas leichter, denn es braucht lediglich einen normalen Autoführerschein sowie einen Personenbeförderungsschein, um als Fahrzeugführer infrage zu kommen.

Finanziert wird das Projekt vom Bund: Mehr als 160 Verkehrsprojekte hatten sich 2021 im Rahmen des Programms „Modellprojekte zur Stärkung des ÖPNV“ um Fördergelder des Bundesverkehrsministeriums beworben – die Leverkusener Initiative war als eine von nur zwölf erfolgreich. Das bedeutet eine Förderung in Höhe von etwa 9,5 Millionen Euro. Das Geld soll bis 2024 zudem für eine Verdichtung des Schnellbus-Netzes sowie für den Ausbau der Wupsi-Smartphone-App genutzt werden.

Welche Erfahrungen hat die KVB in Köln gemacht?

Seit dem Start des KVB-Angebots namens Isi Mitte Juni 2021 haben nach Angaben von KVB-Sprecher Matthias Pesch insgesamt 22.000 Fahrten stattgefunden. Stärkster Monat sei der August 2022 mit insgesamt 2600 Fahrten gewesen – da konnten 9-Euro-Ticket-Inhaber Isi ohne Aufschlag nutzen. Denn, anders als die Wupsi, nimmt die KVB für On-Demand-Fahrten einen Zuschlag von 3,20 bis 4,20 Euro pro Fahrt und 4,10 Euro in der Nacht.

11.000 Kunden hätten sich registriert, aber nur 1500 mindestens eine Fahrt absolviert, sagt Pesch. Es gebe Stammkunden, die täglich mit Isi fahren. „Grundsätzlich bewerten wir das Angebot positiv“, so der Sprecher, doch es gebe in den verschiedenen Bediengebieten starke Unterschiede – in Porz zum Beispiel bis zu 1750 Fahrten monatlich, in Nippes lediglich bis zu 300.

Nach Anfangsproblemen sei die KVB inzwischen auch mit den Fahrzeugen zufrieden, sagt Unternehmenssprecher Pesch: „Die Software funktioniert weitgehend gut. Und auch die Kunden sind zufrieden mit dem Angebot.“