Leverkusener betreut Affen im Kölner Zoo„Tierpfleger sein bedeutet nicht kuscheln“
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Leverkusen – Tierpfleger Tobias Küchler (44) hat die Tasche voller Haselnüsse, die mögen „Ziggy“ und „Justa“ wahnsinnig gerne. Die beiden Coquerel-Sifakas sind Bewohner im Madagaskar-Haus des Kölner Zoos und machen vor Freude ihrem Beinamen „tanzende Affen“ alle Ehre. Natürlich ist nicht der Wiener Walzer gemeint, aber ihre unbeschreibliche Art, wie sie seitwärts hüpfen und springen. Seit 2021 leben sie hier und „arbeiten“ täglich mit „ihrem“ Leverkusener Tierpfleger Tobias Küchler zusammen.
Nachmittags ist Trainingszeit im Gehege. Mit stundenlanger Geduld und viel Emotionen bringt er ihnen bei, in eine Transportbox zu klettern, falls es mal zum Tierarzt geht.
Auch macht er sie Stück für Stück mit Berührungen vertraut, wegen der vorsorglichen medizinischen Checks oder auch weil er die beiden einmal die Woche wiegen muss. Gleichzeitig aktiviert er so ihren Spieltrieb und ihre Neugier und bezieht Beschäftigungsprogramme mit ein. Was bei Weitem nicht so einfach sei, wie es beim Zuschauen ausschaut. „Sie hören ja nicht so einfach, wenn ich ihnen sage ,mach das'“, schmunzelt Küchler und sieht ganz genau den bittenden Blick und die Hand an die seine gelegt, wenn es mal eine Haselnuss zwischendurch sein muss.
„Ziggy“ ist männlich und kam aus dem Zoo in Saint Louis nach Köln, „Justa“ war im Zoo in Baltimore zu Hause. Für Tobias Küchler stellt sich nun die Aufgabe, eine Zucht der seltenen Tiere zu begleiten. „Die beiden sind verliebt“, hat er freudig beobachtet und hofft auf Nachwuchs. „Die Art ist bedroht, es gibt derzeit nur noch sechs Tiere in europäischen Zoos.“
Seit 1992 arbeitet er mit Affen zusammen
Er kennt die beiden mittlerweile ganz genau. Sieht ihnen an, wenn ihnen irgendwas auf dem Herzen liegt. Geht dazwischen, wenn es Diskussionen gibt. Tobias Küchler, Sohn des früheren Leverkusener Oberbürgermeisters Ernst Küchler, ist ein erfahrener Tierpfleger, er arbeitet schon seit 1992 mit seinen Lieblingstieren, den Affen, zusammen. Angefangen hatte alles mit dem Schulpraktikum, seitdem sei sein Weg klar gewesen: „Ich habe die Ausbildung zum Tierpfleger durch alle Reviere im Kölner Zoo absolviert und 19 Jahre mit Menschenaffen zusammen gearbeitet“, berichtet er. „Affen sind wie Menschen, sie können ein Feedback geben wie zum Beispiel Freude, man kann zu ihnen Kontakt aufbauen.“ Durch das Training entstehe eine persönliche Interaktion, jeder kann etwas anderes besser. Ihre Intelligenz sei denen der Menschen nah. Schade, dass sie nicht auch sprechen können, findet er.
Seit acht Jahren hegt und pflegt der Schlebuscher das Madagaskar-Haus mit seinen Lemuren, Geckos, Schildkröten und dem Tomatenfrosch sowie Kleintieren im Terrarium. „Tierpfleger sein bedeutet nicht kuscheln und streicheln“, gibt er mit auf den Weg. Tierpfleger sein bedeutet zu vor allem das Gehege sauber halten einschließlich Außenanlage und Scheiben, es bedeutet Gemüseschnibbeln und Laub sammeln, denn seine Beiden fressen am liebsten Laub. „Und Rosenblüten. Die sind gerade hoch im Kurs“, verrät er.
Tobias Küchler ist vor acht Jahren selber nach Madagaskar gereist und war sehr beeindruckt und gleichzeitig bewegt, wie der Lebensraum der Tiere immer weniger wird. Aber vielleicht bekommen „Ziggy“ und „Justa“ bald Nachwuchs, das wäre für ihn der perfekte Neuanfang.
Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Erde. Gleichzeitig verfügt es über einen ungeheuren Reichtum an Arten, die nur hier vorkommen. Biologen nennen das „endemisch“. Lebensraumzerstörung, zum Beispiel durch Waldrodungen oder die Bejagung der Tiere gefährden das Artenparadies. Der Kölner Zoo engagiert sich für den Artenerhalt, unter anderem hält er zahlreiche bedrohte madagassische Fische, Amphibien und Reptilien und koordiniert für diese internationale Erhaltungszuchtnetzwerke.