Leverkusen – Duisburg probiert sie schon seit fast fünf Jahren, in Krefeld und Münster laufen ebenfalls Versuche, seit wenigen Monaten auch in Köln: Rufbusse, oder wie es gern heißt: On-Demand-Verkehre, sind zu Hoffnungsträgern einen grünen Mobilitätswende geworden. „Weniger Platz für Autos, mehr Platz für Menschen in den Städten“, das ist die Philosophie, die hinter solchen Verkehrsversuchen steckt.
Ab dem Herbst will auch Leverkusen versuchen, mit einem eigenen Rufbus-System über die Wupsi zum Umsteigen vom Auto auf den Bus-On-Demand zu überzeugen. Eine Förderzusage des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr liegt inzwischen vor, jetzt soll der Stadtrat einen entsprechenden Versuchsbetrieb für die Zeit von Herbst 2022 bis Ende 2024 bei seinem Verkehrsunternehmen in Auftrag geben.
Test in Stadtteilen
Das Versuchsgebiet dafür soll sich innerhalb Leverkusens auf die Stadtteile Opladen, Quettingen, Lützenkirchen, Steinbüchel und Ropenstall erstrecken. Dort sollen elektrisch angetriebene Kleinbusse die Fahrgäste der Wupsi völlig unabhängig von Fahrplänen und Linienrouten abholen, deren verschiedene Fahrziele über eine Software zu einer Route berechnet werden, und die Fahrgäste schnell und unkompliziert befördern. Sieben Fahrzeuge sollen dafür zunächst eingesetzt werden, die jeweils bis zu sechs Fahrgäste – unter Corona-Bedingungen eher drei Personen – auf einer Tour befördern können.
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Voraussetzung für die Buchung ist eine noch zu benennende Smartphone-App, über die Start und Ziel der Fahrt gebucht sowie die Abrechnung erledigt werden kann. Maximal 250 Meter Fußweg sollen Nutzer bis zur Abholstelle zurücklegen müssen. Zielpunkte sollen vor allem Umsteigemöglichkeiten auf andere öffentliche Verkehrsmittel wie Schnellbus-Haltestellen oder Bahnstationen sein, um mit diesem Zubringerdienst eine möglichst effektive Vernetzung der Angebote zu erreichen.
Die Bezahlung soll innerhalb des regulären Wupsi-Tarifes erfolgen. Die Rufbusse sollen montags bis freitags von 6 bis 21 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags von 9 bis 21 Uhr angeboten werden.
Versuch wird analysiert
Da es in Leverkusen bisher keinerlei Erfahrungen mit einem solchen Angebot gibt, wird dies zunächst als zeitlich befristeter Versuch gestartet und von dem darauf spezialisierten Berliner Beratungsbüro door2door begleitet. Für dessen Machbarkeitsstudie, die Praxis-Erfahrungen dokumentieren und auswerten soll, sind Stadtteile mit ganz unterschiedlichen Anwendungen ausgesucht worden: das Zentrum Opladen mit seinem Bahnhof, Nebenzentren wie Lützenkirchen und Steinbüchel, unterschiedliche Wohnquartiere, Gewerbegebiete, die Neue Bahnstadt samt Hochschule und ländliche Außenbereiche. Das Gebiet ließe sich während des Versuchs bei Interesse auch ausweiten, heißt es in der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung für den Rat.
Leverkusen begibt sich mit der Wupsi in eine Reihe von Praxistests, die in vielen Kommunen bereits gestartet sind. In Duisburg lässt die städtische Verkehrsgesellschaft „myBUS“ fahren, die Stadtwerke Krefeld lassen „SWCar“ rollen, in Neunkirchen-Seelscheid heißt der Rufbus „Rhesi“, in Wuppertal „holmich!“ und in Köln gibt es seit zwei Monaten „KVB-Isi“.
Dessen Fahrzeuge im Look Londoner Taxis – allerdings in Weiß mit knallroter Kennzeichnung und mit Elektroantrieb – sind werktags zwischen 8 und 15 Uhr in den nördlichen Kölner Stadtbezirken zwischen Nippes und Neuehrenfeld sowie im Südosten zwischen Poll und Porz unterwegs, von freitags bis sonntags dann zwischen 20 und 3 Uhr in der Innenstadt sowie in Teilen von Ehrenfeld, Deutz und Mülheim.
Nahezu jedes dieser Angebote wird über eine eigene, jeweils andere Smartphone-App gebucht. Im Fall Köln ist dies auch telefonisch möglich; die Kölner Verkehrsbetriebe informieren darüber ausführlich auf ihrer Seite im Internet.
Wupsi-App wird ausgebaut
Im Fall Leverkusen soll die schon bestehende Wupsi-App zu einer umfassenden Mobilitätsplattform ausgebaut werden, über die alle Angebote des Verkehrsunternehmens, vom Linienbus über den neuen Rufbus, Leihautos und Leihfahrräder gebucht werden können. Abgerechnet wird über EC- oder Kreditkarte, Sepa-Lastschrift oder per Paypal.
Der Stadt Leverkusen wird das Experiment in diesem Jahr noch rund 210.000 Euro wert sein, in den kommenden beiden Jahren jeweils 420.000 Euro.