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Leverkusener JägerFliegende Hilfe bei der Rettung der Rehkitze

Lesezeit 3 Minuten

Dirk Riedel organisiert in der Leverkusener Jägerschaft die Rehkitz-Rettung, jetzt hat er Unterstützung aus der Luft.

Leverkusen – Wenn Dirk Riedel und sein Team von der Leverkusener Jägerschaft in diesem Jahr zur Rehkitz-Rettung ausrücken, bringen sie einen kleinen Helfer mit. Und der ist rasant schnell.

Nahezu unsichtbar

Das Problem: Rehkitze sind im hohen Gras schlicht nicht zu erkennen. „Man geht durch die Wiese und sieht sie nicht, selbst wenn sie direkt vor den Füßen liegen“, sagt Dirk Riedel. Das ist ja eigentlich auch Sinn der Sache, hier versteckt die Ricke ihr Kitz zum Schutz vor Feinden, überhängende Halme verdecken das Kleine komplett.

Ducken als Überlebenstaktik kann für Kitze gefährlich sein.

„Der angeborene Überlebensinstinkt in den ersten zwei Lebenswochen ist: Auf den Boden drücken und nicht bewegen, egal was passiert“, erläutert Riedel. Einer der größten Feinde der Babyrehe allerdings ist: Der Mähdrescher. Rund 90 000 Kitze im Jahr fallen ihm zum Opfer. Weil unglücklicherweise die Geburt der kleinen Rehe genau in die Zeit fällt, in der Landwirte zum ersten Mal zur Heugewinnung ausfahren.

Ein Hektar in drei Minuten

Vorher sind sie verpflichtet, sicherzustellen, dass sich keine Kitze oder andere Tiere wie Störche oder Reiher in der Wiese befinden. Dafür verständigt der Landwirt den zuständigen Jagdpächter und informiert ihn über den geplanten Zeitpunkt der Mahd. Dann kommt Dirk Riedel mit seinem Team. Bis jetzt mit vielen Leuten, die in engen Reihen eine Wiese durchschreiten, um Kitze zu finden. „Trotz des Aufwands konnte es sein, dass man einen Meter an einem Tier vorbeigeht und es verpasst.“

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Die zwei Drohnen, die die Leverkusener Jägerschaft sich nun für rund 7000 Euro dank eines Förderprogrammes zulegen konnte, verpassen nichts. Nur etwa drei Minuten braucht das kleine Fluggerät, um eine ein Hektar große Wiesenfläche zu überfliegen. Die Leverkusener Felder wurden bereits zuvor kartographiert und sind in dem Steuerungsgerät gespeichert, so dass das Team bei Ankunft direkt loslegen kann.

Das Fluggerät hat eine hochauflösende Wärmebildkamera an Bord.

Drohnen sind natürlich keine ganz neue Erfindung, der Clou ist jetzt aber eine Weiterentwicklung der Wärmebildkamera: „Früher war die Auflösung nicht gut genug, aber jetzt können die Drohnen Wildtiere in Feldern sehr zuverlässig erkennen“, sagt Riedel.

Das funktioniert allerdings nur in den frühen Morgenstunden, etwa zwischen sechs und neun Uhr. Danach heizen sich vor allem bei Sonnenschein Blätter oder auch Maulwurfhügel so stark auf, dass man nicht mehr gut erkennen kann, ob es sich um eine Lebewesen handelt. In der kühlen Wiese zeigt die Fernbedienung und der zusätzlich Monitor der Drohne aber unverkennbar eine warmes Fellknäuel an.

Mit viel Gras aufnehmen

Dann schlägt die Stunde des Läufers: Der Drohnenführer hält das Fluggerät über der Stelle und gibt dem Läufer Anweisungen – einen Schritt nach rechts und zwei vorwärts – dann noch ein paar Grashalme zur Seite schieben. Und das Kitz ist gefunden. „Wir nehmen es dann mit sehr viel Gras drumherum auf, damit es keinen Menschengeruch annimmt“, erklärt Dietlinde Reiser-Dünner von der Leverkusener Jägerschaft. Dann werde das Tier in einer Kiste gesichert und nach der Mahd wieder auf die Wiese oder an einem sicheren Ort ausgesetzt, an dem die Ricke es wiederfindet.

Für die Jäger macht der Einsatz der Drohnen die Suche nach den Wildtieren zuverlässiger – und auch die Zeitersparnis ist von Bedeutung. „Es sind immer nur wenige Tage, in den die Landwirte die Wiesen mähen wollen, wenn das Wetter entsprechend ist.“ Mit den Drohnen können sie nun mehr Felder in kürzerer Zeit durchforsten. Und denken schon über die Anschaffung einer dritten Luftunterstützung nach. Damit möglichst viele kleine Rehe älter werden, als nur ein bis zwei Wochen.