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StadtgeschichteDas sind die Ideen für den Historischen Mittelpunkt Leverkusens

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Das alte Landratsamt neben könnte ein zentraler Punkt für ein Geschichtszentrum Frankenberg werden.

Leverkusen – Seit einem guten Jahr treibt diese Idee den Opladener Geschichtsverein bereits um: Dass die historischen Gebäude auf dem Frankenberg in Opladen, die sich in städtischem Besitz befinden, in einem gemeinsamen Konzept zu einem „historischen Mittelpunkt“ für die Stadt Leverkusen entwickelt werden könnten.

Das hatte die Stadtverwaltung bereits in ihr längerfristig zu verwirklichendes Verwaltungsstandort-Konzept geschrieben, das unter anderem auch eine Verlagerung des Rathauses in die heutige Musikschule beinhaltet, die dafür in den seit Jahrzehnten ausstehenden Erweiterungsbau für das Forum umziehen soll. Und das vom Stadtrat vor einem Jahr im Grundsatz so beschlossen worden ist.

Wie dieser „historische Mittelpunkt“ – der geografisch eher am Rande des Stadtgebietes liegt – auf dem Frankenberg aussehen könnte, dazu hat der OGV eigene Ideen und Forderungen entwickelt, die eine stattliche Wunschliste ergeben. Vor eben einem Jahr hat Oberbürgermeister Uwe Richrath diesen anspruchsvoll formulierten Wunschzettel schriftlich erhalten und sich höflich für die Vorschläge bedankt. Seitdem scheint der Vorgang bei der Stadtverwaltung zu ruhen.

Nicht so beim OGV, der in zahlreichen Gesprächsrunden mit den verschiedenen Parteien und Gruppierungen seither versucht hat, das Thema ganz vorn auf die politische Agenda zu setzen. Nun bietet spätestens der besorgniserregende Zustand der städtischen Gebäude einen weiteren Anlass, sich der Angelegenheit zu widmen. Konkret geht es um diese vier Häuser:

Das ehemalige Landratsamt, in dem heute das Stadtarchiv untergebracht ist und in dem die Decke im früheren Sitzungssaal des Kreistages, die abzustürzen droht, aufwendig wiederherzustellen ist. Die Sanierungskosten sind bisher mit knapp zwei Millionen Euro kalkuliert. Hier sollte ein eigenständiges Institut für Stadtgeschichte samt einer Dauerausstellung angesiedelt werden, meint der OGV, sowie weiterhin das Stadtarchiv, das nach dem Abriss des benachbarten Verwaltungsgebäudes Miselohestraße einen neuen Anbau für seine Lagerbestände benötige.

Die frühere Landwirtschaftsschule, zuletzt Sitz des Chemischen Untersuchungsamtes und zurzeit leerstehend, wird voraussichtlich vier Millionen Euro kosten, ehe es für öffentliche Zwecke genutzt werden kann. Ein historisch-politisches Bildungszentrum wäre hierfür der Wunsch, dazu eine Außenstelle der Volkshochschule und die Verbindungsstelle zu den Partnerstädten Leverkusens.

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Die Villa Römer, derzeit „Haus der Stadtgeschichte“ mit Sitz der drei aktiven Geschichtsvereine, neben dem OGV sind das der Bergische Geschichtsverein und die Stadtgeschichtliche Vereinigung. Der Wunsch dazu: Der Trägerverein Villa Römer sollte aufgelöst werden, Betrieb und sämtliche Kosten sollte die Stadt Leverkusen übernehmen.

Der Friedenberger Hof, derzeit Geschäftsstelle des Rheinischen Schützenbundes, hat unter anderem Probleme beim Brandschutz, die gelöst werden müssen. Hier könnte künftig eine Ausstellung zur mittelalterlichen Frühgeschichte Leverkusens angesiedelt werden, auch eine Gastronomie wäre denkbar.

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Der Friedenberger Hof auf dem Frankenberg

Soweit die nicht allzu bescheidenen Ideen des OGV, der die Stadtgeschichte Leverkusens ohnehin ganz anders ansiedeln und seine ehrenamtliche Tätigkeit stärker wertgeschätzt sehen möchte. So sollte nach der Vorstellung des Vorsitzenden von Michael Gutbier und seiner engagierten Mitstreiter ein eigenes Bildungsdezernat in der Stadtverwaltung gegründet werden, dem neben dem neuen Historischen Mittelpunkt das Stadtarchiv und ein neu zu gründendes Referat für Leverkusener Stadtgeschichte mit professioneller wissenschaftlicher Leitung zugeordnet sein sollten. Ein außerschulischer Lernort für historisch-politische Bildung, schwebt den Ehrenamtlern im Geschichtsverein vor, im Stellenwert vergleichbar mit Volkshochschule, Museum oder Musikschule, mit festen Planstellen und einem angemessenem Budget.

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Die Villa Römer führt bereits den Ehrentitel Haus der Stadtgeschichte.

Schließlich hätte es die wechselhafte und ausgesprochen dynamische Geschichte der sehr jungen Stadt Leverkusen verdient, angemessen erforscht, dokumentiert und vermittelt zu werden, bestärkt der Kölner Geschichtsprofessor Wolfgang Hasberg die Opladener in ihren Planungen. Wesentlich sei, das auch Leverkusens Schülerinnen und Schüler Stadtgeschichte dort erfahren können. Dies sei gegenwärtig kaum möglich, da die Villa Römer ihre Ausstellung beispielsweise ausschließlich an den Wochenenden öffne, an denen Ehrenamtler die Aufsicht übernehmen könnten.

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Bisher habe es viel Interesse und Zustimmung in den Gesprächen mit den Stadtpolitikern gegeben, ist OGV-Vorsitzender Michael Gutbier zuversichtlich, das Thema alsbald voranbringen zu können. Schließlich sei schon durch den Zustand der historischen Gebäude einiger „Druck im Kessel“. Auch müsse das Depot des Stadtarchivs beim Gebäudeabriss an der Miselohestraße neu untergebracht werden.

Umso wichtiger sei es nun, alsbald eine Fachkommission mit Vertretern der Stadtverwaltung und städtischer Kultureinrichtungen, der Geschichts- und Kulturvereine sowie der Wissenschaft damit zu beauftragen, ein zukunftsträchtiges Konzept zu entwickeln, zu dem der OGV ja erste Vorschläge unterbreitet habe, so Vorstandsmitglied Ernst Küchler. Der ehemalige Oberbürgermeister ist sich sicher: „Wenn es den politischen Willen dazu gibt, wird sich auch ein Weg finden, dies umzusetzen.“