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Leverkusener WohnungenIn der Derr-Siedlung leiden Menschen unter kaputten Aufzügen

Lesezeit 4 Minuten
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Der Eingang rechts ins Treppenhaus ist aktuell der einzige Weg nach oben.

Leverkusen – Der Aufzug in der Albert-Schweitzer-Straße 17 steht still. „Für eine kurze Zeit wäre das ja hinnehmbar“, sagt die Bewohnerin einer oberen Etage des zehnstöckigen Hauses. Genannt werden möchte sie nicht – aus Angst, dass ihr die LEG den Mietvertrag kündigt. Schließlich ist sie angewiesen auf die relativ günstige Miete im Wohnpark Steinbüchel. Aber es ist eben keine kurze Zeit. Der Aufzug fährt seit zwei Monaten nicht mehr.

Jeder Einkauf, jeder Kinderwagen, Rollator oder weinende Kleinkinder – alles muss durch das enge Treppenhaus geschleppt werden. Ganz zu schweigen von dem gehbehinderten Mann, der die dreckigen Treppen runter robben muss, während die Mutter den Rollstuhl hinunter schleppt – so berichtet es die Nachbarin.

Wiederholte Kritik

Es ist nicht die erste Klage über die Wohnzustände in der ehemaligen Derr-Siedlung. Bereits vor einem halben Jahr hatte diese Zeitung über die Kritik von Hans-Dieter Gottschlich berichtet, der in einem anderen Haus der Siedlung im vierten Stock wohnt. Neben Ratten und Wasserschäden auch hier der Hauptklagepunkt: Der nicht funktionierende Aufzug. Dieser war zu dem Zeitpunkt seit zwei Wochen außer Betrieb und sollte dann aber wieder laufen, versprach die LEG. Und, so LEG-Pressesprecher Mischa Lenz damals: „Wir werden uns das Thema Fahrstühle generell und für die Zukunft noch einmal genauer anschauen und die Fahrstühle auf Herz und Nieren prüfen.“

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Im Oktober klagte Hans-Dieter Gottschlich über einen Wasserschaden vom Juli, der noch nicht ausgebessert war. Die Aufzugsituation hat sich bis heute nicht gebessert.

Davon merkt Gottschlich nicht viel: „Die Situation hat sich seitdem nicht wesentlich gebessert“, sagt der Rentner auf Nachfrage. Der Aufzug sei zwar grundsätzlich in Betrieb. „Er fällt aber mindestens zwei Mal die Woche aus und wir sind schon mehrfach stecken geblieben oder mussten die Tür gewaltsam per Hand öffnen.“ Seine Frau und er sind beide über 70, ihr fehlt zudem ein halber Lungenflügel, das Treppensteigen fällt schwer. „Aber in den Aufzug traue ich mich nicht mehr einzusteigen“, sagt Gottschlich.

„Die Situation bedauern wir sehr“, sagt Nils Roschin, Pressesprecher der LEG-Immobilien-Gruppe. „Bei Störungen der Aufzugsanlage konnten wir diese in der Vergangenheit reparieren. Wir haben für unsere Objekte ein Aufzugsmodernisierungsprogramm auf den Weg gebracht und priorisieren hier sukzessive die Modernisierungsmaßnahmen.“

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Gottschlichs Aufzug scheint demnach nicht die höchste Priorität zu besitzen. Immerhin fährt er im Gegensatz zu dem in der Hausnummer 17 noch gelegentlich. Dieser soll nach Angaben von Roschin nun „vollständig modernisiert" werden, da es hier immer wieder zu Problemen gekommen sei. „Die Arbeiten werden zeitnah beginnen“, verspricht er. „Wir wissen: Das ist in der Übergangszeit für unsere Kunden ärgerlich, aber langfristig die bessere und vor allem auch nachhaltigere Lösung.“

Mietminderung möglich

Bei Mietmängeln – und dazu gehört ein nicht funktionierender Aufzug – kann der Mieter eine Mietminderung durchsetzen, sagt Manuela Küpper, Geschäftsführerin des Mieterverein Leverkusen. „Um wieviel genau, das beurteilt jedes Gericht anders, wir sehen eine Minderung von fünf Prozent pro Etage als realistischen Wert.“

Denn natürlich ist der Mangel umso gravierender, umso weiter oben man im Haus wohnt. Eine weiterreichende Handhabung allerdings haben Mieter kaum. „Selbst wenn ein Gericht urteilen würde: Ihr müsst den Aufzug sofort wieder in Betrieb nehmen – was bringt das, wenn Ersatzteile nicht lieferbar sind?“, gibt Küpper zu bedenken.

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Zehn Etagen hat das Haus an der Albert-Schweitzer-Straße. Bis oben sind es sehr viele Treppen.

Für die Mieterin ein schwacher Trost, zumal sie sich von der LEG alleine gelassen fühlen. „Es gibt keinerlei Kommunikation vom Unternehmen aus, was mit dem Aufzug ist oder wie lange das noch dauert“, bemängelt sie. Nach vielfachen Anrufen sei sie einmal bei der Hotline durchgekommen. „Da sagte man mir, dass man Teile bestellen müsse.“ Das ist nun auch wieder drei Wochen her.

„Selbstverständlich haben wir unsere Mieterinnen und Mieter über Aushänge im Gebäude informiert“ sagt Roschin. „Da Aushänge gelegentlich abhandenkommen, haben wir zudem auch eine Mieterinformation zum Sachverhalt direkt in die Briefkästen verteilt. Hierbei haben wir auch auf das Angebot des kostenlosen Krankentransport- und Einkaufsservices verwiesen.“ Mobil eingeschränkte Mieterinnen und Mieter könnten demnach mit dem Service einen Termin zur Unterstützung während des Aufzugsausfalls vereinbaren, ergänzt der Sprecher.

Die Mieterin sagt, sie habe lediglich eine Wurfsendung erhalten, die zu mehr Sauberkeit im Treppenhaus aufrief. Tatsächlich findet sich an der Eingangstür ein Aushang mit Datum 19. April, das darauf hinweist, das in der Reparaturzeit des Aufzugs zwischen 18 und 19 Uhr eine Tragehilfe für Einkäufe vor der Eingangstür bereit stehe.

Muss ich runter?

Eine Zeit, zu der die junge Mutter längst zu Hause ist. Sie plant nun strikt: Kinder wegbringen und abholen, die pflegebedürftige Mutter versorgen, Einkäufe erledigen (und bloß nichts vergessen!) – all das muss so getaktet werden, dass sie nicht allzu oft die vielen Treppen laufen muss. Auf die Frage der Redaktion nach einem Ortsbesuch fragt sie direkt: „Kommen Sie hoch oder muss ich runter kommen?“