Im Museum Morsbroich eröffnet die Ausstellung „Es gibt kein Wort... Annäherung an ein Gefühl“, von fünf Künstlerinnen und Künstlern zum Thema „Heimat“.
Museum MorsboichCat-Ballou-Song steht Pate für Heimat-Ausstellung in Leverkusen
Wer im Rheinland lebt und ein wenig Sinn fürs Kölsche hat, der kennt diese Songzeile der Band Cat Ballou, die ins Hochdeutsche übersetzte besagt: „Es gibt kein Wort, das sagen könnte, was ich fühle, wenn ich an Heimat denke“. Und dass ausgerechnet dieser Satz nun als Aufhänger für eine Ausstellung im Museum verwendet wird, kommt nicht von ungefähr: „Es gibt kein Wort... Annäherung an ein Gefühl“ umfasst die Arbeiten von fünf Künstlerinnen und Künstler, die sich allesamt ums den Begriff der Heimat drehen und diesen eben als Gefühl, als Emotion oder als Erinnerung zu greifen versuchen. Mal geradezu dramatisch und tragisch. Mal politisch. Mal mit viel Humor zwischen Augenzwinker-Ironie und Ätz-Sarkasmus.
Ein Film der Erinnerung ans Verlassen der Heimat
Die aus Usbekistan stammende Künstlerin Ira Eduardovna hat eine Mischung aus Film und Foto-Collage erstellt, in der sie ihre Erinnerungen an die Ausreise aus der Heimat verarbeitet, wieder aufleben lässt, zu greifen versucht. Gemeinsam mit ihrer Familie stieg sie unmittelbar nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in den Zug und fuhr gen Westeuropa. Damals noch ein kleines Mädchen, seien ihrer Erinnerungen an jenen Tag lückenhaft. Klar war: Es gab keine Chance auf Rückkehr – wer ausreiste, durfte nicht wiederkommen. Und: Es gab Tränen, Sorgen, Trauer, Ungewissheit. Schauspieler stellten nun nach Eduardovnas Vorgaben den damaligen Abschied nach. Sie wiederum filmte und fotografierte alles und zeigt das Ergebnis auf zwei großen, nebeneinander positionierten Leinwänden. Rechts ist die Interaktion zwischen Künstlerin und Schauspielenden zu sehen. Links die filmartige Bildabfolge. Der fotografische Erinnerungsfilm. Zusammen ein bewegendes Zeugnis von Heimatverlust und Verlorensein inmitten der Welt.
Jody Korbach wiederum kommt aus Deutschland – und bespielt fast einen kompletten Flügel der Ausstellung, in dem sie über mehrere Räume verteilt vor allem Klischees von Heimat hinterherjagt, die hierzulande gerne geritten werden. Auf einer Kommode im Gelsenkirchener Barock ist ein „Edeka“-Schriftzug zu sehen. Daneben Bilder mit Verweisen auf die Logos von „Aldi“, der „Allianz“-Versicherung oder der „Schwäbisch Hall“-Bausparkasse als Deutschland repräsentierende Dinge. Institutionen. Firmen. Sie sammelte Fußballschals – angeregt wohl in einem Moment am Bahnhof, in dem sie Fußballfans beobachtete, wie diese ihren Verein wie eine Religion und eben Heimat feierten. Sie gründete als Kunstprojekt ihren eigenen Schützenverein, um dem Phänomen dieser offenbar in rauen Menge Identität und „Glaube, Sitte, Heimat“ stiftenden Zusammenschlüssen und dokumentierte dessen Umtriebe. Aus Biermarken machte sie Collagen, in denen hier und da hakenkreuzähnliche Formen zu erkennen sind. Kurzum: Korbach jagt einmal durch die Seele der Deutschen hindurch und zeigt das, was sie dabei entdecken konnte, in gesammelter Form. Schräg, erschreckend, originell, faszinierend – und stellenweise sehr, sehr wahr.
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Ahmet Dogu Ipek aus der Türkei schnitzte aus einer dicken, massiven Walnusswurzel heraus einen mit Ornamenten versehenen Tisch – es ist seine Kunstarbeit zu den Begriffen „Entwurzelung“ und „Verwurzelt sein“. Zoya Cherkassky-Nnadi schließlich steuerte maximal farbenfrohe und bunte Bilder bei, auf denen sie Erinnerungen an ihre ukrainische Heimat Kiew vor dem Ende der Sowjetunion bannte, und die trotz aller Buntheit das Lächeln im Keim ersticken, wenn es Mädchen zu sehen ist, das im Fernsehen „Schwanensee“ schaut, während draußen internationale Krisen und der Kalte Krieg wüten. Das ist Eskapismus und vom staatlichen Sender verordnetes Verleugnen der Realität.
„Es gibt kein Wort... Annäherung an ein Gefühl“ umfasst Arbeiten von Zoya Cherkassky-Nnadi, Ira Eduardovna, Ahmet Dogu Ipek, Jody Korbach und Yevgenia Belorusets. Die Ausstellung eröffnet am Sonntag, 14. April, und ist bis zum 25. August im Museum zu sehen.
www.museum-morsbroich.de