AboAbonnieren

Nach der Flut in LeverkusenDas bietet das Übergangsquartier des Lindenhof

Lesezeit 3 Minuten

Im neuen „Wohnzimmer“ – Caroline Wilk mit Kindern, die ihren Lindenhof schmerzlich vermisst haben.

Leverkusen – Für Rihan ist der Lindenhof ein zweites Zuhause. „Ich komme jeden Tag hier her“, sagt der Elfjährige. Seit das Manforter Jugendhaus in der Juli-Flut versunken ist, und erst Schlamm und später Schimmel die Räume besetzten, fehlt das Zuhause. Seit dieser Woche aber weiß Rihan wieder, wo er hingehen kann. Freunde treffen, Hilfe bei den Hausaufgaben bekommen, Kicker spielen oder einfach chillen – das geht jetzt im städtischen Gebäude an der Manforter Straße 184, in dem der Lindenhof ein Übergangsquartier bezogen hat, bis das Stammgebäude saniert ist. Was nach städtischen Angaben noch ein bis zwei Jahre dauern kann.

Raum zum Toben fehlt

Am Tag der offiziellen Eröffnung liegt der eigentliche Umzug schon eine Woche zurück. Denn der große Tag sollte von den Kindern und Jugendlichen mitgestaltet werden. „Uns ist wichtig, dass die Kinder das hier als ihren Ort begreifen“, erklärt Einrichtungsleiterin Caroline Wilk. Gemeinsam haben sie die Garderobe aus ausrangierten Skateboards gebaut, den Schriftzug am Eingang gestaltet, Muffins und gebrannte Mandel gebacken und die Räume benannt. Die Kinder wissen Bescheid, wenn sie vom „Chill-Raum“ sprechen, die Erwachsenen müssen sich da noch orientieren. Für kleine Kinder gibt es einen „Snoozle-Raum“ zum Lego bauen oder Bücher anschauen. Für die Größeren einen Medienraum zum surfen und zocken. Und für alle das „Wohnzimmer“.

Öffnungszeiten

Der Lindenhof im neuen Quartier, Manforter Straße 184, hat montags und dienstags von 15 bis 19 Uhr für sechs- bis zwölfJährige geöffnet, donnerstags und freitags von 16 bis 21 Uhr für über-12-Jährige. Am Mittwoch findet die Lindenhof-Konferenz statt, bei der Kinder mitbestimmen können, was gemacht wird (16 bis 17.30 Uhr oder 18 bis 19.30 Uhr).

Zusätzlich gibt es dienstags ein Zirkusprojekt (17.30 bis 19 Uhr) und donnerstags Boxen (16 bis 17.30 Uhr).

Vorbeikommen kann jeder ohne vorherige Anmeldung, es muss ein negativer Corona-Test vorgelegt werden, der aber auch am Eingang gemacht werden kann. In den Räumen gilt Maskenpflicht. (stes)

Der Kicker hat es noch in die neue Unterkunft geschafft, schmerzlich vermisst wird aber die große Halle zum Austoben. „Das einzige, was hier doof ist, ist dass man nicht Fußball spielen kann“, sagt Rihan und seine Kumpels stimmen zu. Die Räume sind zu klein, draußen ist es matschig und die Nachbarn stört der Lärm. „Der Bewegungsaspekt fehlt den Kindern wirklich“, bestätigt Wilk. Gerade für Kinder aus dem eher sozialschwachen Stadtteil ist das ein gutes Ventil, um Frust abzulassen.

Große Lernrückstände

Noch deutlich größeren Bedarf als zuvor sieht Wilk seit Corona bei der Lernunterstützung. „Wir hatten sechs Kinder hier dauerhaft im Homeschooling und viele, die am Nachmittag noch Hilfe brauchen. Dafür mussten wir einen Mitarbeiter komplett abstellen“, sagt die Pädagogin. Das sei auf Dauer nicht leistbar gewesen, jetzt gibt es eine eigene Honorarkraft für die Nachhilfe.

Das könnte Sie auch interessieren:

Auch wenn unter-12-Jährige laut Coronaschutzverordnung von der Testpflicht befreit sind – im Lindenhof gilt 3G für alle. Auch geimpfte Mitarbeiter müssen sich vor dem Dienstbeginn testen, die Kinder machen das routiniert mit Schnelltests vor dem Eingang. „Wir können bei unseren Kindern hier nicht sicher sein, dass sie regelmäßig zur Schule gehen und an allen Tests teilnehmen“, erklärt Wilk. Und noch können die jüngeren ja auch nicht geimpft werden. „Deswegen müssen wir alle hier schützen und das ziehen wir auch durch.“

Vom Haupteingang aus muss man links um das Gebäude gehen, um zum Eingang des Jugendzentrums zu kommen.

Nach und nach fällt nun auch immer mehr auf, was alles den Fluten zum Opfer gefallen ist. Weihnachtsdekoration zum Beispiel - hier würde sich der Lindenhof über Spenden freuen. „Wir hatten drei künstliche Tannen, da mag man von halten, was man will, aber die Kinder haben es geliebt, die zu schmücken“, erinnert sich Wilk. Überlebt hat aber nur die Halloween-Deko. Die stand auf dem obersten Regal.