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Schimmel im Lindenhof„Wir haben Sorgen, dass die Kids in Manfort hinten runterfallen“

Lesezeit 4 Minuten

Betreten verboten: Das Jugendhaus Lindenhof wurde vom angrenzenden Weiher des Mutzbach überschwemmt.

Leverkusen – „Können wir die Inliner rausholen?“ Oh nein, sie sind nicht mehr da. „Spielen wir auf der Gitarre?“ Auch nicht mehr da.

Erst nach und nach fällt auf, wie viel im Jugendhaus Lindenhof – außer dem schwer geschädigten Gebäude – im Hochwasser vor zwei Monaten tatsächlich verloren gegangen ist. Der Schmerz darüber sitzt tief bei den Jugendlichen und ihren Betreuern. Zumal sie immer noch nicht wissen, wie es weiter geht mit der wichtigen Jugendarbeit im sozialschwachen Manfort.

WGL widerspricht Vorwurf

Der Lindenhof ist ein städtisches Gebäude, das die WGL treuhänderisch verwaltet. Auf eine Anfrage dieser Zeitung hatte die Stadt mitgeteilt, dass die WGL zugesagt hatte, sich um den Flutschaden zu kümmern und dies dann vier Wochen nach der Flut zurückgenommen habe. „In der Zuständigkeit der WGL bis zum 19. August wurde weder ein Rückbau noch eine professionelle Trocknung eingeleitet“, schrieb die Stadt. Dem Vorwurf der Untätigkeit widerspricht die WGL „mit Nachdruck“.

Zum Nachweis schickte sie dieser Zeitung eine Auflistung ihrer Ortstermine mit Fachfirmen aus den Bereichen Elektro, Heizung und Trocknung. „Wegen der fehlenden Stellungnahme des Denkmalschutzes wurde ohne weitere Abstimmungen keine weiteren Maßnahmen durch die WGL durchgeführt“, schreibt Klaus-Ulrich Heimann. Als der Umfang der Schäden deutlich wurde, habe man die Stadt ausführlich informiert, da der Vertrag nur Sanierungen bis 5000 Euro einschließe. (stes)

„Die Schließung ist für Manfort eine Katastrophe“, sagt Sandra Loh, Abteilungsleiterin der städtischen Jugendsozialarbeit. Das habe man gesehen, als die Türen wegen Corona verschlossen waren. „Wir sind hier wichtige Ansprechpartner, als wir nicht da waren, ist einiges aus dem Ruder gelaufen“, bestätigt auch Einrichtungsleiter Simon Frädrich.

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Beide sitzen vor dem Haus in der Weiherstraße, an Bierbänken basteln Mädchen Freundschaftsarmbänder. „Wir versuchen, zumindest irgendwie da zu sein und ein bisschen was anzubieten“, erklärt Frädrich. „Aber für viele ist das zu wenig, die sagen mir klar: »Wenn ihr wieder ein Jugendhaus habt, dann komme ich wieder, aber auf einer Bierbank rumsitzen, darauf habe ich kein Bock«.“ Und dann ziehen sie lieber um die Häuser.

Lange nichts passiert

Wenig ist hier bislang passiert, das Warum wollen die Jugendhelfer nicht thematisieren. Sie selbst haben kräftig angepackt. „Am Abend der Flut haben wir mit den Jugendlichen, die da waren, noch schnell alles aus dem Keller gerettet, was wir irgendwie nach oben tragen konnten“, berichtet Frädrich. Später haben sie auf eigene Kosten Container bestellt und mit einer langen Menschenkette aus Freunden etwa von der Nordkurve oder von Fidelio Manfort das verschlammte Zeug aus dem Jugendhaus geschafft. Dass die WGL zwei Bautrockner aufgestellt hat, kann Frädrich bestätigen, allerdings waren das viel zu wenig und funktioniert haben sie auch nicht richtig. Mittlerweile schimmelt es kräftig.

Kein Zeitplan bekannt

Jetzt hat die Stadt die Sanierung übernommen, ein Zeitplan ist bislang noch nicht bekannt. „Ich bin mir sicher, alle tun ihr Bestes“, sagt Frädrich. Dennoch bleibt der Eindruck, dass Dinge in Schlebusch schneller gehen als in Manfort. „Unsere Sorge ist, dass die Kids in Manfort hinten runterfallen“, sagt Loh. Denn ja, das sei nun mal ein sozialer Brennpunkt. „Wir haben hier im Stadtteil Kindeswohlgefährdung und Jungs, die sich prügeln.“ Umso wichtiger sei es, dass das Jugendhaus erhalten bleibt und zwar genau an dieser zentralen Stelle, an der es seit 1978 steht. „Das darf nicht verloren gehen“, sagt Loh.

Privatspenden willkommen

Bis das Haus wieder nutzbar ist, bekommt die Jugendarbeit Ersatzräume an der Manforter Straße 184. Händeringend wartet Frädrich auf die Schlüsselübergabe, auch hier steht das Datum noch aus. „Wir werden da nicht das Gleiche anbieten können wie hier. Aber wir werden es uns gemütlich machen.“

Spenden aus der Bevölkerung wären dafür durchaus hilfreich: „Sitzmöbel, Teppiche, Gardinen, Lampen, Fernseher, Beamer – wenn wir das nicht alles selbst anschaffen müssen, würde das schon sehr helfen“, sagt Frädrich. Und Inlineskates und Gitarren wären dann vielleicht auch wieder drin.

jugendhaus.lindenhof @stadt.leverkusen.de