Die Wupsi startet am 12. Dezember ihr neues Mobilitätsangebot „Efi“ in Leverkusen. Mit London-Taxis, die auf Abruf an virtuelle Haltestellen gerufen werden können, soll der Nahverkehr in der Stadt ausgebaut werden.
ÖPNV-Angebot in LeverkusenDie neuen Kleinbusse der Wupsi kommen nur auf Bestellung
Am Ende der Vorstellung des neuen Wupsi-Babys namens „Efi“ setzt sich Marc Kretkowski selbst ans Steuer. Hinter einer Plexiglaswand vom Passagierraum getrennt, gibt der Wupsi-Chef kurzerhand den Chauffeur für Oberbürgermeister Uwe Richrath, begleitet von Journalistinnen und Journalisten. Wie es nur Elektroautos können, fährt das weiße Auto mit Schwung, aber geräuscharm eine Runde durch die Bahnstadt Opladen. Zu Füßen des Funkenturms haben Kretkowski und Richrath wenige Minuten zuvor am Montagnachmittag „Efi“ der Öffentlichkeit vorgestellt.
Sieben London-Taxis fahren für „Efi“ durch Leverkusen
„Efi“ ist ab 12. Dezember Teil des Angebots im öffentlichen Personennahverkehr in Leverkusen. Das Akronym steht für „einfach, flexibel, individuell“ – erdacht hat die Wupsi den Namen in Zusammenarbeit mit einer Agentur. Dahinter stecken Kleinbusse des Modells London-Taxi, die von Fahrgästen künftig per Efi-App oder Anruf zu virtuellen Haltestellen bestellt werden können – ohne festen Fahrplan. Das heißt: Die sieben London-Taxis, die in Leverkusen im Einsatz sind, fahren nur, wenn sie auch gebraucht werden.
„Das System versteht sich nicht als Ersatz für den vorhandenen ÖPNV, sondern als Ergänzung“, sagt Wupsi-Chef Kretkowski. Der Busfahrplan solle weder ausgedünnt noch sollen Linien gestrichen werden, weil es jetzt auch „Efi“ gibt. Vielmehr gehe es darum, Lücken zu schließen. Eine neue Verbindung beispielsweise von Opladen nach Wiesdorf soll damit nicht geschaffen werden – denn die gibt es ja schon in Form eines eng getakteten Busverkehrs.
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„Efi“ ist in vier Leverkusener Stadtteilen verfügbar
Die „Efis“ sind folgerichtig nicht im gesamten Stadtgebiet unterwegs: Bedient werden nur Opladen, Quettingen, Lützenkirchen und der ländliche Bereich Steinbüchels. Fahrten können dabei auch lediglich innerhalb dieses Gebiets abgewickelt werden. Die virtuellen Haltepunkte, die in der App angezeigt werden, sind in diesen Stadtteilen laut Wupsi maximal 250 Meter fußläufig entfernt.
Die Hürde, die sogenannten On-Demand-Büschen (deutsch: auf Abruf) in die individuellen Verkehrsmittel zu integrieren, soll möglichst niedrig sein. Dazu passt, dass für eine Fahrt mit den London-Taxis bloß ein Fahrschein nach VRS-Tarif gekauft werden muss. Sie kostet keinen Aufpreis – auch dann nicht, wenn im Frühjahr ein 49-Euro-Ticket kommen sollte. Zudem sind sie barrierefrei und auch mit Kleinkindern buchbar – wer mit Nachwuchs oder im Rollstuhl fahren möchte, muss das in der App bloß vorher ankündigen. Ein neben dem Fahrer gelagerter Kindersitz und eine integrierte Rampe ermöglichen die Fahrt für Menschen in fast allen Umständen.
Zum Komfort tragen auch USB-Ladebuchsen bei, mit denen während der Fahrt das Smartphone geladen werden kann. Über einen Knopf können Fahrgäste mit dem Fahrer oder der Fahrerin sprechen, und im Passagierraum haben sie die Hoheit über Temperatur und Belüftung.
Wupsi: „Efi“ fährt täglich bis 21 Uhr
„Die Verkehrswende gehört zu unseren wichtigsten Zielen“, sagte Oberbürgermeister Richrath. „Das gelingt aber nur, wenn wir die Bedürfnisse der Menschen in den Blick nehmen. Flexible und individuell nutzbare Angebote sind hier ein wichtiger Baustein.“ „Efi“ steht Fahrgästen wochentags von 6 bis 21 Uhr und an Wochenenden von 9 bis 21 Uhr zur Verfügung. Nach einmaliger Registrierung in der App soll das Angebot unmittelbar genutzt werden können.
Mit dem Betrieb ist das Berliner Unternehmen Clevershuttle beauftragt worden. Es stellt die Fahrzeuge, das Personal und die Software im Hintergrund, die die Fahrtwünsche mehrere Wupsi-Kundinnen und -Kunden automatisch bündelt, die beste Route berechnet – und auch registriert, wenn auf gleichem Weg ein Bus unterwegs ist. Dann werden die klassischen Linienbusse auch bevorzugt zur Nutzung angezeigt. Eine Ergänzung des ÖPNV, kein Ersatz, der Grundsatz kommt hier zum Tragen.
Clevershuttle: Seit 2020 im ÖPNV unterwegs
Mit Clevershuttle beauftragt die Wupsi einen erfahrenen Akteur: Seit 2014 betreibt die Firma sogenanntes Ride-Pooling, also das Bündeln von Bestellfahrten mehrerer Fahrgästen, und seit 2020 arbeitet es mit Kommunen am ÖPNV-Angebot, Leverkusen ist nach Angaben von Georg Königsmann, General Manager bei Clevershuttle, das 17. Gebiet. Und das schafft Arbeitsplätze: 45 Fahrerinnen und Fahrer sind für den Betrieb in Leverkusen festangestellt, aufgeteilt auf 27,5 Vollzeitstellen. Hinzu kommen ein Betriebsleiter und zwei Operation Manager.
Finanziert wird das Projekt vom Bund: Die Wupsi hatte vor elf Monaten als eines von bundesweit zwölf Unternehmen den Zuschlag für eine Förderung von insgesamt 9,5 Millionen Euro erhalten. Neben dem Auf-Abruf-Verkehr – zusätzlich zu Leverkusen startet „Efi“ in der Rhein-Berg-Gemeinde Odenthal – sollen damit bis 2024 auch eine Verdichtung des Schnellbus-Netzes und ein Ausbau der Wupsi-App finanziert werden.
In der Wupsi-App wird im Bediengebiet zum Start des Projekts auf „Efi“ und die zugehörige App hingewiesen. Perspektivisch aber, erklärt Wupsi-Sprecherin Kristin Menzel, sollen die Leverkusener London-Taxis auch direkt über die Wupsi-App gebucht werden können.