Bei Bender im Opladen werden Züge der Berliner S-Bahn verschrottet.
Recycling in OpladenDie Berliner S-Bahn wird in Leverkusen verschrottet
„Zurückbleiben, bitte“, wer schon einmal in Berlin mit der S-Bahn gefahren ist, kennt den Spruch. Er leitet jede Abfahrt einer S-Bahn ein, bevor sich schwungvoll die Schiebetüren schließen und der Zug polternd in Richtung Spandau, über die Hochbaustrecken durch den Bahnhof Friedrichstraße oder nach Königs-Wusterhausen oder Ostkreuz eilt. 30 Züge, das sind 60 Wagen, werden jetzt in Opladen auf dem Hof bei Bender Recycling verschrottet.
Auch wenn Berlin vermutlich eigene Schrottplätze hat, werden die Wagen durch die halbe Republik nach Opladen gezogen. Die Leverkusener haben die Ausschreibung zum Verschrotten gewonnen, sagt Peter Bender am Telefon, ansonsten zieht er sich darauf zurück, dass man bezüglich weiterer Informationen zur Zug-Verschrottung wegen der Verträge nichts sagen dürfe.
Die Wagen der Baureihe 485 sind noch zu DDR-Zeiten in der Hochschule für industrielle Formgestaltung in Halle entworfen worden, gebaut wurden sich nach DDR-Plänen schon nach der Wende, sagt eine Bahnsprecherin. Eigentlich sollten sie schon lange abgewrackt werden, aber es kam immer wieder Bedarf auf, die Züge fuhren weiter durch Berlin, wenige bis heute. Die Berliner S-Bahn nennt die 485er-Züge „unsere Oldtimer“.
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Die Züge hat man nach Opladen ziehen müssen, denn die Berliner S-Bahn fährt nicht mit Eisenbahn-Oberleitungsstrom. Über eine seitlich in Kniehöhe neben den Gleisen verlaufende Stromschiene beziehen die Triebwagen in Berlin Gleichstrom mit einer Spannung von 750 Volt. Die Wagen können somit nicht mit eigenem Antrieb auf „normalen Gleisen“ fahren.
Abgesehen von historischen Zügen gehören die S-Bahnen, die jetzt nach und nach verschrottet werden, zu den letzten fahrenden Bahn-Relikten der DDR. Jetzt stehen zwei lange Züge auf dem Gelände des Recyclingunternehmens Bender und werden bald auseinandergenommen. Ihr Wagenkasten besteht zu einem Großteil aus Aluminium, sagt die Bahnsprecherin, da sei richtig viel Rohstoff drin. Als die Züge noch knallrot lackiert waren, trugen sie deshalb und vermutlich auch wegen ihres Materials den Spitznamen „Coladose“.
Aus Sicht von Eisenbahnfans ist Benders Schrottplatz in Opladen eine interessante Stätte. Die DB lässt dort immer wieder (aus Sicht von Eisenbahnfreunden) interessante Züge abwracken, vor zwei Jahren zum Beispiel die ICE-Züge, die nicht elektrisch, sondern von Dieselmotoren angetrieben wurden. Die einschlägigen Internetforen sind voller Fotos, die das Zerlegen von Lokomotiven zeigen, alle von außerhalb des Zauns aufgenommen und meist mit einer Dokumentation der jeweiligen Baureihe und Lok-Nummer. 2009 zur Abwrackprämie stapelten sich auf dem Schrottplatz die zum Teil noch guten Autos zu hohen Türmen.
Als die Lokomotiven vor Jahren noch tagelang vor dem Hof frei zugänglich waren, kam es zu Diebstählen aus den Maschinen. Sogar eine Typen-Nummer an einer Lokomotive soll einmal nachts aus einer Frontpartie herausgeschnitten worden sein.
Die Firma und der Name Bender sind in der Szene eine so wichtige Größe, dass Eisenbahn-Fans daraus ein eigenes Verb gebildet haben: Wenn eine Lok verschrottet wird, heißt es schonmal, sie werde „verbendert“.