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Salzige, süße und vegane LakritzeIn Opladen gibt es „dunkle Materie“ zum Naschen

Lesezeit 3 Minuten

Derya Deniz-Isik steht im Laden hinter der Theke.

  1. Ob glutenfrei, vegan, zuckerfrei, salzig, süß, mild oder herb – in der Karlstraße, Ecke Kölner Straße besteht die Dunkle Materie zweifelsohne aus Lakritz.
  2. Wir haben uns mit dem Inhaber unterhalten: Was macht sein Geschäft aus?
  3. Dieser Artikel gehörte zu den Lieblingstexten unserer Leser, hier können Sie ihn nochmals nachlesen.

Leverkusen – Zu fast 27 Prozent soll das Universum aus Dunkler Materie bestehen – doch woraus sie genau besteht, darüber rätseln die Wissenschaftler bis heute. In dem Opladener Lakritzladen Dunkle Materie jedoch ist das Rätsel bereits gelöst. Gläser in den unterschiedlichsten Formen drängen sich in dem deckenhohen Regal aneinander. Sie sind gefüllt mit schwarzen Leckereien aller Art: Ob glutenfrei, vegan, zuckerfrei, salzig, süß, mild oder herb – in der Karlstraße, Ecke Kölner Straße besteht die Dunkle Materie zweifelsohne aus Lakritz.

Herbert Dittmer ist Psychologe, vor über 20 Jahren gründete er das Kinder Jugendhilfe Forum. Im April 2019 eröffnete Dittmer zusätzlich den kleinen Lakritzladen neben den Räumlichkeiten seiner Praxis. Psychologie und Lakritze – beides liegt für ihn näher beieinander, als man auf den ersten Blick meinen könnte.

Auch in Totenkopfform

Für Dittmer liegt der Zusammenhang in dem Mysterium der Dunklen Materie: „Inhaltlich ist die Wissenschaft der Physik, wie sie sich darstellt, ziemlich am Ende. Das heißt, sie hat die Welt einigermaßen erklärt, aber kommt momentan nicht weiter“, erklärt er. „Damit ihre Berechnung über das Verhalten der Materie im All aufgehen konnte, sagten sie „Es gibt so etwas wie eine Dunkle Materie.“ Übertragbar sei dieses Modell Dittmer zufolge auf das, was Sigmund Freud als das Unterbewusste bezeichne. „Es ist gigantisch groß, doch es ist uns nicht bewusst“, so der Psychologe. „Mich hat immer fasziniert, dass es weite Bereiche im Innenleben von uns Menschen gibt, die wir nicht aufhellen können.“

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Doch aufhellen möchte er mit seiner Arbeit und seinem Lakritzladen die Perspektive der Jugendlichen, denen er als Psychologe zu helfen versucht. Denn der Ladengründer plant, perspektivlosen Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, einige Stunden am Tag in dem Laden zu arbeiten, Erfahrungen zu sammeln.

Wenn man seine Klienten frage, was sie später einmal machen möchten, sagten sie meist: „Ich möchte Beats machen“, maximal komme vielleicht etwas wie „Ich werde Eventmanager“, erzählt der Psychologe. „Doch ihnen fehlen häufig solche Basisfertigkeiten wie Höflichkeit, Pünktlichkeit oder die Fähigkeit, auf die Wünsche des anderen einzugehen. Das bringt ihnen einfach niemand mehr bei.“ So solle die Arbeit in dem Laden auch einen Lerneffekt haben für die Jugendlichen.

Integratives Projekt

Doch solange coronabedingt nicht zwei Verkäufer zugleich hinter der Kasse stehen dürften, müsse der Start seines integrativen Projekts noch warten. Bis dahin hält Derya Deniz-Isik die Stellung. Sie ist schon seit der Eröffnung des Ladens für den Verkauf zuständig. Doch als sie sich als Verkäuferin in dem Laden beworben habe, habe sie zu Dittmer gesagt: „Ich kann zwar gut verkaufen, aber ich mag kein Lakritz“, erzählt die junge Frau. „Mittlerweile bin ich aber selber richtig süchtig nach ihnen geworden“, lacht sie. Überhaupt liebe sie den Laden und freue sich jeden Morgen, die Tür zu öffnen und auf die ersten Kunden zu warten. Auf einem Plattenspieler rotiert eine Schallplatte, leise schallt Jazzmusik aus den Boxen. „Hier im Laden läuft alles auf familiärer Basis“, so Deniz-Isik. „Wenn die Kunden in den Laden kommen, dürfen sie sich erstmal durchprobieren. Sie können sich auch hinsetzen und wenn sie etwas zu erzählen haben, unterhalten wir uns.“

Natürlich sei auch der Lockdown infolge der Corona-Pandemie nicht spurlos an dem kleinen Laden vorbeigegangen. Doch seit sie wieder geöffnet haben, kämen sogar mehr Kunden als zuvor, berichtet die Verkäuferin: „Ich glaube, in der Zeit Zuhause waren die Leute sehr viel Online und haben das Einkaufserlebnis vor Ort wieder schätzen gelernt – diesen Kontakt zu Menschen, die Gespräche.“ Seitdem der Laden wieder geöffnet habe, sagten die Kunden häufig: “Ich hoffe, Sie bleiben noch lange hier!“, erzählt Deniz-Isik. „Ich antworte dann immer: »Gerne, aber dann müssen Sie weiterhin bei uns einkaufen.«“