„Ich bin ein großer Fan von Upcycling“, sagt Petra Brodhag.
Die Designerin kreiert in ihrem Atelier aus Stoffresten Mode.
In Nähkursen bringt sie außerdem Interessierten das Schneider-Handwerk bei.
Wir haben die Schneiderschule in Opladen besucht.
Angefangen hat alles mit einer großen Ladung Industriemüll – riesige bedruckte Kunststoffplanen, ausgedient und nutzlos. „Daraus stelle ich meine Taschen her“, sagt Petra Brodhag. Für die Schneiderin und Designerin gibt es nichts, was nicht noch brauchbar wäre. „Ich bin ein großer Fan von Upcycling“, sagt sie. Aus Stoffresten werden in ihren Händen einzigartige Mäntel, aus kleinen Stofffetzen kuschelige Decken und aus alten Werbedrucken eben stilvolle Taschen.
Unter dem Label „Pebody“ verkauft Brodhag ihre Unikate weiter. „Ich betrachte mich ein Stück weit als Künstlerin“, erklärt die Schneiderin, „denn ich mache aus Müll neue Dinge.“ Ihr Atelier befindet sich in der Opladener Fußgängerzone. Eine Treppe führt hinauf in den ersten Stock in eine lichtdurchflutete Werkstatt. Im hinteren Bereich hat Brodhag mehrere Nähmaschinen aufgestellt, hier gibt sie ihre Schneiderkurse.
„Ich versuche wirklich das Schneider-Handwerk zu lehren“
Normalerweise findet ihre Schneiderschule montags bis freitags statt, aufgrund der Corona-Krise kann Brodhag die Kurse aktuell jedoch nur in reduzierter Form dienstags, mittwochs und freitags anbieten. Kommen könne im Prinzip jeder, sagt sie, egal ob man noch gar nichts könne oder schon Profi sei. Wichtig sei ihr bloß, dass sie sich um jeden individuell kümmern könne. „Ich versuche wirklich das Schneider-Handwerk zu lehren“, betont Brodhag. Deshalb bezeichne sie ihre Kurse auch nicht als Nähworkshops, sondern als Schneiderschule.
Den Unterschied zwischen beiden musste Brodhag bereits im Studium kennenlernen. Wo Kleidung zur Massenware geworden ist, wo kein Kleidungsstück noch hierzulande gefertigt wird, da könne von Handwerk keine Rede mehr sein. Sie selbst möchte sich abgrenzen von dieser Modeindustrie, zeigen, dass es auch anders geht.
Die Upcycling-Materialen kommen von befreundeten Designern
Ihre Materialien bekommt Brodhag meist von ehemaligen Studienkollegen, die heute bei großen Modeketten als Designer arbeiten. Stoffe, Knöpfe, Reißverschlüsse – all das bezeichnet die Schneiderin als „Zutaten“. Um ein fertiges Kleidungsstück zu entwerfen, bekämen die Designer etliche unterschiedliche Zutaten zur Verfügung gestellt. Zehn verschieden gemusterte Stoffe, unterschiedliche Farbtöne, zig Knöpfe.
Daraus suchten sie sich die passenden Zutaten heraus und der Rest, „der wandert einfach in den Mülleimer“, berichtet Brodhag. So sei das Upcycling zu ihrem Hauptthema geworden, dem gelebten Beweis, das aus diesem vermeintlichen Müll noch schöne Dinge entstehen können.
Die Kurse der Schneiderschule finden in Petra Brodhags Atelier in der Kölner Straße 8 (1. Etage) statt. Aufgrund der Corona-Krise finden sie derzeit nur dienstags, mittwochs und freitags statt. Ein Kurs kostet 100 Euro pro Person und umfasst vier Sitzungen à drei Stunden. Derzeit können etwa fünf Personen an einem Kurs teilnehmen. Es werden auch Kurse für Kinder angeboten.