Leverkusen – Wie stark ist die Polizei künftig in Leverkusen präsent? Welche Standorte wird sie weiter betreiben – und welche womöglich aufgeben? Diese Fragen soll der Präsident der Polizei Köln, Uwe Jacob, am Montagnachmittag im Leverkusener Stadtrat beantworten.
Doch wie steht es eigentlich um Kriminalität in Leverkusen? Eine detailreiche Analyse hat die Polizei zuletzt im Frühjahr dieses Jahres durchgeführt. Das sind die Ergebnisse:
Kein Jahr wie jedes andere
Auch für Polizeipräsident Uwe Jacob war das vergangene Jahr keines wie jedes andere. „Es ist in der Geschichte der Polizei unvergleichbar“, sagte er im März. Es habe Einflüsse auf die Kriminalitätsstatistik gehabt, „die nicht mit der Polizeiarbeit zu tun haben“, sondern mit den beiden Lockdowns ob der Corona-Pandemie. „Das Virus hat erheblichen Einfluss genommen.“ Überall. In Köln. In Leverkusen.
Ein paar simple Beispiele: Es habe keine Kneipenschlägereien gegeben. Keine Gewalt rund um Fußballspiele. Kaum Ladendiebstähle. „Dafür gab es wesentlich mehr Straftaten im Internet. Und mehr Fahrraddiebstähle.“ Denn die seien ja zeitweise „das Verkehrsmittel überhaupt“ gewesen – und entsprechend mehr gekauft, mehr genutzt, mehr geklaut worden.
Weniger Rauschgiftdelikte
In Leverkusen nahm die Zahl der Fahrraddiebstähle um 5,62 Prozent zu, was 35 Fällen mehr als 2018 entspricht (658 anstatt 623). Der Handel mit und Besitz von Rauschgift nahm erstmals seit 2017 wieder leicht ab (466 anstatt 471 Fälle gegenüber 2019), was auch der Tatsache geschuldet sei, dass während des Lockdowns nur wenig Handel auf der Straße stattfand. „Mittlerweile werden Betäubungsmittel vermehrt gegen Vorkasse mit der Post verschickt“, sagt Klaus-Stephan Becker als Leiter der Kölner Kriminalpolizei.
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Auch aus Kraftfahrzeugen wurde weniger geklaut (591 statt 671 Fälle in 2019, minus 11,92 Prozent). Es gab weniger Wohnungseinbrüche (235 statt 245 Fälle in 2019, minus 4,08 Prozent). Die Tatsache, dass in Leverkusen im Vergleich zu Köln ein leichter Anstieg bei den Taschendiebstählen festzustellen gewesen sei, liege sicherlich an der Tatsache, dass diese Zahl in der Domstadt aufgrund der vielen Touristen und zahlreichen Groß-Weihnachtsmärkten außerhalb der Corona-Zeit natürlich stets signifikant sehr hoch gelegen habe.
Neue Kriminalitätsphänomene
Die Pandemie habe laut Becker zwangsläufig auch für „ganz neuen Kriminalitätsphänomene“ wie Strafanzeigen und Ordnungswidrigkeiten bezüglich der Corona-Schutzauflagen geführt. Und zu Betrügereien in Sachen Corona-Soforthilfe. Hier beziffert Becker den Schaden auf 11,5 Millionen Euro in der Region. Übrigens: Entgegen der Erwartung habe es im Lockdown keinen Anstieg von Fällen häuslicher Gewalt gegeben. „Aber hier wird die Dunkelziffer der nicht zur Anzeige gebrachten Taten wohl wesentlich höher liegen“, sagte Becker.
Der Fokus in diesem Jahr – auch hinsichtlich diverser Aufklärungskampagnen – soll auf den Fällen von „Betrug zum Nachteil älterer Menschen“ durch Enkel- und Telefontricks oder direkte Ansprachen an der Haustüre liegen. Hier hat Leverkusen ein Plus von 96 Fällen gegenüber 635 Fällen in 2019 (17,81 Prozent) zu verzeichnen.
Insgesamt gab es 2020 in Leverkusen 10 495 registrierte Fälle von Kriminalität. Das ist ein Rückgang um 542 (4,91 Prozent).