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Sozialpsychiatrische AmbulanzMehr Leverkusener suchen Hilfe bei psychischen Krankheiten und Krisen

Lesezeit 3 Minuten
Sozialpsychiatrische Ambulanz in Opladen, Kölner Straße 95

Eine Anlaufstelle für Menschen mit Depressionen, Störungen oder anderen psychischen Erkrankungen in Opladen.

Die Gruppe der 50- bis 59-Jährigen habe am meisten Beratungsbedarf zu Erkrankungen und Krisen. Grundsätzlich steigen die Zahlen.

Wer psychische Probleme hat oder eine Krise durchmacht, kann sich an die Sozialpsychiatrische Ambulanz (SPA) des SPZ Leverkusen (Sozialpsychiatrischer Dienst) in der Kölner Straße in Opladen wenden. Sie ist Beratungs- und Kontaktstelle für Leverkusener Bürgerinnen und Bürger. Regelmäßig bieten die Experten auch externe Sprechstunden im Behandlungszentrum der LVR-Klinik Langenfeld im Schlebuscher Gesundheitspark an.

Nun hat die Ambulanz ihren Jahresbericht vorgestellt. Im Jahr 2024 nahmen demnach 1253 Personen das Beratungsangebot in Anspruch. Das sind 19 Prozent mehr Klientinnen und Klienten als 2023. Der Großteil war selbst von Krisen und Erkrankungen betroffen, neun Prozent ließen sich ausschließlich als Angehörige beraten. 37 Prozent der Betroffenen hatten einen Migrationshintergrund, führt der Bericht aus, hier wurde teilweise mit Dolmetschern gearbeitet. Frauen lassen sich häufiger beraten als Männer (54 zu 45 Prozent; ein Prozent divers).

Erwachsene zwischen 50 und 59 Jahren nutzten das Beratungs- und Kriseninterventionsangebot der SPA am häufigsten (19 Prozent), erklärt die SPA. Es folgt die Gruppe der 20- bis 29-Jährigen mit 17 Prozent aller Beratenen. Interessant ist hier, dass in dieser Altersgruppe acht Prozent mehr Männer das Angebot nutzten. Ab dem 50. Lebensjahr steigt der Anteil der Frauen gegenüber dem Anteil der Männer bei der Inanspruchnahme der Hilfen deutlicher, formuliert die Ambulanz.

Bei den Diagnosen handelte es sich 2024 vorrangig um Affektive Störungen (32 Prozent), vor allem Depressionen, neurotische Störungen und Belastungs- und somatoforme Störungen (19 Prozent). Auch Schizophrenien und wahnhafte Störungen wurden festgestellt, allerdings bei einem geringeren Anteil der Ratsuchenden: 13 Prozent.

Leverkusener Senioren und Jugendliche haben Extra-Beratung

Leverkusener können sich kostenlos beraten lassen, es gibt auch spezielle Angebote für 15- bis 25-Jährige und für Menschen ab 60 Jahren – die gerontopsychiatrische Beratung. Dass die Zahlen von Menschen mit psychischen Erkrankungen und Krisen steigt, sei ein „besorgniserregender Aufwärtstrend“, schreibt die SPA.  „Diese Entwicklung führt dazu, dass auch das Versorgungssystem an seine Grenzen kommt. So war 2024 die Vermittlung in fachärztliche und psychotherapeutische Behandlung weiterhin sehr schwierig aufgrund mangelnder Behandlungskapazitäten bei niedergelassenen Fachärzten und Psychotherapeutinnen und -therapeuten. Eine fachärztliche Notfallversorgung in Krisensituation fand fast nur noch für bereits in den Praxen in Behandlung befindliche Klienten statt, nicht aber für neue Personen.“ Hier kommt die Sozialpsychiatrische Ambulanz in Opladen ins Spiel, die auch Menschen berät, die keinen Termin beim Facharzt bekommen haben. 

Aber auch die Ambulanz ist mehr als ausgelastet: „Bei gleichbleibendem Personalstand ist die hohe Zahl der Anfragen nicht mehr zeitnah zu bewältigen, wie es eigentlich unser Anspruch bei Menschen in Krisen ist“, schreibt SPZ-Geschäftsführerin Rita Apke. Nichtsdestotrotz sei es ihnen „trotz der hohen Anfragen wichtig, dass unser Hilfsangebot in Leverkusen bekannt ist, damit Hilfen bei psychischen Krisen möglichst frühzeitig in Anspruch genommen werden“.

Auffällig sei auch, dass die Fälle mit Gewaltpotenzial steigen, schreiben die Experten der Ambulanz: Die SPA wird gemäß ihrem Auftrag von behördlicher Seite, zum Beispiel von der Polizei oder dem Kommunalem Ordnungsdienst, zu akuten Einsätzen gerufen oder per Bericht darüber informiert, wenn bei behördlichen Einsätzen eine Person erkennbare psychische Probleme ist. „2024 war auffällig, dass hier die Zahl der Fälle mit Gewaltpotenzial deutlich zugenommen hat.“