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Erster Gesundheitsbericht der StadtDie meisten Ärzte gibt es in Wiesdorf und Schlebusch

Lesezeit 6 Minuten
Gesundheitshaus leverkusen-Wiesdorf

Das Gesundheitshaus in Wiesdorf: In diesem Teil der Stadt ist die Arztdichte besonders hoch – vermutlich wegen der zentralen Lage und Anbindung.

An welchen Krankheiten leiden die meisten Menschen und wie alt werden die Leverkusener? Die Stadt hat ihren ersten Gesundheitsbericht herausgebracht.

Wie geht es der Leverkusener Bevölkerung? Das wollte die Stadt wissen und hat ihren ersten Bericht herausgebracht, alle fünf Jahre soll es eine neue Auflage geben. In den Jahren dazwischen sind jährlich wechselnde Schwerpunktberichte geplant. Um einen guten Überblick zu erhalten, haben sich die Verantwortlichen neben dem Gesundheitszustand und der medizinischen Versorgung auch die Bevölkerungsstruktur und die sozioökonomischen Rahmenbedingungen angeschaut.

Wichtig für eine Bewertung ist schon mal, dass die Bevölkerung in Leverkusen etwas älter ist als im NRW-Schnitt. Das Verhältnis von Rentnern zur erwerbsfähigen Bevölkerung beträgt hier 35,8 Prozent, im NRW-Schnitt sind es 34,6 Prozent. Bei der Lebenserwartung hat sich in den vergangenen Jahren nur die Nachkommastelle geändert – allerdings zum Negativen: Wurden Frauen aus Leverkusen 2018 im Schnitt 83,83 Jahre alt, wurden sie 2022 83,76 Jahre alt. Das ist aber immerhin noch mehr als im NRW-Durchschnitt (82,66 Prozent in 2022). Bei der männlichen Bevölkerung sinkt die Lebenserwartung im Stadtgebiet Leverkusen seit 2019 minimal, aber kontinuierlich – von 79,02 in 2019 auf 78,66 Jahre in 2022. Aber auch bei den Männern liegt die Erwartung über dem Landesschnitt (78,1 in 2022).

Die häufigsten Todesursachen in der Stadt waren 2023 eine Erkrankung der Herzkranzgefäße, Lungenkrebs, COPD, Demenz und Herzschwäche. „Eine steigende Lebenserwartung und verschiedene Risikofaktoren wie Rauchen, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel spielen bei der Entwicklung chronischer Krankheiten eine zentrale Rolle“, analysiert der Bericht. Hier gibt es Unterschiede zwischen Frauen und Männern: Demenz war bei den Frauen auf Platz 1, während es bei Männern die Erkrankung der Herzkranzgefäße waren. „Die steigende Relevanz der Demenz erfordert im Hinblick auf den demografischen Wandel eine stärkere Fokussierung auf die Pflegesituation“, betont der Bericht. Abgesehen davon sei es wichtig, in Hitzeperioden „ein besonderes Augenmerk“ auf Menschen mit Herz- oder Lungenkrankheiten und auf Personen mit Demenz zu legen, „da insbesondere solche Erkrankungen zu vermehrten hitzebedingten Todesfällen führen können“.

Leverkusen: Rückenschmerzen um ein Drittel gestiegen

Die beiden häufigsten Diagnosen in den Praxen sind in Leverkusen Bluthochdruck und „Akute Infektion der oberen Atemwege“. Das sind auch die von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) am häufigsten ermittelten Diagnosen für NRW. Besonders der Anstieg bei den Rückenschmerzen gibt Anlass zur Sorge: Die Fallzahlen mit dieser Diagnose sind von 2019 bis 2023 um knapp ein Drittel angestiegen. Wenig überraschend konstatiert der Bericht, „dass besonders Bewegungsmangel, arbeitsplatzbezogene Belastungen sowie Übergewicht grundlegende Risikofaktoren für die Rückengesundheit und Gelenkbelastung sind“.

Die häufigste ambulante psychische Diagnose ist die Depression, gefolgt von Angststörung. Bei beiden Krankheitsfeldern sind die Zahlen in den vergangenen Jahren leicht angestiegen (zum Beispiel bei der Depression von 9007 Diagnosen in 2019 auf 9867 in 2022). Studien würden darauf hinweisen, dass Angst und Depressionen oftmals gleichzeitig auftreten: „Unbehandelte Angst kann ein Risikofaktor für Depressionen sein“, heißt es.

ARCHIV - 18.09.2013, Baden-Württemberg, Stuttgart: Ein Hausarzt misst in seiner Praxis einer Patientin den Blutdruck. (zu dpa: Verband schlägt Alarm wegen der vielen ausscheidenden Hausärzte») Foto: Bernd Weißbrod/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Hoher Blutdruck plagt auch die Leverkusener Bevölkerung.

Bei Vorsorgeuntersuchungen gibt es ein Auf und Ab: Während den kompletten Ü-35-Check-Up noch vor sechs Jahren 31.249 Personen bei ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin vorgenommen haben, waren es vier Jahre später gerade einmal 21.233. Auch bei der gynäkologischen Früherkennung beim Krebs wie auch beim Hautkrebs-Screening sind die Zahlen in den letzten Jahren gesunken. Urologische Früherkennungsuntersuchungen wurden dafür mehr wahrgenommen. Gerade bei Männern vermutet der Bericht, dass „die Notwendigkeit von Vorsorgeuntersuchungen – besonders bei fehlenden Schmerzen – als nicht so wichtig angesehen“ werde. Frauen hätten bereits im jungen Erwachsenenalter die Möglichkeit, die Krebsfrüherkennungsuntersuchungen in Anspruch zu nehmen und sich damit viele Jahre lang thematisch zu beschäftigen.

Hausärzte gibt es genug, Kinderärzte nicht

Ärztemangel gibt es in Leverkusen laut dem Gesundheitsbericht nicht. Der Versorgungsgrad der Hausärztinnen und -ärzte und Frauenärztinnen und -ärzte liege „nahe der Vollversorgung“. Bei Kinderärzten ist allerdings noch Luft nach oben, in dem Bereich könnten sich noch neue Mediziner niederlassen. Besonders gut versorgt ist die Stadt mit Psychotherapeuten, Haut- und Nervenärzten, Orthopäden und Urologen.

Doch nicht jeder Stadtteil ist gleich gut versorgt. Beispiel Hausärzte: Während es in Wiesdorf-West, Schlebusch-Nord und Hitdorf 1,2 bis 1,3 Hausärzte pro 1000 Einwohner über 16 Jahren gibt, sind es in Bezirken wie Lützenkirchen, Steinbüchel, Bürrig und Wiesdorf-Ost lediglich 0,2 bis 0,5. Bei den niedergelassenen Fachärzten und -ärztinnen (281 gibt es hier übers ganze Stadtgebiet verteilt) ist das Ergebnis ähnlich: Wiesdorf-West ist auch hier vorne mit dabei und kommt mit Schlebusch-Süd und Opladen auf eine große Facharztdichte, wohingegen Gegenden wie Alkenrath, Bürrig und Manfort praktisch leer ausgehen.

Dass sich sowohl Fachärzte wie auch Hausärzte im westlichen Wiesdorf konzentrieren, hängt vermutlich mit der zentralen Lage und Anbindung zusammen. Die hohe Dichte von Fachärztinnen und Fachärzten in Schlebusch-Süd könnte damit in Verbindung stehen, dass sich hier das Klinikum und das daran angebundene Versorgungszentrum „MediLev“ befinden. Als Folge dessen ist es wenig verwunderlich, dass dort, wo sich viele Ärztinnen und Ärzte angesiedelt haben, auch die Versorgung mit Apotheken sehr gut ist.

Klinikum Gesundheitspark
Foto: Britta Berg

Der Gesundheitspark in Schlebusch

Der Gesundheitsbericht beinhaltet auch ein paar Zahlen zur Krankenhauslandschaft: Im Stadtgebiet gibt es auf das Klinikum in Schlebusch und das St.-Remigius-Krankenhaus in Opladen verteilt insgesamt 997 Planbetten. Im Klinikum wurden im Jahr 2023 34.033 stationäre und 66.380 ambulante Fälle behandelt. Im Schnitt lagen Patienten 5,28 Tage im Krankenhaus.

Zahl der Pflegegeldempfänger steigt stark

Weiteres großes Thema des Berichts ist die Pflegesituation: „Der aktuell deutlich spürbare Fachkräftemangel in der Pflege und der in den nächsten Jahren erwartete Fachkräftemangel im ärztlichen Bereich trifft auf eine deutlich steigende Bedarfslage“, schreiben die Verantwortlichen. 34 ambulante Pflegedienste gibt es (Stand 2024) in Leverkusen, 4825 alte Menschen werden von ihnen versorgt. Ferner befinden sich in Leverkusen zwölf Senioren- und Pflegeheime, die sich um insgesamt 1346 Bewohnerinnen und Bewohner (teil-)stationär kümmern. Weiterhin sind 104 Plätze für die Kurzzeitpflege verfügbar.

Geriatrie im Remigius-Krankenhaus Opladen

Das Remigius-Krankenhaus Opladen hat eine große Geriatrieabteilung: Die Bevölkerung in Leverkusen wird immer älter, es müssen immer mehr hochbetagte Menschen versorgt werden.

Dass die Zahl der Pflegebedürftigen in unserer alternden Gesellschaft weiter zunehmen wird, ist eine Binse. Zwischen 2017 und 2021 hat sich die Gesamtanzahl der pflegebedürftigen Menschen in Leverkusen fast verdoppelt (der hohe Anstieg ist allerdings teilweise auch darauf zurückzuführen, dass der Pflegebegriff damals weiter gefasst wurde). Im Jahr 2021 waren insgesamt 12.255 Menschen pflegebedürftig, davon wurden 1.179 stationär und 1.947 ambulant versorgt. Insgesamt haben 8148 Personen Pflegegeld ab Grad 2 bekommen und wurden von Angehörigen, Freunden oder anderen ehrenamtlich Tätigen zu Hause versorgt. Die Anzahl der Pflegegeldempfänger hat sich von 2017 bis 2021 ebenfalls nahezu verdoppelt.

Was folgt aus der ganzen Datenmenge? Die Verantwortlichen sprechen davon, „mit allen Akteurinnen und Akteuren des Gesundheitswesens geeignete Maßnahmen“ zu entwickeln, ohne darauf näher einzugehen. Allerdings liege „aufgrund der angespannten Haushaltssituation ein besonderes Augenmerk auf der fach- und trägerübergreifenden Vernetzung, um kreative und tragfähige Lösungen zu entwickeln“. Der stationäre und ambulante Sektor und die Träger der stationären und ambulanten Pflege sollen sich mehr vernetzen, heißt es, es wird von mehr Prävention gesprochen und von „niederschwelligen Beratungs- und Informationsangeboten in den Quartieren“. Auch soll ein Hitzeaktionsplan für Leverkusen erstellt werden.


Tag des Gesundheitsamts

Am Samstag, 22. März, steht der Tag des Gesundheitsamtes unter dem Motto „Klimawandel und Gesundheit“. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Leverkusener Gesundheitsamtes beraten und informieren Interessierte von 10 bis 16 Uhr im Untergeschoss der Rathaus-Galerie (auf der Eventfläche vor Saturn) zu den Themen Klima/Hitzeschutz, Mücken und Co., Reisemedizin und Einsamkeit. (aga)