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Verfolgung mit 100 km/h?Angehender Jura-Student soll durch Leverkusen gerast sein

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Die Polizeiwache in Opladen (Symbolbild)

LeverkusenErneut wurde der Fall eines mutmaßlichen illegalen Autorennens in Leverkusen vor Gericht verhandelt: Aus Sorge vor einer anstehenden Verkehrskontrolle soll sich der 18-jährige Paul G. (Name von der Redaktion geändert) Mitte Februar in Lützenkirchen mit Beamten der Polizei eine wilde Verfolgungsjagd geliefert haben. Doch ob es tatsächlich zu einer Raserei mit rund 100 Kilometern pro Stunde durch den Stadtteil kam, ist fragwürdig. Am Dienstag stand der junge Erwachsene wegen des Vorwurfs des verbotenen Kraftfahrzeugrennens vor dem Opladener Amtsgericht.

Laut Anklageschrift soll der Heranwachsende den Polizisten in der Tatnacht wegen seines unkontrollierten Fahrverhaltens aufgefallen sein, als er ihnen auf der Hamberger Straße aus Richtung „Schöne Aussicht“ entgegenkam. Er soll Schwierigkeiten gehabt haben, die Spur zu halten, hieß es, und konnte gerade so eine Kollision mit dem Streifenwagen verhindern.

Die Polizisten wendeten, um den Fahrer zu kontrollieren. Der Angeklagte und sein Beifahrer sollen geflüchtet sein – die Flucht zog sich über die Kapellenstraße, dann weiter über einen Kreisverkehr über die Von-Knoeringen-Straße, bis die Männer nach einem weiteren Kreisverkehr in ein Parkhaus fuhren, wo ihre Fahrt endete.

Weist Vorwürfe von sich

Der 18-Jährige wies die Vorwürfe in seiner Aussage persönlich von sich, denn er wolle sich „nicht hinter der Verteidigungserklärung verstecken“, merkte sein Verteidiger an. Paul G. bestritt, auf der Gegenfahrbahn gefahren zu sein und sich mit höchstmöglicher Geschwindigkeit fortbewegt zu haben. Er habe zwar im Rückspiegel gesehen, dass die Beamten wendeten, da sie jedoch weder Blaulicht noch Haltesignale angeschaltet und sich nicht schnell dem Fahrzeug genähert hätten, sei der junge Mann in seinem Fiesta weitergefahren. „Es wäre völlig dumm gewesen, dann noch aufs Gas zu treten“, argumentierte er.

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Aufgrund der späten Uhrzeit habe der Angeklagte dennoch eine mögliche Kontrolle umgehen wollen, da er in der Vergangenheit auf seinem Heimweg schon häufiger auf seinem Motorrad für längere Zeit aufgehalten worden sei – ohne dass die Polizei Vergehen festgestellt habe. In der Hoffnung, der Prozedur zu entkommen, sei er in eine Seitenstraße eingebogen und ins Parkhaus gefahren. Erfolglos.

Es folgten ein Drogen- und Alkoholtest und eine Kontrolle des Fahrzeugs. Die Tests fielen negativ aus. Auf Rückfrage des Fahrers und Beifahrers, ob sie aufgrund der kalten Temperaturen und der langen Wartezeit die Heizung des Fahrzeugs anschalten dürften, soll ihnen mit einem Bußgeld für Umweltverschmutzung gedroht wurden sein, schilderte der 18-Jährige. Erst nach geraumer Zeit soll ein weiterer Beamter den Vorwurf des verbotenen Kraftfahrzeugrennens geäußert haben, der den jungen Mann vor Gericht brachte.

Diskussion unter Ausschluss der Öffentlichkeit

„Wie soll man auf diesen Kurzstrecken überhaupt so stark beschleunigen können mit diesem Auto?“ Diese Frage des Angeklagten beschäftigte das Gericht langanhaltend: Nach der Aussage des Beschuldigten diskutierten Richter, Staatsanwalt und Verteidiger unter Ausschluss der Öffentlichkeit über das weitere Vorgehen. Der anwesende Polizeibeamte wurde nicht zur Aussage gebeten.

Letztendlich fiel die Entscheidung zu Gunsten des 18-Jährigen aus. Er wurde zur Ableistung von 50 Sozialstunden verurteilt und stimmte einem Verzicht auf Entschädigung für den Entzug seines Führerscheins zu. „Rechtlich und tatsächlich gibt es Schwierigkeiten, die Tat nachzuweisen“, begründete der Richter die Entscheidung. Auf das Erstellen eines Gutachtens und das Anhören von Zeugen wurde verzichtet. Der Richter erläuterte weiter, dass solch eine Anklage normalerweise bei länger zurückgelegten Strecken bei Höchstgeschwindigkeit erhoben würde.

„Nehmen Sie das als Warnung“, mahnte der Richter den Angeklagten am Ende der Verhandlung. Doch der Schock sitze bereits wirklich tief, erwiderte der junge Erwachsene, dem für sein angestrebtes Jura-Studium nun nichts mehr im Weg steht.