Leverkusen – Seit mehr als zwei Monaten ist die S-Bahn-Strecke Köln-Düsseldorf nun bereits zwischen Köln-Mülheim und Langenfeld voll gesperrt, halten in Leverkusen-Mitte nur noch die Regionalexpress-Linien. Jetzt hat nach Monaten des Abbruchs und Abtransport von Bahnhofsgebäude, Bahnsteig und mehrerer Brückenbauwerken entlang des Streckenabschnitts Leverkusen-Langenfeld der Neuaufbau begonnen.
Der Zeitplan ist straff, der Endpunkt fix: Ende 2023 muss diese Großbaustelle der Deutschen Bahn fertig sein, ein Aufschub ist nicht möglich. Und schon zur Fußball-Europameisterschaft 2024 soll das Rheinland – und Leverkusen mit – davon profitieren, dass der Rhein-Ruhr-Express dann im 15-Minuten-Takt die Austragungsorte Köln und Düsseldorf verbindet.
Probleme bisher im Griff
Projektleiter Artur Wiatowski ist sich sicher, das einhalten zu können. „Natürlich kennen auch wir die Probleme im Baugewerbe“, räumt er ein. Gestörte Lieferketten, Probleme mit Materialbeschaffung und ausreichend Fachpersonal. Doch bisher sei alles im Takt. Dass dies so bleibt, darauf lege die DB großen Wert.
Mit einer Pressekonferenz in ihrem Leverkusener Bauinfozentrum ziehen die Verantwortlichen der DB für diesen Bauabschnitt der wichtigen Bahnverbindung Köln-Dortmund eine durchaus positive Zwischenbilanz. Monatelang ist abgerissen worden, ist das alte S-Bahn-Gleis auf 3200 Metern Länge entfernt worden – ein Abtransport von 375 Tonnen Stahl, 4800 Betonschwellen und 6000 Tonnen Erdreich, die für das neue, vierte Gleis in diesem Abschnitt ausgehoben worden sind.
Das alte Bahnhofsgebäude wurde im Frühsommer abgerissen, ebenso der alte S-Bahnsteig. Für den neuen Bahnsteig zwischen den künftigen S-Bahn-Gleisen 1 und 2, der über eine neue Fußgängerunterführung mit Treppen und Fahrstühlen erreichbar sein wird, werden gerade die Entwässerung vorbereitet und die Fundamente sowie Kanten gesetzt.
Infos aus erster Hand
Wer sich genauer über das Bauprojekt Rhein-Ruhr-Express in Leverkusen informieren will, kann dies über die Internetseite der Deutschen Bahn tun oder ganz ausführlich im Bauinfozentrum der DB am Busbahnhof in Wiesdorf. Eine interaktive Ausstellung informiert über Sinn, Zweck und Ausführung des Projektes. Von einer Besucherterrasse aus ist ein aufschlussreicher Überblick über die Arbeiten im Bereich des Bahnhofs Mitte möglich.
Das Infozentrum ist montags bis mittwochs von 8.30 bis 12 Uhr geöffnet, donnerstags und freitags von 13 bis 17 Uhr. Auch moderierte Gruppenführungen durch die Ausstellung werden angeboten, die im Netz gebucht werden können.
Am 23. September plant die DB außerdem einen Aktionstag unter dem Motto „Blick über den Bauzaun“. Dann können Besuchergruppen nicht nur die Ausstellung und die Aussichtsplattform besuchen, sondern werden an einzelnen Stellen auch direkt auf die Baustelle für den RRX geführt. Infos dazu folgen.
Bis Ende des Jahres soll der neue Zugang vom Busbahnhof her zu allen Gleisen fertig und benutzbar sein. Dann ist nicht mehr der gegenwärtig lange und für viele Menschen beschwerliche Umweg über die Ypsilon-Brücke, durch die Brückenbaustelle am Forum und durch den abgesicherten Fußgängertunnel und eine Treppe hinauf zum Bahnsteig erforderlich. Eine zweite Unterführung zu den S-Bahn-Gleisen kommt nahe der Rathenaustraße noch hinzu. Dort wird bereits ausgeschachtet.
Was derzeit wenig spektakulär aussieht, ist für die künftige RRX-Strecke im wahrsten Sinne fundamental: Es geht um die Verankerung und Stabilisierung der Gleisstrecke mit ihren Rampen und Brücken im Erdreich – teils bis zu 16 Meter tief –, um das enorme Gewicht der Züge und deren bei der Fahrt übertragenen Vibrationen stabil auffangen zu können. Es geht schlicht um Sicherheit.
Dafür werden große Maschinen eingesetzt, die enorme Materialmengen bewegen und dabei dennoch behutsam agieren müssen. Weil beispielsweise wichtige Versorgungsleitungen im Erdreich verborgen liegen, die nicht beschädigt werden dürfen.
Genauigkeit ist gefragt
Alexander Dutt, Bauleiter am neuen Brückenbauwerk über die Rathenaustraße, zeigt auf eine Fernwärmeleitung der EVL, die parallel zur Gleisstrecke verläuft und während der Arbeiten in Höhe des Forums zurzeit einmal zu sehen sind. Anke Reichartz, die die Arbeiten im Bahnhofsbereich beaufsichtigt, verweist auf die Passgenauigkeit bei der Konstruktion der Fundamente für die künftigen Aufzugsschächte und Bahnsteigüberdachungen.
Derzeit stehen nach guten Baufortschritten bei den Kabelverlegungen und der Fertigstellung der Schallschutzwände vor allem die Brückenarbeiten im Fokus, über dem Willy-Brandt-Ring und die Manforter Straße, hinterm Forum über die Dhünn sowie an den kleineren Unterführungen an der Windthorststraße und der Carl-Rumpff-Straße in der Beamtenkolonie nahe der Kölner Stadtgrenze. Auch zwischen Rheindorf und Langenfeld geht es voran und die Erweiterung der Eisenbahnbrücke über die A 542 ist in Vorbereitung.
Und die Uhr tickt die ganze Zeit: Im Herbst 2023 wird die Sperrung der S-Bahn-Strecke zum Fahrplanwechsel aufgehoben, Restarbeiten müssen bis Ende 2023 abgeschlossen sein.